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?Initiative Berliner Sozialforum?. - Forschungsjournal Soziale ...

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128 <strong>Forschungsjournal</strong> NSB, Jg. 18, 2/2005<br />

politischen Akteuren eingegangen waren. Beide<br />

wollten gemeinsam den Staat reformieren<br />

und erreichten tatsächlich einen fundamentalen<br />

Wandel im Staatsverständnis. Der Staat galt nun<br />

als derjenige Teil der Gesellschaft, der verbindliche<br />

Entscheidungen traf; er war in die Gesellschaft<br />

fest integriert und ihr nicht mehr übergeordnet.<br />

Staatliche Intervention galt besonders<br />

im Verständnis der Regierung Brandt geradezu<br />

als Voraussetzung für die Wahrnehmung individueller<br />

Freiheitsrechte. Diese Diskurse um<br />

Modernisierung und Demokratisierung rechtfertigen<br />

es in den Augen der Autorin auch, den<br />

Machtwechsel von 1969 nicht nur als Regierungs-,<br />

sondern als Regimewechsel zu interpretieren.<br />

Grenzen der Planbarkeit<br />

Soweit das Programm der Politiker und ihrer<br />

Berater. Die Realität der 1960er und 1970er-<br />

Jahre zeigte jedoch, dass die großen Theorien<br />

durch die Komplexität der Gesellschaft schnell<br />

an ihre Grenzen stießen. Denn in der Gesellschaft<br />

dominierten höchst unterschiedliche individuelle<br />

Wertvorstellungen und Lebensentwürfe,<br />

die sich nicht einfach in einen politischen<br />

Entwurf fassen ließen. Hier kam der ,Bumerang‘<br />

der freiheitlichen Gesellschaft zurück und<br />

zerstörte die Planungsidee. Ebenso gerieten die<br />

wissenschaftlichen Erkenntnisse ins Wanken:<br />

Expertisen verloren an Eindeutigkeit, weil verschiedene<br />

und allesamt gut begründete Meinungen<br />

konkurrierten. Der Planungsoptimismus<br />

und mit ihm die Zuversicht, Zukunft politisch<br />

gestalten zu können, wich immer mehr der Ernüchterung.<br />

Die Resignation hat sich bis heute<br />

gehalten, so das Fazit der Autorin, die als Historikerin<br />

keinen Ausblick in die Zukunft wagt.<br />

Sie will jedoch mit ihrer Politikgeschichte als<br />

Strukturgeschichte Anschlussmöglichkeiten eröffnen<br />

an andere geschichts- und sozialwissenschaftliche<br />

Themen.<br />

Letztlich darf die von Gabriele Metzler zu<br />

Recht diagnostizierte Ernüchterung aber nicht<br />

dazu führen, dass Politiker heute überhaupt keine<br />

Visionen mehr haben – und auch Wissenschaftler<br />

sollten es sich nicht verbieten lassen,<br />

ihre Erkenntnisse weiter in die Politik einzubringen,<br />

auch wenn sie keine absoluten Wahrheiten<br />

liefern und den Politikern die Entscheidungen<br />

abnehmen können.<br />

Karin Urich, Mannheim<br />

Besprochene Literatur<br />

Gabriele Metzler 2005: Konzeptionen politischen<br />

Handelns von Adenauer bis Brandt. Politische<br />

Planung in einer pluralistischen Gesellschaft.<br />

Paderborn: Schöningh<br />

<br />

Die Welt durch Praxis erklären<br />

Was hat eine ‚daily soap‘ mit Fahrstuhlfahren<br />

gemeinsam? Oder ‚Big Brother‘ mit Wohnungseinrichtungen?<br />

Während es für die Konsumierenden<br />

darum geht, sich für eine kurze Zeit unterhalten<br />

zu lassen, sieht der Konsum von Medien<br />

für die Produzierenden oder die Wissenschaft<br />

schon ganz anders aus.<br />

Ausgangspunkt des aus der gleichnamigen<br />

Tagung an der Universität Aachen hervorgegangenen<br />

Sammelbandes ‚doing culture‘ ist dann<br />

auch nicht der Fernsehkonsum an sich, sondern<br />

seine Vermittlung ins soziale Leben. Man könnte<br />

sagen: in den Alltag. ‚doing culture‘ zeigt<br />

aber auch, wie soziale Praxis auf die Kultur<br />

zurückwirkt. Auf unterschiedlichen Ebenen wird<br />

der Prozess der ‚Kulturhaftigkeit‘ bis hin zu<br />

Alltagspraktiken wie dem Konsumieren von<br />

‚daily soaps‘ oder Comedy-Serien untersucht.<br />

Kultur als soziale Praxis<br />

Doch was ist wirklich neu an den vierzehn Aufsätzen,<br />

die sich sowohl mit Theorien als auch<br />

mit Praktiken des sozialen Lebens beschäftigen?<br />

Worin unterscheidet sich die Forderung

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