?Initiative Berliner Sozialforum?. - Forschungsjournal Soziale ...
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Thesen zum Workshop ,Strategiebildung und Strategieblockaden‘<br />
es Veröffentlichungen gibt, dann sind diese viel<br />
zu abstrakt und theoretisch angelegt. Es fehlen<br />
handhabbare Konzepte, die die Praxis reflektieren.<br />
7.<br />
Politische Führung ist ein wesentliches Element<br />
von Strategiefähigkeit. Wissenschaftlich-konzeptionell<br />
ist der Begriff der politischen Führung<br />
kaum ausgefüllt. Auch in der Praxis gibt<br />
es Defizite in der Geradlinigkeit, am Festhalten<br />
von gewählten Zielen und Botschaften. Politiker<br />
fühlen sich eher als Situationisten und agieren<br />
nach ihrem Instinkt und nach dem Prinzip<br />
der Konfliktvermeidung. Über Strategien redet<br />
man nicht, man handelt strategisch.<br />
8.<br />
Kernpunkt von Strategiebildung in politischen<br />
Organisationen ist die Werteprofilierung. Wertefragen<br />
werden aber immer noch zu selten thematisiert<br />
und für eine strategische Ausrichtung<br />
von Organisationen genutzt. Entscheidungen zu<br />
Wertefragen sind Teil der Profilierungs- und<br />
Führungskompetenz.<br />
9.<br />
Am weitesten fortgeschritten ist die strategische<br />
Ausrichtung in der politischen Kommunikation<br />
und insbesondere in der Wahlkampfkommunikation.<br />
Hier werden Anleihen bei den<br />
Wahlkampfführungen in den USA gemacht, und<br />
es werden vielfach Konzepte aus den Feldern<br />
des Marketing und der Public Affairs übernom-<br />
19<br />
men. Hier wird die Strategiebildung oft ausgelagert<br />
und zeitlich auf wenige Monate des Wahlkampfes<br />
alle vier Jahre eingeschränkt.<br />
10.<br />
Kampagnenführung und -fähigkeit von politischen<br />
Organisationen sind kaum Themen wissenschaftlicher<br />
Reflexion. Die vorhandene Literatur<br />
wurde zum großen Teil von Praktikern<br />
geschrieben. Hier fehlt es an einer wissenschaftlichen<br />
Bearbeitung und analytischen Durchdringung<br />
der Kampagnenpraxis politischer Organisationen.<br />
Es gibt wenige Analysen, teilweise<br />
auch langfristig angelegte, die sich mit dem<br />
Umgang mit Informationen und Kommunikation<br />
in politischen Organisationen beschäftigen.<br />
Es fehlen Akteurs- und Organisationsanalysen;<br />
aber auch Analysen, die die Verbindung von<br />
strategischer Planung und Kommunikation zum<br />
Gegenstand haben.<br />
11.<br />
Strategiebildung kostet Zeit, braucht Kompetenz,<br />
Erfahrung, Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit.<br />
Die Bündelung dieser Ressourcen<br />
im täglichen Macht- und Anerkennungsspiel<br />
ist selten anzutreffen.<br />
Rudolf Speth ist Privatdozent am FB Politikund<br />
Sozialwissenschaften der FU Berlin; Thomas<br />
Leif ist Journalist und Mit-Herausgeber<br />
des <strong>Forschungsjournal</strong>s Neue <strong>Soziale</strong> Bewegungen.