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Methodische und konzeptionelle Weiterentwicklungen in der ...

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Archäologische Stadtforschung 119<br />

Wie gesagt, ist die beste Rettung e<strong>in</strong>es Bef<strong>und</strong>es für die Stadtforschung vollständiger<br />

Schutz <strong>und</strong> Untersuchungspflicht durch archäologische Ausgrabung,<br />

die den Bauarbeiten vorangehen muß . In Schweden <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en skand<strong>in</strong>avischen<br />

Län<strong>der</strong>n kommt man diesen Wünschen weitestgehend entgegen, da <strong>der</strong>ienige,<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong> das Bodenarchiv durch Bauarbeiten e<strong>in</strong>greifen will, mit e<strong>in</strong>er archäologischen<br />

Ausgrabung zu rechnen hat <strong>und</strong> sie dann auch bezahlen muß .<br />

Vielleicht bemüht sich die schwedische Bestandsaufnahme deswegen auch <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er<br />

Weise um die historischen <strong>und</strong> archäologischen Schutzbereiche <strong>in</strong> den<br />

Städten . 1976 hat man mit e<strong>in</strong>em Projekt, Medeltrdsstaden, den tldiga urbaniser<strong>in</strong>gsprocessens<br />

konsekvenser förnutrda planer<strong>in</strong>g (Die mittelalterliche Stadt, die<br />

Folgen <strong>der</strong> frühen Urbanisierung für die heutige Planung), begonnen . Von den<br />

siebzig alten Städten <strong>in</strong> Schweden ersche<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zelne, methodisch e<strong>in</strong>heitliche<br />

Berichte, die e<strong>in</strong>e recht detaillierte Übersicht über bisherige Grabungsergebnisse<br />

<strong>und</strong> archäologische Beobachtungen, ergänzt durch historische <strong>und</strong> topographische<br />

Daten, enthalten . Im Schlußbericht werden jeweils Empfehlungen für e<strong>in</strong>e<br />

zweckmäßigere Forschungsplanung im Rahmen städtebaulicher Planungen<br />

ausgesprochen .<br />

In Tours (Frankreich) fand 1980 e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationales Kolloquium unter dem<br />

Titel Archeologie Urba<strong>in</strong>e statt. Zwei umfangreiche Bände dokumentieren die<br />

Ergebnisse dieses Kolloquiums : <strong>der</strong> erste mit »rapports prelim<strong>in</strong>aires«, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

mit den Kongreßabhandlungen . In beiden Teilen wurde e<strong>in</strong>e archäologische<br />

Bestandsaufnahme von 57 bzw . 71 französischen Städten aufgenommen, teilweise<br />

mit Karten, die die Bef<strong>und</strong>e verschiedener Epochen zeigen . Der Bestandsaufnahme<br />

liegt ke<strong>in</strong>e systematische Umfrage zugr<strong>und</strong>e . E<strong>in</strong>e Anzahl von Städten ist<br />

daher auch nicht vertreten .<br />

Was s<strong>in</strong>d die Vor- <strong>und</strong> Nachteile von Bestandsaufnahmen, wie sie <strong>in</strong> Schweden<br />

<strong>und</strong> Frankreich erarbeitet worden s<strong>in</strong>d? Der Vorteil liegt auf <strong>der</strong> Hand : man<br />

erhält e<strong>in</strong>e gute Übersicht über das archäologische Potential <strong>der</strong> alten Städte<br />

e<strong>in</strong>es Landes . Aber hier lauert auch e<strong>in</strong> Nachteil, ja selbst e<strong>in</strong>e große Gefahr : <strong>in</strong><br />

Schweden will man die Bestandsaufnahme <strong>in</strong> die Planungsstrategie mit e<strong>in</strong>beziehen<br />

. Sicherlich besitzen die schwedischen Städte e<strong>in</strong>e recht e<strong>in</strong>fache historische<br />

Topographie ; zudem s<strong>in</strong>d sie nicht sehr alt . Dennoch kommt es immer wie<strong>der</strong> zu<br />

unerwarteten F<strong>und</strong>en gerade außerhalb <strong>der</strong> festgelegten Schutzzonen . Bei festen<br />

Schutzzonen besteht die Gefahr, daß alles außerhalb Bef<strong>in</strong>dliche für 'vogelfrei'<br />

erklärt wird . Das schwedische Denkmalgesetz m<strong>in</strong><strong>der</strong>t diese Bedrohung, <strong>in</strong><br />

Frankreich ist dies jedoch nicht <strong>der</strong> Fall . Dort s<strong>in</strong>d nicht nur die Städte älter,<br />

son<strong>der</strong>n auch viel komplexer <strong>in</strong> ihrer historischen Topographie . Daher ist die<br />

Gefahr groß, wichtige Gebiete zu übersehen . Als e<strong>in</strong> Beweis für e<strong>in</strong>e solche<br />

Beurteilung können gerade die beiden angesprochenen französischen Publikationen<br />

herangezogen werden : aus <strong>der</strong> Bestandsaufnahme könnte man den E<strong>in</strong>druck<br />

gew<strong>in</strong>nen, <strong>in</strong> Frankreich hätte es gar ke<strong>in</strong> Mittelalter gegeben . Der Schwerpunkt<br />

<strong>der</strong> Bef<strong>und</strong>e konzentriert sich auf die gallo-römische Periode, weil sich die archäologische<br />

Arbeit <strong>in</strong> den Städten bis vor kurzem darauf weitgehend beschränkte<br />

. Sollte man diese Bestandsaufnahmen zu Planungsvorhaben heranziehen, so<br />

gäbe es <strong>in</strong> diesen Städten ke<strong>in</strong>e Mittelalterarchäologie mehr .

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