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?Initiative Berliner Sozialforum?. - Forschungsjournal Soziale ...

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Pulsschlag<br />

nem autonomen und linksradikalen Politikverständnis<br />

ab. Dennoch erlebt die IBSF immer<br />

wieder Phasen, in denen das Spektrum sich erheblich<br />

erweiterte. Inzwischen ist das <strong>Sozialforum</strong><br />

zu homogen um über das eigene Milieu<br />

hinweg Menschen aus anderen sozialen Schichten<br />

zu erreichen.<br />

Ein weiteres entscheidendes Hemmnis ist der<br />

schwierige Zugang zum <strong>Sozialforum</strong>. Ausgehend<br />

von ‚Autonomen‘ Überzeugungen der Basisdemokratie<br />

und des Antiinstitutionalismus,<br />

wurde stets darauf geachtet, die Organisationsstrukturen<br />

nicht zu sehr zu verfestigen. Dadurch<br />

fehlt der IBSF der Grad der Institutionalisierung,<br />

der es für andere Gruppen als Raum für<br />

Vernetzungsaktivitäten interessant machen würde.<br />

Es gibt weder einen eigen Raum, in dem<br />

sich die Beteiligten und Interessenten regelmäßig<br />

und ungezwungen treffen könnten, noch<br />

ausreichend Informationen über die IBSF (Flyer,<br />

Protokolle, Selbstdarstellung), geschweige<br />

denn ein eigenes Büro als Kontaktadresse und<br />

Anlaufstelle. Daraus folgt eine gewisse Undurchsichtigkeit<br />

der Organisationsstruktur, die<br />

wiederum hemmend auf die Attraktivität der<br />

IBSF wirkt.<br />

Das wesentliche Problem für die Übertragung<br />

des Protestes in andere Netzwerke und<br />

nach Außen ist die fehlende Vermittlung von<br />

Homogenität und Heterogenität. Der im <strong>Sozialforum</strong><br />

generierte Protest erreicht Menschen außerhalb<br />

dieses homogenen Netzwerkes nur sehr<br />

unzureichend. Zu wenige Gruppen nehmen am<br />

<strong>Sozialforum</strong> teil und noch weniger tragen die<br />

diskutierten Ideen und Informationen in ihre<br />

Herkunftsnetzwerke zurück. Damit erreicht das<br />

<strong>Sozialforum</strong> lediglich Menschen, die direkt an<br />

den Veranstaltungen des IBSF teilnehmen. Somit<br />

ist die Weitervermittlung des generierten<br />

Protestes in andere Netzwerke der eigentliche<br />

Mangel der IBSF und dies aus unterschiedlichen<br />

Gründen.<br />

Der erste, zuvor schon erwähnt, ist die fehlende<br />

Heterogenität der beteiligten Menschen.<br />

119<br />

Die IBSF hat ihr selbst gestecktes Ziel, aus<br />

der Links-Autonomen/ Links-Radikalen Szene<br />

heraus zu treten und den Kontakt mit den<br />

Betroffenen herzustellen, nicht erreichen können.<br />

Die Beobachtung der IBSF zeigt auch,<br />

dass die Rückkoppelung der anwesenden<br />

Gruppen und Organisationen mit ihrem Milieu<br />

nur unregelmäßig funktioniert und unvollständig<br />

ist. Das Entscheidende, nämlich die<br />

Bündelung von Aktivitäten, hat noch nicht<br />

stattgefunden. Einen wirklichen Austausch<br />

von Informationen zwischen den Netzwerken<br />

innerhalb der IBSF – der eine Vorstufe für die<br />

Mobilisierung sein könnte – gibt es nicht.<br />

Somit fehlt einerseits ein heterogenes Gefüge,<br />

welches Protest weitervermitteln könnte,<br />

andererseits ist die Rückkoppelung unter den<br />

beteiligten Netzwerken noch unvollständig.<br />

Es mangelt damit an einer effektiven Vermittlung<br />

von Homogenität und Heterogenität. Die<br />

Verbindungen in die Netzwerke der Betroffenen<br />

konnten bisher nur unzureichend hergestellt<br />

werden.<br />

Ein andauernder Prozess<br />

Wie ist die <strong>Initiative</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Sozialforum</strong> nun<br />

zu bewerten? Fest steht, es handelt sich um ein<br />

proteststarkes Netzwerk mit sozialkritischem<br />

und gesellschaftsveränderndem Anspruch. Die<br />

Wirkung des <strong>Sozialforum</strong>s in Berlin ist allerdings<br />

zu gering, als dass von einem Massenprotest<br />

– ausgehend vom <strong>Sozialforum</strong> – gesprochen<br />

werden könnte. Verglichen mit den Sozialforen<br />

auf internationaler und regionaler Ebene,<br />

hat die IBSF kaum Wirkungen auf die wesentlichen<br />

politischen Akteure in Berlin. Wie eine<br />

Umfrage auf einer Demonstration im August<br />

2004 ergab, ist der Bekanntheitsgrad der IBSF<br />

über die ‚Szene‘ hinaus verschwindend gering.<br />

Eine Massenmobilisierung der sozialen Basis<br />

findet nicht statt und auch breite soziale und<br />

gesellschaftliche Schichten, wie beispielsweise<br />

in den italienischen Sozialforen, können nicht<br />

angesprochen werden. Die direkte Wirkung des

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