?Initiative Berliner Sozialforum?. - Forschungsjournal Soziale ...
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42<br />
Zudem ist die programmatische Perspektive<br />
zu klären. Mehr als andere Parteien ist die SPD<br />
eine Programmpartei. Die hohe Identifikation<br />
mit den Grundsätzen und Grundwerten ist<br />
keineswegs auf ältere Parteimitglieder beschränkt.<br />
Eine aktuelle Befragung der neuen<br />
Mitglieder hat ergeben, dass für zwei Drittel<br />
(66%) ein Motiv darin liegt, mit daran zu arbeiten,<br />
dass die Werte der SPD auch weiterhin<br />
Bestand haben. Wichtiger war mit 70% nur das<br />
Motiv der politischen Teilhabe. Daher ist die<br />
SPD in einem intensiven Prozess der Erarbeitung<br />
eines neuen Grundsatzprogramms.<br />
Diese Debatte bezieht zunehmend auch die<br />
Partei und die Öffentlichkeit mit ein. Mitte nächsten<br />
Jahres wird ein Entwurf vorliegen. Dieser<br />
soll Ende 2005 von einem Parteitag beschlossen<br />
werden. Der Prozess der Erstellung eines<br />
neuen Grundsatzprogramms wird und muss<br />
auch im internationalen Dialog – vor allem mit<br />
der Sozialistischen Internationale – geführt werden.<br />
Erforderlich ist mittelfristig wieder eine<br />
international abgestimmte Erweiterung des<br />
Handlungsspielraums für sozialdemokratische<br />
Politik.<br />
Um all die genannten politischen Ziele zu<br />
erreichen, muss eine politische Partei Schritt<br />
halten mit dem Wandel der Gesellschaft, den<br />
Kommunikationsgewohnheiten und den Ansprüchen<br />
an politisches Engagement. Darum<br />
arbeitet eine Projektgruppe Moderne Mitgliederpartei<br />
daran, die bestehenden Strukturen einer<br />
kritischen Überprüfung zu unterziehen. Im<br />
Vordergrund steht hier jedoch weniger, am Reißbrett<br />
eine neue Partei oder einen neuen Parteitypus<br />
zu konstruieren, als vielmehr praktische<br />
Ansätze zu entwickeln.<br />
4 Das Beispiel Solidarische<br />
Bürgerversicherung<br />
Am Beispiel der Reform des Gesundheitssystems<br />
will ich abschließend aufzeigen, wie der<br />
Strategieprozess konkret verläuft. Hier sind in<br />
Grundzügen auch die theoretischen Hinweise<br />
zur Strategiebildung erkennbar, die ich einleitend<br />
dargestellt habe.<br />
Ausgangslage<br />
Andrea Nahles<br />
Ausgangslage war die Erkenntnis, dass eine<br />
Reform des Gesundheitssystems an der Ausgaben-<br />
und an der Einnahmenseite ansetzen muss,<br />
um eine hochwertige und bezahlbare Gesundheitsversorgung<br />
für alle sicherzustellen.<br />
Auf der Ausgabenseite hat die Bundesregierung<br />
– im zähen Ringen mit der Opposition –<br />
mit der Gesundheitsreform 2003 einiges in Angriff<br />
genommen. Die Erfolge werden langsam<br />
sichtbar. Auf der Einnahmenseite liegt ein zentrales<br />
Problem darin, dass nicht alle Einkommen<br />
und nicht alle Erwerbstätigen in die Solidarität<br />
einbezogen werden. Der wachsende Anteil<br />
von Kapitaleinkommen am Volkseinkommen<br />
bleibt unberücksichtigt. Ebenso können sich<br />
,gute Risiken‘ in die Private Krankenversicherung<br />
flüchten.<br />
Der Auftrag<br />
Ausgehend von dieser Erkenntnis hat der Bundesparteitag<br />
der SPD 2003 beschlossen, eine<br />
Projektgruppe einzurichten, die ein Konzept für<br />
eine Bürgerversicherung entwickeln soll. Die<br />
Leitung dieser Gruppe wurde mir anvertraut.<br />
Sie setzt sich sowohl aus Befürwortern als<br />
auch Kritikern der Bürgerversicherung zusammen.<br />
Das plurale Akteurs- und Meinungsspektrum<br />
einer Volkspartei wurde weitgehend abgebildet.<br />
Einbezogen wurden selbstverständlich<br />
Bundesregierung und Bundestagsfraktion, ergänzt<br />
durch Wissenschaftler und Vertreter wichtiger<br />
gesellschaftlicher Gruppen.<br />
Die Analyse<br />
Das zentrale Anliegen war es, einen nicht-öffentlichen<br />
Raum zu schaffen. Das ist mit viel<br />
Anstrengung gelungen. Dazu war es notwendig,<br />
eine non-paper-Politik durchzusetzen. So