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Methodische und konzeptionelle Weiterentwicklungen in der ...

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14 D. Denecke<br />

Über die Anzahl <strong>und</strong> Verbreitung total wüster Ortsstellen h<strong>in</strong>aus verlangt e<strong>in</strong>e<br />

auf Regressionsvorgänge gerichtete Forschung auch e<strong>in</strong>e quantitative Erfassung<br />

partieller <strong>und</strong> temporärer Wüstungsersche<strong>in</strong>ungen (Jäger 1967) . Durch den Fortbestand<br />

<strong>der</strong> Siedlungen als solche s<strong>in</strong>d diese teilweise <strong>und</strong> zeitweise immer wie<strong>der</strong><br />

auftretenden Aufgaben e<strong>in</strong>zelner Gehöfte <strong>und</strong> Flurteile, die jedoch meist nur temporär<br />

waren, nur schwer zu fassen, etwa durch die Auswertung von Z<strong>in</strong>sverzeichnissen,<br />

von Schadensberichten bei Kriegszerstörungen u .a . E<strong>in</strong> solches Material<br />

läßt sich jedoch nur im Rahmen kle<strong>in</strong>räumiger Fallstudien bei beson<strong>der</strong>s<br />

günstiger Quellenlage erarbeiten (vgl . z.B . Krenzl<strong>in</strong> 1959, S . 161) .<br />

Ähnlich ist es mit <strong>der</strong> weiteren notwendigen For<strong>der</strong>ung, e<strong>in</strong> temporäres, totales<br />

o<strong>der</strong> auch partielles Wüstliegen für geschlossene Gebiete nachzuweisen <strong>und</strong> auch<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Dauer zu fixieren . E<strong>in</strong>zelne regionale Fallstudien haben bereits gezeigt,<br />

daß e<strong>in</strong> temporäres Wüstliegen heute bestehen<strong>der</strong> Orte im 14 . <strong>und</strong> 15 . Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

Ausmaße annehmen kann, die bisher nicht annähernd erfaßt <strong>und</strong> <strong>in</strong> Rechnung<br />

gestellt s<strong>in</strong>d (vgl . z.B . Pongratz 1955/56, Marten 1969, S . 54-57, bes . Fig .<br />

7) .<br />

Zu den temporären Wüstungsersche<strong>in</strong>ungen gehören auch die wüsten Höfe<br />

<strong>und</strong> Hausstellen, die <strong>in</strong> den ländlichen Siedlungen <strong>und</strong> den Städten im Zuge von<br />

Pestepidemien <strong>und</strong> vor allem während des Dreißigjährigen Krieges entstanden<br />

s<strong>in</strong>d . Die meisten von ihnen s<strong>in</strong>d nach e<strong>in</strong>er gewissen Zeit wie<strong>der</strong> besetzt worden,<br />

zum Teil aber auch im Zuge gezielter Aufsiedlungsmaßnahmen .<br />

2 . Siedlungsverluste im großräumigen Vergleich<br />

Dem geographischen Ansatz <strong>der</strong> räumlich-vergleichenden Analyse kommt es<br />

zu, Regressionsvorgange im Siedlungsbestand sowie mit e<strong>in</strong>em Rückgang an<br />

Siedlungssubstanz verb<strong>und</strong>ene Umstrukturierungen im Siedlungsmuster zu verfolgen<br />

.<br />

Schon Abel (1943, S . lOff .), Mortensen wie auch se<strong>in</strong> Schüler Pohlendt (1950)<br />

haben versucht, e<strong>in</strong>e Gesamtübersicht über die Wüstungsvorgänge <strong>in</strong> Mitteleuropa<br />

zu gew<strong>in</strong>nen, räumliche Vergleiche zu ziehen <strong>und</strong> darauf auch Erklärungsansätze<br />

für die räumlich unterschiedlichen Wüstungsausmaße zu f<strong>in</strong>den . Dies<br />

war e<strong>in</strong> dem Forschungsstand weit vorauseilen<strong>der</strong> Lösungsversuch, <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Erkenntnis <strong>der</strong> viel zu lückenhaften Inventarisationsgr<strong>und</strong>lage bis heute nicht<br />

erneut aufgegriffen worden ist. Die notwendige qualitative wie quantitative Differenzierung<br />

<strong>der</strong> Wüstungsersche<strong>in</strong>ungen bzw . des Ausmaßes von Regressionen,<br />

<strong>der</strong> außerordentlich unterschiedliche Forschungsstand <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Gebieten<br />

Mitteleuropas, aber auch die unterschiedliche Verläßlichkeit <strong>und</strong> Intensität <strong>der</strong><br />

Forschung lassen den Entwurf e<strong>in</strong>es großräumigen Verbreitungsbildes von Siedlungsregressionen<br />

auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong>es so heterogenen Materials kaum zu .<br />

Ganz e<strong>in</strong>deutig ist die Forschung nach diesem ersten Versuch von Pohlendt<br />

bereits <strong>in</strong> den 50er Jahren von <strong>der</strong> großräumigen Betrachtung abgerückt <strong>und</strong> hat<br />

sich betont <strong>der</strong> Wüstungsforschung im Kontext e<strong>in</strong>er regionalen historischgeographischen<br />

Siedlungsforschung zugewandt (Mart<strong>in</strong> Born <strong>und</strong> die Marburger<br />

Forschung : nördliches Hessen ; die von Gött<strong>in</strong>gen ausgehende Forschung : südliches<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen ; Seel <strong>und</strong> Janssen : Rhe<strong>in</strong>lande), um sich letztlich auf die

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