?Initiative Berliner Sozialforum?. - Forschungsjournal Soziale ...
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Pulsschlag<br />
2.2 Engagement des Personals<br />
Neben der Organisationsgestaltung ist das Engagement<br />
des Personals von eminenter Bedeutung<br />
für die Zukunftsfähigkeit der Tafeln. Die<br />
Zufriedenheit der Mitarbeiter mit ihrem Engagement<br />
ist insgesamt sehr hoch. Es ist davon<br />
auszugehen, dass die Vorgehensweise der Tafelleiter<br />
den Anforderungen und Interessen der<br />
Tafelhelfer in allen wesentlichen Punkten weitgehend<br />
entgegen kommt.<br />
Das Personal ist überwiegend weiblich<br />
(72%) und hochengagiert (zwei von drei Freiwilligen<br />
arbeiten mehr als 20 Stunden im Monat).<br />
Es handelt sich um ‚aufgeklärte Engagierte‘:<br />
Sie tun normbefolgend Gutes, indem sie die<br />
Vernichtung von Lebensmitteln verhindern und<br />
streben gleichzeitig folgenorientiert danach, ihren<br />
subjektiven Nutzen zu wahren. Diesen Nutzen<br />
ziehen sie in erster Linie daraus, dass sie<br />
etwas Sinnvolles tun und das sie sehen, wo ihre<br />
Hilfe ankommt.<br />
2.3 Ergebnisse zu den drei bestehenden<br />
Tafeltypen<br />
Unterschiede in der Entwicklung gibt es auch in<br />
den drei Tafeltypen die sich durch ihre Rechtsform<br />
unterscheiden: (1) Eigenständige, ideelle,<br />
eingetragene, gemeinnützige/mildtätige Tafelvereine,<br />
(2) Tafeln in Trägerschaft eines anderen<br />
eingetragenen Vereins/Verbands sowie (3) nicht<br />
rechtsfähiges Tafelprojekt.<br />
Die selbständigen Tafelvereine stellen den<br />
größten Anteil der bestehenden Tafeln. 60% der<br />
untersuchten Tafeln haben diese Rechtsform<br />
gewählt. Diese Vereine nutzen konsequent alle<br />
Vorteile ihrer Rechtsform. Diese Tafeln zeichnen<br />
sich durch relativ professionelles und formalisiertes<br />
Arbeiten aus. Dies gilt vor allem für<br />
den Kernbereich der Tafelarbeit. In Punkto Ressourcen<br />
haben sie einen besseren Überblick als<br />
die anderen Tafeln. Die selbständigen Tafeln<br />
arbeiten sowohl aufsuchend, d.h. sie fahren zu<br />
den Klienten, als auch stationär über Tafelläden,<br />
und sie haben überwiegend Klienten, die<br />
113<br />
in ‚neuer Armut‘ leben. Zur Motivation des Personals<br />
wird hier stärker auf eine Anerkennung<br />
der Mitarbeiter geachtet, als auf eine Optimierung<br />
der Arbeitssituation. Damit entwickelt sich<br />
eine auch von der Enquete-Kommission ‚Zukunft<br />
des Bürgerschaftlichen Engagements‘<br />
(Enquete-Kommission 2002) für notwendig<br />
erachtete Anerkennungskultur. Das Personal ist<br />
entsprechend mit seiner Tätigkeit überdurchschnittlich<br />
zufrieden.<br />
Die Tafeln in Trägerschaft bilden mit 23%<br />
die zweitgrößte Gruppe. Da der Träger einen<br />
dauerhaft starken Einfluss auf alle Entscheidungen<br />
seiner Tafel hat, kann diese Form der<br />
Tafelexistenz hinderlich sein, gerade wenn sich<br />
die Tafel im Verlauf des weiteren Bestehens<br />
entwickeln will. Für die bestehenden Tafeln<br />
dieses Typs kann festgehalten werden, dass<br />
sie sich in vielen Bereichen in der Etablierungsphase<br />
befinden. Sowohl beim Leistungsprogramm<br />
als auch in der Organisationsleitung<br />
ist ihr Auftritt professioneller und formalisierter<br />
als der anderer Tafeln. Dagegen<br />
zeigen sich bei den Ressourcen Schwächen<br />
in punkto Kenntnis des Etats. Die Arbeit erfolgt<br />
stärker stationär und bietet dem Personal<br />
quasi einen ‚festen’ Arbeitsplatz. Die Tafelleitung<br />
setzt zur Motivation verstärkt auf<br />
Maßnahmen, welche die Attraktivität dieses<br />
Arbeitsplatzes erhöhen, beispielsweise auf<br />
abwechselnde Einsatzgebiete. Zum stationären<br />
Angebot passt, dass diese Tafeln ihren<br />
Klienten häufiger als andere Tafeln eine Warmverpflegung<br />
anbieten. Die Leistung kommt<br />
hier überwiegend Menschen in ‚alter Armut‘<br />
zu Gute. Eine erhöhte Personalfluktuation<br />
deutet darauf hin, dass der Arbeitsplatz an<br />
sich keine Garantie für einen Verbleib des<br />
Personals ist. Insgesamt sind die Tafelhelfer<br />
in diesen Tafeln geringfügig unzufriedener als<br />
in den anderen Tafeln. Zusammenfassend zeigt<br />
sich tendenziell eine Nähe zu den Strukturen<br />
und Arbeitsweisen der Träger mit all ihren<br />
Vor- und Nachteilen.