?Initiative Berliner Sozialforum?. - Forschungsjournal Soziale ...
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Strategiebildung und Strategieblockaden: Ein Resümee<br />
Summe all dessen, was vorher viele ganz und<br />
gar unsystematisch in den Kübel hinein gegeben<br />
haben.<br />
Es ist ein Ergebnis dieses Workshops, dass<br />
sich Strategiebildung und Strategieblockaden<br />
notwendig in diesem Spannungsfeld abspielen.<br />
Jede Institution muss sich hier positionieren,<br />
denn es macht wenig Sinn, wenn die einen strategische<br />
Steuerung betreiben und die anderen<br />
nichts davon halten, es sei denn, es geschieht<br />
arbeitsteilig und als Dekoration fürs Schaufenster.<br />
Meine Meinung in dieser Debatte möchte<br />
ich in einer Aussage zusammenfassen: Je ruhiger<br />
die Zeiten und je langsamer (oder gar nicht)<br />
der gesellschaftliche Wandel, um so eher kann<br />
man sich mit Erfolg (für die Partei wie für das<br />
gesellschaftliche Ganze) eine Politik des Muddling<br />
Through leisten. Je radikaler die Veränderungen<br />
in der Welt, in der Gesellschaft und auch<br />
in den Menschen selbst sind, um so mehr bedarf<br />
es der strategischen Steuerung, wenn eine<br />
Partei, eine Regierung, ein Land nachhaltig Erfolg<br />
haben will.<br />
Es gibt Gründe dafür, warum sich diese Einsicht<br />
im politischen Bereich schwerer durchsetzt<br />
als im wirtschaftlichen Bereich. Unternehmen,<br />
die nicht über eine tragfähige strategische<br />
Steuerung verfügen, laufen Gefahr, irgendwann<br />
einmal vom Markt zu verschwinden. Man könnte<br />
das am Fall Karstadt und an anderen Beispielen<br />
illustrieren. Wer nicht mit der Zeit geht, der geht<br />
mit der Zeit. Wer die gesellschaftlichen Veränderungen,<br />
den Wandel im Kauf- und Konsumverhalten<br />
oder überhaupt die neuen Lebensstile<br />
verschläft, der bekommt irgendwann Probleme.<br />
In der Politik muss das keineswegs so sein.<br />
Die Unfähigkeit zu lernen wird keineswegs<br />
konsequent bestraft. Wenn es den politischen<br />
Parteien nur gelingt, ein nonverbales Einverständnis<br />
über ihre gemeinsame Strategielosigkeit<br />
zu treffen, wenn sich alle in einem Kartell<br />
der Mittelmäßigkeit vereinen, dann können sie<br />
sehr lange auf dem politischen Markt überle-<br />
91<br />
ben. Wohlfahrtsverbände und Gewerkschaften<br />
sind irgendwo dazwischen angesiedelt. 1<br />
2 Drei Dimensionen strategischer<br />
Steuerung<br />
Ein zweites Spannungsfeld, über das grundsätzlich<br />
Einigkeit bestand, hat dieser Workshop<br />
heraus gearbeitet. Man kann es aufschließen mit<br />
den drei großen ‚W’s‘ von Andrea Nahles: Wie,<br />
warum, wohin? Strategische Steuerung hat drei<br />
Dimensionen. Sie muss Antwort geben auf diese<br />
drei Fragen. Bei jeder dieser Fragen, in jeder<br />
Dimension, können die Blockaden auftreten.<br />
Die erste Dimension ist eine Analyse des<br />
Status quo. Dazu gehören nicht nur die veränderten<br />
oder gleichbleibenden Umweltbedingungen.<br />
Zum Status quo gehören auch die Fragen:<br />
Wer sind wir? Was macht eigentlich unsere Identität<br />
aus? Die zweite Dimension fragt nach den<br />
Zielen und den Werten: den Wertzielen einer<br />
Partei, einer Regierung, eines Verbandes. Und<br />
die dritte Dimension betrifft die Frage nach den<br />
Mitteln und Wegen. Wie kommt man von A<br />
nach B? Was sind die richtigen Schritte in die<br />
richtige Richtung?<br />
Nun kann sich jeder im Hinblick auf die eigene<br />
Organisation fragen: Wie sieht das in meinem<br />
Laden aus? Besteht dort eine hinreichende,<br />
wenigstens eine relative Klarheit über den Status<br />
quo, über die Welt und die Gesellschaft, in<br />
der wir leben? Besteht einigermaßen Klarheit<br />
über die Richtung, in die wir gehen wollen?<br />
Und besteht einigermaßen eine Vorstellung, wie<br />
diese Ziele in der jetzigen Zeit, in der jetzigen<br />
Welt erreicht werden können, was wären also<br />
die angemessenen nächsten Schritte?<br />
Was nach meiner Meinung bei diesem Workshop<br />
ein wenig zu kurz kam, war eine offene<br />
und ehrliche Diskussion über die Gründe, warum<br />
sich Verbände und Parteien oft über diese<br />
drei Dimensionen einer strategischen Steuerung<br />
lieber hinweg mogeln. Oder anders formuliert:<br />
Nach der ‚Logik des kollektiven Handelns‘