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Geschichte des Schiller-Gymnasiums Köln 1899 - 2010

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Dr. Gemein zum Schulleiter und seiner Versetzung vom Hansa-Gymnasium zum „<strong>Schiller</strong>“ gelöst wurden.<br />

Tiefere Ursachen dieses objektiv unbedeutenden Konflikts um eine Schulleiternachfolge (wie es<br />

ihn in Varianten auch an vielen anderen Schulen gegeben hat) waren vor allem Rivalitäten in der<br />

internen Schulmitwirkung, Konflikte zwischen Schulaufsicht/ Bezirksregierung und Schulausschuss<br />

der Stadt <strong>Köln</strong> und geänderte Erwartungen der Elternschaft an Erziehung, schulische Leistung und<br />

bauliche Rahmenbedingungen. Da das <strong>Schiller</strong> als „Schule im Viertel“ sich - lange bevor die Lan<strong>des</strong>regierung<br />

dies als Ziel für Schule entdeckte - dem Umfeld gegenüber geöffnet hatte, waren solche Auseinandersetzungen<br />

letztlich nicht verwunderlich.<br />

Dr. Gemein als Schulleiter<br />

In Dr. Gisbert Gemein (geb. 1939) gewann die Schule nun einen durch Verbandsarbeit (früherer Lan<strong>des</strong>vorsitzender<br />

NRW der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Mitgründer <strong>des</strong> Lehrerverban<strong>des</strong><br />

„Alternative“, langjähriges Mitglied im Hauptpersonalrat, aktrives Mitglied im Verband der<br />

Geschichtslehrer Deutschlands) und eine Vielzahl von fachlichen und pädagogischen Veröffentlichungen<br />

(Lehr- und Arbeitsbücher, wissenschaftliche Arbeiten usw.) ausgewiesenen und profilierten<br />

Schulleiter, der sich zudem auch schul- und verbandspolitisch in auf Lan<strong>des</strong>ebene führenden Positionen<br />

engagierte.<br />

Er erwies sich als ungemein belesen, fachwissenschaftlich höchst kompetent und stets für neue Entwicklungen<br />

offen. Schon Ende der neunziger Jahre wies er das Kollegium auf die Bedeutung der neuesten<br />

Ergebnisse der Hirnforschung hin. Er ließ dem Kollegium in vielen Bereichen große Freiräume,<br />

führte dabei die Schule zugleich in mancher Hinsicht deutlich stärker als seine Vorgänger. Bei seiner<br />

Arbeit bestach er immer durch „Mut vor Fürstenthronen“: Mit einigem politischen Einfluss ausgestattet,<br />

wich er Konflikten mit der vorgesetzten Behörde nicht aus, wenn es im Sinne der Schüler oder<br />

Kollegen war. Für sinnvolle Lösungen war und ist er immer zu haben, auch wenn diese gegenüber der<br />

Schulaufsicht häufig „interpretiert“ werden mussten. Bald zeigte sich, dass das <strong>Schiller</strong>-Gymnasium<br />

den liberal-schülerfreundlichen Traditionen treu bleiben würde, was viele Schüler dem Schulleiter zu<br />

danken wissen.<br />

Dr. Gemein publizierte weiterhin in einer Vielzahl von Fachzeitschriften und renommierten Verlagen<br />

insbesondere zu historischen Themen, bemühte sich in einer Vielzahl von Schriften erfolgreich um<br />

ein wissenschaftlich vertieftes Islamverständnis, sorgte dafür, dass das <strong>Schiller</strong>-Gymnasium zum<br />

Treffpunkt für Bezirksdirektorenkonferenzen wurde, dass hier ein Althistorikerkongress stattfand,<br />

dass Lehrerkontakte im Rahmen der Städtepartnerschaft <strong>Köln</strong> - Rouen – Lille – Turin bei uns eine<br />

Scharnierstelle fanden und dass im November 1999 eine interdisziplinäre Tagung über <strong>Geschichte</strong><br />

und Geographie Nordafrikas durchgeführt wurde. Mit dieser Wissenschaftsorientierung akzentuierte<br />

er erfolgreich das Profil der Schule und erarbeitete eine gute Grundlage für die folgende Zeit.<br />

Auf der Suche nach neuen Wegen<br />

Mit der Versetzung von Dr. Gemein zum <strong>Schiller</strong> am 1.2.1993 hatten sich die politischen wie personellen<br />

Streitpunkte zwar weitgehend erledigt, ihre tieferen Ursachen bedurften aber noch der Aufarbeitung.<br />

Seit 1993 kam es zu einem allmählichen Schwund der Anmeldungen, der dazu führte, dass<br />

das <strong>Schiller</strong>-Gymnasium in den unteren Klassen zeitweilig zweizügig wurde; in der Oberstufe konnte<br />

dies durch vermehrte Aufnahme von „Quereinsteigern“ aus allen Schulformen ausgeglichen werden.<br />

Einige Gründe für diese Entwicklung sollen hier genannt werden. Ähnlich wie 1969 war das Kollegium,<br />

in dem es wegen <strong>des</strong> Einstellungsengpasses wenig Fluktuation gab, in fixierten Bahnen festgefahren<br />

und Konflikte wurden ins Stadtviertel getragen. Auch wenn eine Vielzahl der Eltern weiterhin<br />

das besondere Engagement großer Teile <strong>des</strong> Kollegiums anerkannte und respektierte, so glaubte<br />

man doch auf eine zu große Uneinheitlichkeit der erzieherischen Linie schließen zu können – zu Unrecht,<br />

wie ich auch im Nachhinein meine. Weiterhin war deutlich erkennbar, dass in den neunziger<br />

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