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Methodische und konzeptionelle Weiterentwicklungen in der ...

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Deich- <strong>und</strong> Wasserbau im Nordseeküstenbereich 10 5<br />

Die Sturmflut von 1170 erweiterte <strong>in</strong> erheblichem Maße die Sü<strong>der</strong>see . Diese<br />

Katastrophe ließ den R<strong>in</strong>gdeich um Westfriesland (Prov . Nordholland) entstehen,<br />

<strong>der</strong> aus Teilstücken allmählich ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong>gefügt wurde . Mitte des 13 . Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

muß <strong>der</strong> R<strong>in</strong>g sich dann geschlossen haben . Im späteren Mittelalter<br />

befestigte man die Deiche hier, wie auch auf den Watten<strong>in</strong>seln <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prov<strong>in</strong>z<br />

Friesland, mit steilen Wänden von zusammengepreßtem Seetang ; Hallewas beschreibt<br />

diese Technik ausführlich .<br />

Nördlich von Westfriesland g<strong>in</strong>g bei <strong>der</strong> Sturmflut von 1170 e<strong>in</strong> großes Moorgebiet<br />

verloren, das schon besiedelt war . Es blieb bis weit <strong>in</strong> die Neuzeit als<br />

Grodenland h<strong>in</strong>ter Dünengruppen an <strong>der</strong> Nordseeküste bestehen . Die Landschaftsentwicklung<br />

wurde sowohl von Westenberg (1974) als auch von Schoorl<br />

(1973 u . 1980) erforscht . Mit Hilfe des Flugsandes von Dünen <strong>und</strong> vom Strand<br />

legte man hier Sanddeiche an, die ständig mit Helm (Ammophila arenaria) bepflanzt<br />

wurden . Man stellte auch Reisiggeflechte auf, um den Sand festzuhalten .<br />

Der Mediävist Hen<strong>der</strong>ikx stellte <strong>in</strong> den letzten Jahren gründliche Untersuchungen<br />

im Gebiet <strong>der</strong> großen nie<strong>der</strong>ländischen Flüsse an . Die ältesten Deiche<br />

müssen hier im Zuge <strong>der</strong> Besiedlung <strong>und</strong> Urbarmachung <strong>der</strong> Flußufer im 11 .<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert entstanden se<strong>in</strong> . Je mehr Kulturland gewonnen wurde, desto mehr<br />

legte man streckenweise Deiche an, die mit <strong>der</strong> Zeit zu geschlossenen Flußdeichen<br />

zusammenwuchsen . Im 13 . Jahrh<strong>und</strong>ert kam dieser Prozeß zum Abschluß . Wo<br />

das Gelände <strong>in</strong> Streifenparzellen senkrecht zum Fluß e<strong>in</strong>geteilt war, mußten die<br />

anliegenden Gr<strong>und</strong>besitzer den Deich an <strong>der</strong> schmalen Parzellenseite unterhalten<br />

. Es bestand also e<strong>in</strong>e enge Verknüpfung zwischen Landnahme <strong>und</strong> Deichanlage<br />

.<br />

1277 läßt sich e<strong>in</strong>e wichtige Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Organisation feststellen . E<strong>in</strong> Deichdurchbruch<br />

mußte mit Hilfe e<strong>in</strong>er größeren Region repariert werden . Das Risiko<br />

wurde jetzt also verteilt <strong>und</strong> damit die <strong>in</strong>dividuelle Verantwortung beträchtlich<br />

verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Hen<strong>der</strong>ikx macht auch weitere Ausführungen über die Verwaltung<br />

<strong>der</strong> Deiche .<br />

Dekker (1983) hat <strong>in</strong> jüngster Zeit auch umfangreiche Forschungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Flußgegend gemacht, <strong>und</strong> zwar südöstlich von Utrecht, wo <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>rhe<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

den Lek übergeht, während <strong>der</strong> sogenannte Krumme Rhe<strong>in</strong> <strong>in</strong> Richtung Utrecht<br />

weiterfloß . H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Besiedlungsgeschichte <strong>und</strong> des Deich- <strong>und</strong> Dammbaus<br />

vor dem 13 . Jahrh<strong>und</strong>ert kam er zu überraschenden Ergebnissen, welche <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> früher erschienenen, sehr guten Arbeit von Frau M . van Vliet (1961) über den<br />

Lekdeich <strong>und</strong> dessen Verwaltung noch nicht zur Geltung kommen .<br />

Die Siedlungsgeschichte wurde <strong>in</strong> dieser Gegend weniger durch Flußüberschwemmungen,<br />

als durch die Lösung <strong>der</strong> Entwässerungsprobleme geprägt.<br />

Zu diesem Zweck ließ <strong>der</strong> Bischof von Utrecht schon im Jahre 1122 den Krummen<br />

Rhe<strong>in</strong> bei Wijk bij Duurstede abdämmen . Dekker rückt dabei <strong>in</strong>s Licht, daß<br />

die Organisation, welche <strong>der</strong> Bischof als Landesherr für den Unterhalt des Dammes<br />

<strong>in</strong>s Leben rief, die Gr<strong>und</strong>lage für die spätere Verwaltung des Lekdeichs <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Herrschaftsgebiet war . In vorbildlicher Weise hat Dekker die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Fluren analysiert <strong>und</strong> die zugehörigen Siedlungen <strong>in</strong> ihrem Entstehen <strong>und</strong> ihrer<br />

Weiterentwicklung studiert . Erst als die Entwässerung reguliert worden war,<br />

konnten größere feuchte Nie<strong>der</strong>ungen im Stil <strong>der</strong> 'Cope'-siedlungen, wie sie von

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