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?Initiative Berliner Sozialforum?. - Forschungsjournal Soziale ...

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Strategiebildung und Strategieblockaden: Ein Resümee<br />

Wer eine langfristig richtige und deshalb unpopuläre<br />

Politik macht, läuft Gefahr, abgewählt<br />

zu werden. Jede Opposition ist ständig in der<br />

Versuchung, die Unzufriedenheit des Wählers<br />

mit der Regierung, also die ‚Oppositionsrendite‘<br />

einzustreichen. Wer sich als Stimmenmaximierer<br />

verhält, kann besser überleben als der,<br />

der die dicken Bretter bohrt. Damit stellt sich<br />

die Frage: Wie kann man trotz Parteienwettbewerb<br />

strategische Steuerung in dieser konkreten<br />

historischen Lage praktizieren? Eine Möglichkeit<br />

wäre, den politischen Wettbewerb für<br />

eine gewisse Zeit in einer großen Koalition<br />

gleichsam ‚still zu stellen‘, um in dieser Zeit die<br />

strategischen Weichenstellungen vorzunehmen.<br />

So verwandelt sich die Frage nach der Strategiebildung<br />

und nach den Strategieblockaden<br />

am Ende in die Frage, welchen Anspruch Politik<br />

an sich selber hat. Man sollte es offen aussprechen<br />

und sich nichts vormachen: Strategische<br />

Steuerung lässt sich nicht denken auf einer<br />

innovativen Oase in einer politischen Wüste.<br />

Die Entpolitisierung der Politik ist der<br />

schlimmste Feind einer politischen Strategiebildung.<br />

Die Blockaden lägen dann in der Politik<br />

selber. Die Frage allerdings, wie eine Repolitisierung<br />

von Politik und Gesellschaft gelingen<br />

könne, weist weit über unser Thema hinaus.<br />

Strategiebildung und strategische Steuerung<br />

sind ein notwendiges Mittel, aber, kein<br />

Ersatz für Politik. In diesem Sinne besteht in<br />

Deutschland, dass ist auf dem Workshop deutlich<br />

geworden, ein großer Bedarf, eine geringe<br />

Nachfrage und ein noch geringeres Angebot an<br />

strategischer Beratung der Politik.<br />

Dr. Warnfried Dettling lebt als freier Autor<br />

und Politikberater in Berlin.<br />

Anmerkungen<br />

1 Siehe dazu auch die vorzügliche Publikation:<br />

Wie innovativ ist die Politik in Deutschland?<br />

97<br />

Politische Beratung und Politik auf dem Prüfstand.<br />

Dokumentation des Workshops vom 13.<br />

November 2004, mit Ulrich von Alemann, Warnfried<br />

Dettling, Fritz Goergen, Rudi Hoogvliet,<br />

Karl-Rudolf Korte, Matthias Machnig, Frank<br />

Nullmeier, Peter Radunski, Thomas Steg (Herausgegeben<br />

von Daniel Dettling (berlinpolis)<br />

und Michael Wedell (Vodafone), Berlin 2005.<br />

2 „Innerhalb der Parteistrukturen leisten die Führungsgremien<br />

keine wirkliche Führung, sondern<br />

dienen lediglich als Sprachregelungsinstanzen,<br />

die den Zweck haben, die versammelten<br />

Akteure verbal und argumentativ auf eine Linie<br />

zu bringen“, so bilanziert Matthias Machnig<br />

seine Erfahrungen. (In: Wie innovativ ist die<br />

Politik in Deutschland? Anm. 1, S.9<br />

3 Siehe dazu auch die Ausführungen von Thomas<br />

Steg und Fritz Goergen. In: Wie innovativ<br />

ist die Politik in Deutschland, siehe Anm. 1.<br />

4 Vergleiche dazu die informative und anregende<br />

Publikation: Wie innovativ sind die Medien?<br />

Herausgegeben von berlinpolis (Daniel Dettling)<br />

und EnBw (Jürgen Hogrefe), Berlin 2004,<br />

darin vor allem den Beitrag von Roger de Weck:<br />

Sind die Medien neugierig?<br />

5 „Kleine Runden von Beratern und Politikern<br />

sind viel effektiver als Beiräte, Expertenrunden<br />

und Enquetekommissionen.“ (Ulrich von Alemann,<br />

Anm. 1, S.17) – „In Zukunft werden<br />

Beratungsteams wichtig, da die drei Kompetenzen<br />

der Sach-, Vermittlungs- und Durchsetzungsrationalität<br />

nicht von einer Person übernommen<br />

werden können. Ein positives Beispiel<br />

stellt das Beratungsumfeld des amerikanischen<br />

Präsidenten dar.“ (Peter Radunski, ebenda S.17).<br />

6 Thomas Steg, siehe Anm. 1, S.13.<br />

7 „Qualität kann in die Politik nur kommen, wenn<br />

der Teufelskreis des permanenten Taktierens<br />

von strategischer Politik durchbrochen wird.<br />

Politik benötigt einen starken Gegenpart, der in<br />

selbstorganisierten Kräften der offenen Gesellschaft<br />

liegen könnte.“ (Fritz Goergen, Anm. 1,<br />

S.19).

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