Geschichte des Schiller-Gymnasiums Köln 1899 - 2010
Geschichte des Schiller-Gymnasiums Köln 1899 - 2010
Geschichte des Schiller-Gymnasiums Köln 1899 - 2010
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Der disziplinarische Rahmen der Schule war, wie nicht anders zu erwarten, in aller Regel durch Strenge<br />
gekennzeichnet. Unterrichtsversäumnissen wurde streng nachgegangen, zumal, wenn Entschuldigungen<br />
gefälscht wurden.<br />
Sehr geehrter Herr Dr. F.... 27.6.38<br />
Am 21., 22. 23. d. Ms. hat Ihr Sohn Servatius, Klasse 3a, ohne Entschuldigung den Unterricht<br />
versäumt. Er hat sich in dieser Zeit mit einem Freund, dem Lehrling Köstering, im Stadtwald<br />
und auf dem Flugplatz herumgetrieben. Nach seiner Aussage hat sein Bruder Karl mit Ihrem<br />
Namen die Entschuldigung unterschrieben. Da Ihr Sohn schon im vergangenen Jahr an der<br />
Schule vorbeigegangen ist, wie ich erst nachträglich erfahre, und wie er selbst wenigstens<br />
einmal zugibt, muss ich mit aller Strenge gegen ihn vorgehen. Ich empfehle Ihnen, Ihren<br />
Sohn abzumelden.<br />
Heil Hitler!<br />
Dr. Schaeben – Oberstudiendirektor<br />
Unter gewissen Umständen arbeitete die Schule auch mit der Polizei Hand in Hand:<br />
An den Herrn Polizeipräsidenten <strong>Köln</strong> 4.11.1937<br />
Der Quintaner Karl S., geb. 9.6.1924, wohnhaft <strong>Köln</strong>-Ehrenfeld, Widdersdorfer Straße, ist<br />
wegen Schulgeldrückstan<strong>des</strong> von der Schule am 3.9. d. Js. verwiesen worden. Wie mir mitgeteilt<br />
wird, ist der Schüler nicht zur Volksschule zurückgekehrt.<br />
Heil Hitler! Dr. Schaeben, Oberstudiendirektor<br />
Es gab nach Aussagen von Ehemaligen sicherlich eine Reihe von Lehrern, die in innerer Distanz zum<br />
Nationalsozialismus standen und dies im Unterricht auch anklingen ließen; die Unterrichtsinhalte<br />
waren jedoch von der Sexta an im Einklang mit den Zielen der Einheitspartei: Blut- und Bodenromantik,<br />
Kriegsbereitschaft; das weisen alle Schulakten klar aus. Hier folgt als Beleg das Diktat aus der<br />
Aufnahmeprüfung 1938; zur Erläuterung für heutige Leser sei erwähnt, dass früher der Zugang zum<br />
Gymnasium nur nach Bestehen einer Aufnahmeprüfung (Aufsatz, Diktat, Rechnen) möglich war.<br />
„Die Stadt liegt jetzt hinter uns. Die Lungen pumpen sich kräftig voll mit der reinen, frischen<br />
Luft. Teufel, ein kräftiger Düngergeruch ist doch hundertmal besser als die schlechte, verbrauchte<br />
Luft in der Fabrik! Da knallen die Nagelstiefel auf das holprige Pflaster der Dorfstraße.<br />
Zu der Gartentüre eines Hauses kommt ein Bauer in einem langen, weißen Nachthemd heraus.<br />
Beinahe wie ein Gespenst sieht er aus. Der Marschtritt hat ihn aufgeschreckt. Der Bauer<br />
macht zuerst ein ärgerliches Gesicht. Dann denkt er, wie es denn wäre, wenn die Feinde<br />
ihn mit ihrem Marschtritt geweckt hätten! Diese Jugend marschiert doch für Deutschland<br />
und wird auch dafür marschieren, dem deutschen Bauer den Acker zu schützen! Da ruft er<br />
schon „Heil Hitler!“ und ist gar nicht mehr verschlafen und hat freudige Augen.“<br />
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