Karl Keck
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Das Missionswerk der Volksmission<br />
entsteht in Berlin und breitet sich nach<br />
Süddeutschland aus<br />
2.1 Hindenburg erlässt die Notverordnung<br />
„Zum Schutz von Volk und Staat“<br />
Die nach dem I. Weltkrieg (1914-1918) im Jahre 1919 entstandene<br />
Weimarer Republik 35 wurde in den nur 15 Jahren ihres Bestehens<br />
von schweren wirtschaftlichen und politischen Krisen<br />
erschüttert. Schließlich erließ am 28. Februar 1932 der 84-jährige<br />
Reichspräsident von Hindenburg auf Veranlassung Hitlers die<br />
Notverordnung „Zum Schutz von Volk und Staat“. Sie bedeutete<br />
das Ende der von der Verfassung garantierten persönlichen<br />
Freiheit. Die KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) wurde<br />
umgehend verboten und politische Gegner ohne rechtsstaatliche<br />
Verfahren ausgeschaltet. Trotzdem verfehlte die NSDAP (Nationalsozialistische<br />
Deutsche Arbeiterpartei) bei den am 5. März<br />
stattfindenden Neuwahlen die absolute Mehrheit. Die 81 Mandate<br />
der KPD wurden sofort eingezogen, und das neue Parlament<br />
trat am 21. März in der Garnisonskirche von Potsdam zusammen.<br />
288 Nationalsozialisten, 52 Deutsch-Nationale, 73 Zentrumsvertreter<br />
und einige Vertreter aus den Splittergruppen feierten den<br />
„Tag von Potsdam“. Die durch Verhaftungen von 120 auf 94 Abgeordnete<br />
geschrumpfte SPD 36 -Fraktion war erst zwei Tage später<br />
anwesend und stimmte geschlossen gegen das von den anderen<br />
441 Abgeordneten angenommene Ermächtigungsgesetz, das die<br />
erste deutsche Republik endgültig liquidierte. 37<br />
35 Eine Bundesrepublik von 17 Ländern, selbst und in den Ländern demokratisch und parlamentarisch<br />
regiert. Gesetzgebendes Organ war der Reichstag mit ganz beschränkter Mitwirkung des<br />
Reichsrates. Oberstes Vollzugsorgan war der Reichspräsident, der Reichskanzler und Reichsregierung<br />
ernannte.<br />
36 Unter dem Namen Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) entstand im Jahre 1890<br />
nach Aufhebung des Sozialistengesetzes die Sozialdemokratie neu. Die wachsende Stärke der<br />
Berliner SPD spiegelte sich in den Ergebnissen der Reichstagswahlen wider. 1880: 126 317<br />
Stimmen, 1893: 151 122 Stimmen, 1898: 155 411 Stimmen, 1903: 218 238 Stimmen, 1907:<br />
251 215 Stimmen - das entsprach einem Anteil von 66,2 Prozent. 1912 waren es gar 74,9<br />
Prozent; mit anderen Worten: Dreiviertel aller Berliner wählten sozialdemokratisch (Berger,<br />
J., Berlin freiheitlich & rebellisch, Goebel Verlag, Berlin 1987, S. 121).<br />
37 Gödeke, Peter, Schlagzeilen unseres Jahrhunderts – Was die Welt bewegte, Naumann & Göbel<br />
Verlagsgesellschaft mbH, Köln, 1995, S. 78<br />
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