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?Initiative Berliner Sozialforum?. - Forschungsjournal Soziale ...

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Literatur<br />

REZENSIONEN<br />

...................................................................................................................................<br />

Politische Strategieanalyse<br />

Der Eindruck, Politik und Regieren erschöpften<br />

sich in kurzfristigen taktischen Positionierungen<br />

und kleinteiligem Aktionismus, und es fehle an<br />

Konzeptionen einer strategisch ansetzenden Politikgestaltung,<br />

ist zunehmend verbreitet. Da kann<br />

ein Buch über ‚Politische Strategieanalyse‘, wie<br />

es Ralf Tils jetzt mit der Publikation seiner Dissertation<br />

an der Universität Lüneburg vorgelegt<br />

hat, zur Reflexion von Anspruch und Problemen<br />

beitragen. Der Autor konstatiert eingangs eine<br />

‚Inflationierung der Strategiebegrifflichkeit‘ und<br />

setzt sich zum Ziel, ‚wissenschaftlich angeleitet<br />

und abgesichert den Inhalt, die Voraussetzungen<br />

und die Bedingungen von Strategie in der Politik<br />

zu präzisieren‘ (11). Dazu entwickelt er im ersten,<br />

theoretischen Teil seines Buchs eine systematische<br />

Strategiekonzeption, die er im zweiten<br />

Teil als Bezugsrahmen für eine Evaluation zweier<br />

Konzeptionen aus dem Bereich der Umweltund<br />

Nachhaltigkeitspolitik verwendet: zum einen<br />

Martin Jänickes strategischen Ansatz der Umweltpolitik,<br />

zum anderen die Nachhaltigkeitsstrategie<br />

der Bundesregierung.<br />

Umweltpolitik und<br />

Parteienwettbewerb<br />

Das Problem, von dem Tils ausgeht, ist die<br />

Rückkopplung der Fachpolitiken an den Parteienwettbewerb<br />

unter der Bedingung massenmedialer<br />

Vermittlung. Strategie erfordert für ihn<br />

folgerichtig ‚die gleichzeitige Berücksichtigung<br />

von Policy- und Politics-Aspekten‘ (14), von<br />

Problemlösung und Machterhaltung, was plausibel<br />

ist, da Gestaltung Gestaltungsmacht voraus<br />

setzt. Dazu müsse der Blick über das jeweilige<br />

Politikfeld hinaus erweitert werden (15).<br />

Komplexer Strategiebegriff<br />

In Kapitel 2 legt Tils die begrifflichen Grundlagen.<br />

Aufgabe einer Strategie ist es demnach,<br />

125<br />

unter Berücksichtigung der handlungsrelevanten<br />

Umwelt in systematischer Weise zielführende<br />

Handlungsmöglichkeiten zu bestimmen, und<br />

zwar situationsübergreifend, erfolgsorientiert<br />

und dynamisch. Dabei kann die Strategiefähigkeit<br />

kollektiver Akteure wie Parteien oder Verbände<br />

nicht voraus gesetzt werden, weil sie die<br />

individuellen Motivationen ihrer Mitglieder und<br />

Repräsentanten mit den Organisationszielen in<br />

Beziehung setzen und deren Handlungen koordinieren<br />

müssen. Die eigentliche Strategiebildung<br />

führt von der Lageanalyse über die strategische<br />

Kalkulation im Dreieck von Zielen, Mitteln<br />

und Handlungsumwelt und die Formulierung<br />

strategischer Optionen zur strategischen<br />

Entscheidung. Diese muss dann schließlich in<br />

einem dynamischen Handlungsumfeld mittels<br />

strategischer Steuerung realisiert werden.<br />

Kapitel 3 beansprucht, den Forschungsstand<br />

zu referieren. In der politischen Ideengeschichte<br />

sieht Tils Anknüpfungspunkte bei Machiavellis<br />

Verknüpfung von Zielen, Mitteln und<br />

Umweltfaktoren sowie bei Clausewitz‘ Unterscheidung<br />

von Strategie und Taktik durch den<br />

größeren räumlich-zeitlichen Bezug. Die anschließende<br />

Diskussion von Ansätzen aus dem<br />

strategischen Management bleibt leider oberflächlich.<br />

Würde der Autor beispielsweise<br />

Mintzbergs Konzept der ermergenten Strategien<br />

nicht einfach zugunsten eines intentionalen<br />

Strategiebegriffs abweisen, bliebe sein Blick<br />

offener für das implizite strategische Wissen<br />

der Akteure, mit denen er sich in seinen Fallstudien<br />

dann überaus kritisch auseinander setzt.<br />

Auch übersieht Tils wichtige neuere Arbeiten<br />

zum strategischen Management, von denen sein<br />

Strategiebegriff profitieren könnte. So werden<br />

dort etwa soziologische Konzepte wie die Strukturationstheorie<br />

von Giddens aufgenommen, um<br />

die strategische Einflussnahme von Unternehmen<br />

auf ihr politisches, gesellschaftliches und<br />

ordnungspolitisches Umfeld in den Blick zu<br />

bekommen (Ortmann/Sydow 2001), zum Teil<br />

sogar im Kontext der Nachhaltigkeitsdiskussi-

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