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Methodische und konzeptionelle Weiterentwicklungen in der ...

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228 K.-E . Behre<br />

Pollenanalytische Siedlungszeiger <strong>und</strong> ihre Bewertung<br />

Um den direkten Nachweis von Siedlungsspuren mit Pollenanalysen hat man<br />

sich schon früh bemüht . Der erste Schritt war die größenmäßige Trennung <strong>der</strong><br />

Getreidepollenkörner von denen <strong>der</strong> wilden Grasarten, die Firbas 1937 gelang .<br />

Inzwischen haben weitere pollenmorphologische Arbeiten, z .T . mit Hilfe <strong>der</strong><br />

Phasenkontrastmikroskopie, e<strong>in</strong>e weitgehende Aufglie<strong>der</strong>ung des Getreidetyps <strong>in</strong><br />

die e<strong>in</strong>zelnen Getreidearten ermöglicht . Nach wie vor gibt es jedoch <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen<br />

Probleme mit <strong>der</strong> Zuordnung zum Getreidetyp, beson<strong>der</strong>s im Grenzbereich<br />

um 40 ~t Korndurchmesser .<br />

Bei <strong>der</strong> Bewertung von Getreidef<strong>und</strong>en <strong>in</strong> Pollendiagrammen muß man e<strong>in</strong>ige<br />

Gr<strong>und</strong>sätze beachten, die für den ganzen Bereich <strong>der</strong> Pollenanalyse gelten . Die<br />

Pollenverbreitung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Arten <strong>und</strong> damit die Möglichkeit, <strong>in</strong> Pollenproben<br />

zu geraten, ist sehr verschieden : w<strong>in</strong>dblütige Arten (wie Roggen <strong>und</strong> die<br />

meisten Bäume) s<strong>in</strong>d stets gut vertreten, <strong>in</strong>sektenblütige Arten (Ahorn, Weide, die<br />

meisten bunten Blumen) <strong>und</strong> selbstbestäubende, autogame Arten (Weizen, Gerste,<br />

Hafer usw .) s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Pollenanalysen stark unterrepräsentiert, viele <strong>der</strong>artige Arten<br />

s<strong>in</strong>d durch ihre Pollenkörner kaum zu fassen . H<strong>in</strong>zu kommt das schon beim<br />

Getreide sichtbare Problem, daß viele Pollenformen nicht bis zur Art, son<strong>der</strong>n<br />

nur bis zur Gattung, wie die meisten Bäume, o<strong>der</strong> gar nur bis zur Familie, wie die<br />

Wildgräser o<strong>der</strong> die Kreuzblütler, zu bestimmen s<strong>in</strong>d . Hier kann nur die Bearbeitung<br />

<strong>der</strong> makroskopischen Pflanzenreste weiterhelfen, wie sie beispielsweise<br />

<strong>in</strong> archäologischen Grabungen anfallen .<br />

Natürlich s<strong>in</strong>d Kulturpflanzen die besten Siedlungszeiger, doch aus den oben<br />

erwähnten Gründen läßt sich nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil von ihnen pollenanalytisch<br />

sicher fassen : neben dem Getreide (Cerealia) s<strong>in</strong>d es vor allem Le<strong>in</strong> (L<strong>in</strong>um),<br />

Buchweizen (Fagopyrum) <strong>und</strong> von den Legum<strong>in</strong>osen Pferdebohne (Vcia faba)<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>igermaßen sicher Erbse (Pisum) . Alle diese Arten erreichen aber nur sehr<br />

ger<strong>in</strong>ge Pollenwerte . H<strong>in</strong>zu kommen <strong>in</strong> südlicheren Gebieten e<strong>in</strong>ige kultivierte<br />

Holzgewächse, wie Walnuß (Juglans), Edelkastanie (Castanea), Ölbaum (Olea)<br />

<strong>und</strong> We<strong>in</strong> (Vtis) .<br />

Aus dem Gesagten wird ersichtlich, daß selbst <strong>der</strong> Anbau von Kulturpflanzen<br />

<strong>in</strong> den Pollendiagrammen nur teilweise reflektiert wird . Zum Nachweis von Siedlungsphasen<br />

müssen deshalb auch Ackerunkräuter <strong>und</strong> Arten aus an<strong>der</strong>en Bereichen,<br />

vor allem des Grünlandes <strong>und</strong> <strong>der</strong> eigentlichen Siedlungsplätze (Ru<strong>der</strong>alarten)<br />

herangezogen werden . Zur Verfügung stehen dabei nur die Arten, die<br />

<strong>in</strong> den Pollenanalysen auftreten . In zwei klassischen <strong>und</strong> noch heute wichtigen<br />

Arbeiten hat Iversen (1941 <strong>und</strong> 1949) den E<strong>in</strong>fluß des prähistorischen Menschen<br />

auf die Vegetation erstmals e<strong>in</strong>gehend mit Hilfe von Pollendiagrammen studiert<br />

<strong>und</strong> im speziellen den Ablauf <strong>der</strong> ersten jungste<strong>in</strong>zeitlichen Siedlungsphase <strong>in</strong><br />

Dänemark, <strong>der</strong> »Landnahme«, beschrieben . Seither werden die sog . Siedlungszeiger<br />

für die Interpretation <strong>der</strong> Pollendiagramme benutzt, wobei Fragen nach<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Wirtschaftsweise, vor allem nach dem Verhältnis von Ackerbau<br />

<strong>und</strong> Rehzucht, e<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielen . Mit dem Fortschritt <strong>der</strong> Pollenmorphologie<br />

ist <strong>in</strong> den vergangenen Jahren die Zahl <strong>der</strong> Arten, die pollenanalytisch<br />

bestimmt werden können, erheblich angestiegen . Damit ist auch die Zahl <strong>der</strong><br />

möglichen Siedlungszeiger größer geworden .

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