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?Initiative Berliner Sozialforum?. - Forschungsjournal Soziale ...

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22<br />

rungen von politischer Planung in pluralistischen<br />

demokratischen Systemen thematisiert.<br />

In diesen Theorien herrschte die Skepsis,<br />

ob sich in demokratischen Systemen<br />

staatliche Planung überhaupt realisieren<br />

lässt. 1<br />

c) Kybernetische Planungstheorien: Sie verstanden<br />

Planung als eine Form der Steuerung<br />

komplexer Systeme, fanden aber aufgrund<br />

der hohen theoretischen Abstraktion<br />

kaum Verbreitung.<br />

Ein wesentlicher Aspekt der Planungsdiskussion<br />

in Deutschland war die Auseinandersetzung<br />

zwischen den an amerikanischen und<br />

spieltheoretischen Entscheidungstheorien orientierten<br />

Planungstheoretikern (Scharpf, Mayntz,<br />

Böhret) und marxistischen Staatstheoretikern<br />

(Offe, Hirsch, Naschold, Narr, Habermas). Letztere<br />

fragten nach der Rolle des Staates im kapitalistischen<br />

Prozess und seiner Steuerungskraft.<br />

Durch diese Fixierung auf den Staat wurde die<br />

politische Seite der Planung in den Mittelpunkt<br />

gestellt. Die Skepsis dieser Autoren gegenüber<br />

der Planung als Methode der gesellschaftlichen<br />

Steuerung wurde in der Regel mit der Eigendynamik<br />

des kapitalistischen Produktions- und<br />

Verwertungsprozesses begründet und die Autonomie<br />

des Staates deshalb als gering veranschlagt.<br />

Politische Planung bedeutet die konkrete<br />

Ausarbeitung von strategischen Entwürfen.<br />

Sie ist von daher der zweite Schritt nach der<br />

Strategiebildung. In der Politikwissenschaft<br />

ist allerdings meistens Planung nicht in strategisches<br />

Denken eingebettet worden. Der<br />

grundlegende Unterschied zwischen Strategie<br />

und Planung bleibt aber bestehen. Denn<br />

Planung arbeitet mit einem Begriff von Rationalität,<br />

der eindimensional ist, während im<br />

Strategiebegriff immer auch die Möglichkeit<br />

unvollständiger Rationalität mitgedacht wird.<br />

Zudem geht es bei Strategiebildung immer<br />

auch um die sich verändernden Umweltbedingungen.<br />

Rudolf Speth<br />

2.3 Von der Planungseuphorie zur<br />

Planungsskepsis<br />

Die Visionen eines „demokratisch gesteuerten<br />

Kapitalismus“ (Scharpf 1987:17), wie sie<br />

Scharpf und andere in den 1960er Jahren entwickelten,<br />

vertrauten auf politische Planung mit<br />

dem Ziel einer Rationalisierung der Politik. Dieser<br />

Planungsoptimismus war verbunden mit einer<br />

Sichtweise des demokratischen Staates als<br />

umfassender Planungs- und Steuerungsinstanz<br />

für gesellschaftliche Prozesse und für die Vorbereitung<br />

und Durchführung politischer Programme.<br />

Die Reformprogramme aus den 1960er<br />

und 1970er Jahren atmeten diesen Geist vom<br />

Primat der Politik.<br />

Dieser Optimismus war in zweierlei Hinsicht<br />

naiv. Einmal rechnete er nicht mit den Problemen<br />

der Rationalität, die sich aus unvollständigen<br />

Informationen, aus der Einbeziehung<br />

von Werten und aus der organisatorischen Eigenlogik<br />

ergeben. Zum zweiten wurde<br />

insbesondere die formale Rationalität funktionierender<br />

Staatsbürokratien überschätzt. Habermas<br />

hat im Anschluss an Max Weber die unterschiedlichen<br />

Dimensionen von Rationalität herausgearbeitet<br />

und in Modernisierungsprozessen<br />

die Entkopplung von formal organisierten<br />

Handlungsbereichen von anderen lebensweltlichen<br />

Bereichen aufgezeigt.<br />

Im Laufe der 1970er Jahre wurde deutlich,<br />

dass der staatlichen Interventions- und Handlungsfähigkeit<br />

deutliche Grenzen gesetzt sind.<br />

Die Planungsdiskussion brach Mitte der 1970er<br />

ab und viele Politikwissenschaftler widmeten<br />

sich stattdessen dem Vollzug politischer Programme<br />

und Entscheidungen (Mayntz 1980;<br />

Mayntz 1983). Diese sogenannte Implementationsforschung<br />

verdeutlichte die Diskrepanz<br />

zwischen Anspruch und Wirklichkeit von Politikprogrammen<br />

und fand damit ein weiteres<br />

Argument gegen die Ansprüche der Politiksteuerung.<br />

Politik, so war das Ergebnis dieser Forschungsrichtung,<br />

ist gegenüber den komplexen<br />

Problemen eher ohnmächtig.

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