?Initiative Berliner Sozialforum?. - Forschungsjournal Soziale ...
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16<br />
auf gezielte professionelle Kampagnenarbeit<br />
zurück, die vor allem nach der Bundestagswahl<br />
von 1998 die dort zur Wirkung gekommene<br />
Dominanz einer wohlfahrtsstaatlichen Grundorientierung<br />
zurückdrängen sollte. Überdies ist<br />
diese PR-Arbeit zugleich auch bedeutsames<br />
Lobbying für eine Umstellung der sozialen Sicherungssysteme<br />
auf den Grundsatz der privaten<br />
Fürsorge, wie er etwa in der Riester-Rente<br />
zum Ausdruck kommt. Hier kommen die Interessen<br />
etwa der Versicherungswirtschaft ins<br />
Spiel, die um den politisch gesteuerten und ausgelösten<br />
Zugriff auf gigantische Summen der<br />
Privatversicherten bemüht ist. Eine hervorragende<br />
und detaillierte Fallstudie zu dieser strategischen<br />
Einflussnahme auf die öffentliche<br />
Meinung in gesellschafts- und wirtschaftspolitischen<br />
Belangen ist die von der gewerkschaftsverbundenen<br />
Hans Böckler Stiftung online abrufbare<br />
Analyse der aktivsten PR-<strong>Initiative</strong>, der<br />
<strong>Initiative</strong> Neue <strong>Soziale</strong> Marktwirtschaft; siehe<br />
hierzu Speth 2004.<br />
6 Zu den nicht auflösbaren Rollenkonflikten<br />
zwischen Parteivorsitzendem und Bundeskanzler<br />
bei fortlaufenden Wahlniederlagen siehe<br />
Mielke (2004).<br />
7 Einen sehr anschaulichen und beeindruckenden<br />
Überblick über den Stellenwert der sozialen<br />
Gerechtigkeit als Legitimität stiftendes Fundament<br />
der deutschen Nachkriegsgeschichte und<br />
den fahrlässigen Umgang mit dieser sozialmoralischen<br />
Ressource in den letzten Jahren gibt<br />
in einer brillanten Streitschrift von Heribert<br />
Prantl (2005).<br />
8 Neben dem bereits erwähnten Beitrag von<br />
Meyer (2004) siehe hierzu in ähnlicher Argumentation<br />
den Beitrag von Merkel 2005 zum 3.<br />
Programmforum der SPD am 13. April 2005,<br />
insbesondere Abschnitt 1. zu der Frage: Aus<br />
welchen Dimensionen besteht soziale Gerechtigkeit<br />
heute?.<br />
9 Michael Haus etwa verweist in seiner Arbeit<br />
über die politische Philosophie Michael Walzers<br />
auf den kulturellen Überlieferungscharak-<br />
Gerd Mielke<br />
ter, den zahlreiche sozialdemokratische Leitideen<br />
haben, und der einen gewissen Gegensatz<br />
zum Vertrags- und ‚Erfindungscharakter‘ vieler<br />
Aufklärungstheorien, so auch bei Rawls, bildet.<br />
Er nennt ‚individual freedom, dignity, responsibility,<br />
equality, mutual respect, hard work,<br />
craftsmanship, honesty, and loyalty‘, aber auch<br />
‚authority and property‘ als ‚radical principles‘,<br />
die bei sozialdemokratischen Debatten der Gerechtigkeit<br />
gewissermaßen als Obertöne stets<br />
mitschwingen. Dieser Syndromcharakter von<br />
Gerechtigkeit und den ihr beigeordneten ‚principles‘<br />
macht die sozialdemokratischen Färbung<br />
des Gerechtigkeitsbegriffs am Ende aus und<br />
hebt ihn gegenüber einem eher liberalen oder<br />
christdemokratischen Gerechtigkeitsverständnis<br />
ab. Man muss Walzers grundsätzliche Distanz<br />
zur ‚deep theory‘, die ihn etwa von Rawls, aber<br />
auch von vielen Ökonomen abhebt, nicht teilen,<br />
um gleichwohl seine Sichtweise im Blick auf<br />
das sehr pragmatische Problem einer Programmerstellung<br />
für die SPD für sinnvoll zu<br />
erachten Haus (2000: 16). Die politische Philosophie<br />
Michael Walzers. Kritik, Gemeinschaft,<br />
Gerechtigkeit. Wiesbaden 2000, S. 16.<br />
10 Der Verweis auf die Diskussionen zum Subsidiaritätsprinzip<br />
soll hier bei der sozialdemokratischen<br />
Programmdebatte ausdrücklich nicht<br />
eine methodische oder theoretische Nähe zur<br />
katholischen Soziallehre insinuieren, sondern<br />
vor allem den Aspekt von Gerechtigkeitsvorstellungen<br />
und ihrem Kontext in gesellschaftlichen<br />
Teilbereichen hervorheben.<br />
11 Eine genauere historische Betrachtung zeigt<br />
allerdings, dass auch ein wesentlicher Teil der<br />
vormaligen Kohärenz der traditionellen Milieus<br />
keineswegs ‚naturwüchsig‘ erfolgte, sondern<br />
ein mühsam erarbeitetes politisches Integrationsprojekt<br />
war. Siehe hierzu die klassische Studie<br />
von Thompson (1963).<br />
12 Siehe hierzu den Beitrag von Vester (2005: 2)<br />
zum 3. Programmforum der SPD am 13. April<br />
2005. Sein Fazit lautet: „Durch neue Schieflagen<br />
der Leistungs- und Chancengerechtigkeit