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Methodische und konzeptionelle Weiterentwicklungen in der ...

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Flurwüstungen im nordöstlichen Vogelsberg 55<br />

denverschlechternd, aber letztlich doch nicht bodenzerstörend gewirkt hat. E<strong>in</strong>e<br />

Feldgraswirtschaft ist somit für alle drei Flurrelikttypen wohl am wahrsche<strong>in</strong>lichsten<br />

.<br />

Auch das hier auffällig kle<strong>in</strong>teilige Flurreliktgefüge aus Leseste<strong>in</strong>haufen,<br />

Blockwällen, Stufenra<strong>in</strong>en <strong>und</strong> kle<strong>in</strong>en bis sehr kle<strong>in</strong>en Nutzflächen dürfte z.T.<br />

auf diese Wechselwirtschaft zurückzuführen se<strong>in</strong>" . Die starke Parzellierung<br />

wäre so gesehen hauptsächlich e<strong>in</strong>e nutzungsmäßige, d .h . Ausdruck e<strong>in</strong>er kurzen<br />

Ackerphase <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er etwas längeren Grünbrache (vgl . Born, 1972a, S . 86f .) .<br />

Das schließt aber natürlich das Vorhandense<strong>in</strong> von ehemaligen Besitzgrenzen<br />

nicht gänzlich aus (vgl . unten S . 61) . Von Hecken besetzt könnten die Blockwälle<br />

<strong>und</strong> Stufenra<strong>in</strong>e außerdem noch im Rahmen e<strong>in</strong>er solchen Feldgraswirtschaft zur<br />

E<strong>in</strong>hegung für Weidenutzung gedient haben .<br />

Bloße Leseste<strong>in</strong>ablagen s<strong>in</strong>d hier selbst die Haufen zumeist sicherlich nicht<br />

gewesen . In dem kle<strong>in</strong>flächigen Reliktgefüge hätte man sich nämlich so das an<br />

sich schon wenige Nutzareal nur unnötigerweise noch weiter beschnitten . Dazu<br />

bestand <strong>in</strong>sofern ke<strong>in</strong>erlei zw<strong>in</strong>gende Notwendigkeit, als sich die offenbar älteren<br />

Hügelgräber (vgl . unten S . 56) <strong>in</strong> ganz ger<strong>in</strong>ger Entfernung als Ste<strong>in</strong>deponien<br />

doch geradezu anboten . Schließlich könnte man hier auch noch an Zwischenlager<br />

denken, <strong>der</strong>en Abfuhr aus irgende<strong>in</strong>em Gr<strong>und</strong> nicht mehr erfolgte (Stephan,<br />

1948) . Doch dafür wären viel zu viel solcher Ste<strong>in</strong>haufen für immer liegengeblieben,<br />

obwohl diese Ackerlän<strong>der</strong>eien ja nachweislich nicht nur kurzfristig <strong>und</strong><br />

sehr extensiv genutzt wurden .<br />

VIII<br />

Was nun das Alter <strong>der</strong> verschiedenen Reliktformen am Ziegenberg <strong>und</strong> am<br />

Maschhag betrifft, so stellt sich <strong>der</strong> Forschungsstand bislang folgen<strong>der</strong>maßen<br />

dar<br />

Die Gelängeflur am Ziegenberg, die hier wohl schon um 1580 stark extensiviert<br />

o<strong>der</strong> sogar wüst war (Seel, 1963, S . 65), ist e<strong>in</strong>e Anlage des hochmittelalterlichen<br />

Landesausbaus, d.h . aller Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit nach e<strong>in</strong>e Planflur des 12 . Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

. In dieser Zeit wurde nämlich im nordöstlichen Vogelsberg von den<br />

Klöstern Hersfeld <strong>und</strong> Fulda kolonisiert, wobei das Gelänge- bzw . Breitstreifenflurteilungspr<strong>in</strong>zip<br />

offenbar häufig zur Anwendung kam (Hildebrandt, 1968, S .<br />

259f .) . Es handelt sich hierbei um e<strong>in</strong>en waldhufenartigen Altflurtyp, wie man<br />

ihn auch sonst <strong>in</strong> den deutschen Mittelgebirgen schon oft nachgewiesen hat.<br />

Viel problematischer ist demgegenüber die altersmäßige Zuordnung des Flurreliktgefüges<br />

aus den kle<strong>in</strong>flächigen Ackerarealen, Leseste<strong>in</strong>haufen, Blockwallstücken<br />

<strong>und</strong> kurzen Stufenra<strong>in</strong>en . Soweit sich bisher sehen läßt, handelt es sich<br />

dabei jedoch nicht um mittelalterliches Ackerland, also z.B . um mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

regellos strukturierte Außenfel<strong>der</strong> bzw . Erweiterungen <strong>der</strong> am Ziegenberg<br />

angrenzenden waldhufenartigen Planflur, son<strong>der</strong>n um älteres agrarisches Nutzland<br />

. In dieser Richtung verdichten sich jedenfalls die <strong>in</strong>zwischen dazu vorliegenden<br />

Datierungsbef<strong>und</strong>e .<br />

'° Seel (1963, S . 52) nimmt hier für die sog. Zellenfluren Parzellengrößen von 100 - 250 m z an .

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