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Geschichte des Schiller-Gymnasiums Köln 1899 - 2010

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Exkurs: Prof. Dr. Adam Wrede<br />

Ein Lehrer soll noch namentlich hervorgehoben werden, weil er bis heute einen nicht unbeträchtlichen<br />

Bekanntheitsgrad hat; es ist Adam Wrede, geboren 1875. Er studierte in Bonn und Münster<br />

<strong>Geschichte</strong>, Germanistik und klassische Philologie. Wrede arbeitete seit 1902 als Lehrer am <strong>Schiller</strong>-<br />

Gymnasium und unterrichtete Deutsch, <strong>Geschichte</strong>, Erdkunde und Latein. Nebenher arbeitete er<br />

wissenschaftlich; er veröffentlichte eine Reihe von regionalgeschichtlichen Studien, eine davon in<br />

den Jahresberichten <strong>des</strong> alten „<strong>Schiller</strong>“, eine Studie über „Die <strong>Köln</strong>er Bauerbänke. Ein Beitrag zur<br />

Volkswirtschaftsgeschichte Cölns im Mittelalter“; Bauerbänke waren eine genossenschaftliche Vertretung<br />

mittelalterlicher <strong>Köln</strong>er Bauern. Er promovierte 1905 in Tübingen und wurde Oberlehrer,<br />

dann 1910 für ein halbes Jahr beurlaubt, um ein „Rheinisches Wörterbuch“ zu edieren. Wrede hatte<br />

bald einigen Ruf, schrieb Zeitungsartikel, hielt Vorträge und veröffentlichte weiter, z.B. „Das Klostergut<br />

Sülz bei <strong>Köln</strong>“ (1909). Seine Stunden am <strong>Schiller</strong>-Gymnasium begrenzte er zusehends. 1915 veröffentlichte<br />

er die „Deutsche Volkskunde“ und habilitierte sich. Er erreichte schließlich den Rang eines<br />

Professors am <strong>Schiller</strong>-Gymnasium, wurde „Königlicher Rat“, 1919 Privatdozent und 1921 Professor<br />

an der <strong>Köln</strong>er Universität. Er bemühte sich nach seiner Ernennung zum Honorarprofessor um einen<br />

eigenständigen Lehrstuhl für „Volkskunde“, welche aber bereits dem ordentlichen Lehrstuhl für Altgermanistik<br />

zugeordnet war. Hier konkurrierte Wrede vergeblich mit dem Ordinarius Friedrich von<br />

der Leyen. 1927 ließ Wrede sich als Lehrer pensionieren; universitäre Stellen hatten zuvor seine<br />

Rückkehr an die Schule empfohlen. Er wollte sich nun ganz der Forschung und Lehre widmen.<br />

Er arbeitete an verschiedenen Lexika zur Kirche und zum Mittelalter mit. Zeitweilig erhielt er Gastprofessuren<br />

in Budapest, Riga und Reval. Seine volkskundlichen Arbeiten brachten ihn in der Folgezeit<br />

in Kontakt mit völkischen Ideen; nicht von ungefähr stand er Hitler und dem Nationalsozialismus<br />

sehr positiv gegenüber und beteiligte sich an rassenkundlichen Traktaten und schrieb für den NS-<br />

Lehrerbund. Wrede feierte die Machtergreifung als Wendemarke für eine eigenständige nationalsozialistische<br />

deutsche Volkskunde. Im April 1933 trat er der NSDAP bei, sicherlich in einer Mischung<br />

von Überzeugung und Opportunismus. In einem Konflikt mit seinem Konkurrenten von der Leyen<br />

kam es zu anonymen Denunziationen, deren Herkunft nicht geklärt werden konnte, die aber mittelfristig<br />

von der Leyen das Amt kosteten, weil er mit einer Frau jüdischer Herkunft verheiratet war.<br />

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