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Methodische und konzeptionelle Weiterentwicklungen in der ...

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132 E. Sabelberg<br />

Die zweite Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Städte ist die Ausdehnung <strong>der</strong> bebauten Siedlungsfläche<br />

. Sie war e<strong>in</strong>erseits notwendig, um die <strong>in</strong> die Städte strömende Bevölkerung<br />

unterzubr<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> um an<strong>der</strong>erseits die Bevölkerung, die im Zusammenhang<br />

mit den Umbauten <strong>der</strong> Stadtzentren ausgesiedelt wurde, aufzunehmen . Es<br />

wurden meist genormte Gebäudetypen auf e<strong>in</strong>em genormten Straßengr<strong>und</strong>riß<br />

errichtet (Mioni 1980, S . 36) . Jedoch zeigen sich <strong>in</strong> diesem Flächenwachstum<br />

auch Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> italienischen Stadt . Es wurden vorwiegend »case popolare«<br />

für untere Sozialschichten gebaut. Bei dem Umbau <strong>der</strong> Stadtzentren, <strong>der</strong><br />

unter an<strong>der</strong>em die Bevölkerungsdichte verr<strong>in</strong>gern sollte, wurden nur die nie<strong>der</strong>en<br />

sozialen Schichten ausgesiedelt . Die oberen Schichten wohnten weiterh<strong>in</strong> im<br />

Stadtzentrum . Mloni (1980, S . 26) <strong>in</strong>terpretiert dies als e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> wenigen Auswirkungen<br />

<strong>der</strong> Antistadtideologie des Faschismus, da hier die schwächsten Bevölkerungsschichten<br />

<strong>in</strong> »halbstädtische« Randsiedlungen verdrängt wurden . Er<br />

übersieht dabei, daß diese Art <strong>der</strong> Stadtausweitung auch schon e<strong>in</strong>e vorfaschistische<br />

Tradition hat . Im Pr<strong>in</strong>zip wurde nur das traditionelle von <strong>in</strong>nen nach<br />

außen gerichtete Sozialgefälle erneut gefestigt . E<strong>in</strong>familienhäuser mit Garten<br />

wurden dabei ausschließlich als Wohnraum für die untersten Sozialschichten gebaut<br />

.<br />

Die dritte Form <strong>der</strong> Stadtumgestaltung ist <strong>der</strong> Bau von »centri direzionali« .<br />

Hier wurden Bevölkerung <strong>und</strong> hochrangige tertiäre Funktionen aus dem Zentrum<br />

ausgelagert <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Neubaukomplex vor <strong>der</strong> Stadt angesiedelt . Bekanntestes<br />

Beispiel im faschistischen Italien ist <strong>der</strong> Stadtteil EUR bei Rom . Ce<strong>der</strong>na<br />

(1981, S . 161 f .) bewertet diese Gründung sehr negativ <strong>und</strong> nimmt sie als<br />

Zeichen e<strong>in</strong>er gegen die Stadt gerichteten Politik <strong>der</strong> Faschisten . Es werden wichtige<br />

städtische Funktionen aus dem Zentrum Roms abgezogen <strong>und</strong> »auf dem<br />

Land« angesiedelt. Aus heutiger Sicht wird man diese Gründung an<strong>der</strong>s bewerten<br />

müssen, wo man ja gerade die funktionalen Kerne <strong>der</strong> Städte entlasten will . Die<br />

Planung von »centri direzionale« ist dementsprechend <strong>in</strong> Italien heute bei allen<br />

Großstädten üblich . Sicherlich s<strong>in</strong>d sie mit dafür verantwortlich, daß <strong>in</strong> den italienischen<br />

Städten ke<strong>in</strong> so extremes Citywachstum mit se<strong>in</strong>en negativen Begleitersche<strong>in</strong>ungen<br />

auftritt .<br />

Der vierte Themenkomplex betrifft den Umbau <strong>der</strong> Stadtzentren während <strong>der</strong><br />

faschistischen Zeit . Es wurde e<strong>in</strong>e Neugestaltung <strong>der</strong> historischen Stadtkerne<br />

geplant <strong>und</strong> z.T . auch durchgeführt, die fast immer als Sanierungsmaßnahme<br />

begründet wird . Über diesen Themenkomplex liegt e<strong>in</strong>e Vielzahl von italienischen<br />

Untersuchungen vor, die vorwiegend von Architekten (Urbanistikern) <strong>und</strong> Historikern<br />

durchgeführt wurden .<br />

Die Gr<strong>und</strong>züge <strong>der</strong> Stadtumgestaltung lassen sich folgen<strong>der</strong>maßen zusammenfassen<br />

(z.B . für Rom : Ce<strong>der</strong>na 1981 ; für Tur<strong>in</strong> : Re/Sessa 1980) : Es wurden<br />

e<strong>in</strong>zelne Bauten meist aus römischer Zeit zum Mittelpunkt e<strong>in</strong>es Sanierungsgebietes<br />

ausgewählt . Das historische Gebäude wurde durch Abriß <strong>der</strong> umliegenden<br />

Bauten freigelegt, von späteren Umbauten befreit <strong>und</strong> dann mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

»orig<strong>in</strong>algetreu« wie<strong>der</strong> aufgebaut . Dabei wurden ke<strong>in</strong>e wissenschaftlich<br />

exakten Rekonstruktionen durchgeführt, son<strong>der</strong>n das alte Gebäude dem Zeitgeschmack<br />

entsprechend nachempf<strong>und</strong>en .

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