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Methodische und konzeptionelle Weiterentwicklungen in der ...

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9 6 K. Brandt<br />

Es soll an dieser Stelle vor allem <strong>der</strong> Siedlungsforscher Haarnagel gewürdigt<br />

werden, auch wenn sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Arbeit die Probleme vor- <strong>und</strong> frühgeschichtlicher<br />

Besiedlung immer eng mit <strong>der</strong> geologischen Forschung verbanden . Schon<br />

die Grabung <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorgeschichtlichen Siedlung Hodorf war nicht nur <strong>der</strong> »Erforschung<br />

<strong>der</strong> Lebensweise <strong>der</strong> Marschensiedler <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bauform des Bauernhauses<br />

<strong>in</strong> frühgeschichtlicher Zeit«, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> »Frage <strong>der</strong> Senkung <strong>und</strong><br />

Hebung im Gebiet <strong>der</strong> Stör <strong>und</strong> Elbe« gewidmet. In se<strong>in</strong>er Arbeit von 1950 »Das<br />

Alluvium an <strong>der</strong> deutschen Nordseeküste« entwarf Haarnagel e<strong>in</strong> Bild von <strong>der</strong><br />

holozänen Entwicklung des Küstengebietes, das auf den Ergebnissen unzähliger<br />

Bohrungen, vor allem im Jade-Gebiet fußte <strong>und</strong> dem Forschungsstand von damals<br />

entsprechend noch geprägt war von <strong>der</strong> Vorstellung, daß die Niveauverän<strong>der</strong>ungen<br />

an <strong>der</strong> Küste vor allem durch Senkung <strong>und</strong> Hebung des Landes verursacht<br />

wurden . Neben diesen geologischen Arbeiten bestimmten aber von Anfang<br />

an siedlungsarchäologische Untersuchungen das Arbeitsfeld Haarnagels .<br />

Während es zunächst vornehmlich Fragen des vor- <strong>und</strong> frühgeschichtlichen<br />

Hausbaues waren, mit denen er sich beschäftigte, traten später Probleme <strong>der</strong><br />

Siedlungsformen <strong>und</strong> <strong>der</strong> wirtschaftlich-sozialen Struktur <strong>der</strong> Siedlungen <strong>in</strong> den<br />

Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> .<br />

Mit den Ausgrabungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Marschensiedlung bei Hodorf <strong>in</strong> den Jahren<br />

1936/37 deckte Haarnagel zum ersten Mal <strong>in</strong> Holz erhaltene Gr<strong>und</strong>risse vorgeschichtlicher<br />

Bauernhäuser <strong>in</strong> Norddeutschland auf <strong>und</strong> wies damit nach, daß die<br />

von van Giffen <strong>in</strong> Ez<strong>in</strong>ge festgestellten Hausformen auch <strong>in</strong> den deutschen Marschen<br />

vorkamen . Es folgten Ausgrabungen <strong>in</strong> den Wurten von E<strong>in</strong>swarden<br />

(1938), Hessens bei Wilhelmshaven (1939, 1949/50, 1962 - 1964) <strong>und</strong> Emden<br />

(1951 - 1953), um nur die wichtigsten zu nennen . Ziel dieser Grabungen war es,<br />

Siedlungen aus verschiedenen vor- <strong>und</strong> frühgeschichtlichen Perioden zu untersuchen<br />

. Zum e<strong>in</strong>en wurden dadurch Aufschlüsse über die Siedlungsentwicklung<br />

des Küstengebietes <strong>in</strong> vor- <strong>und</strong> frühgeschichtlicher Zeit gewonnen, vor allem<br />

auch <strong>in</strong> ihrer großen Abhängigkeit von dem sich stets wandelnden Naturraum .<br />

Zum an<strong>der</strong>en war es möglich, das Haus, die Urzelle allen menschlichen Wohnens<br />

<strong>und</strong> Siedelns, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Entwicklung seit <strong>der</strong> ersten Besiedlung <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>sächsischen<br />

Marsch zu verfolgen . Mit <strong>der</strong> Grabung bei Jemgum <strong>in</strong> den Jahren 1953/54<br />

gelang es Haarnagel, das älteste damals bekannte Marschenhaus im deutschen<br />

Küstengebiet freizulegen . In E<strong>in</strong>swarden wurden Häuser <strong>der</strong> Zeit um Christi<br />

Geburt aufgedeckt <strong>und</strong> <strong>in</strong> Hodorf solche des 2 . bis 4 . Jahrh<strong>und</strong>erts nach Christi<br />

Geburt . Die Grabungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wurt Hessens erbrachten schließlich Hausgr<strong>und</strong>risse<br />

des frühen Mittelalters .<br />

Im Hausbau dokumentierte sich beson<strong>der</strong>s deutlich das handwerklich-technische<br />

Können des vor- <strong>und</strong> frühgeschichtlichen Menschen . Haarnagel erkannte,<br />

fußend auf den Erfahrungen van Giffens, daß die ausgezeichneten Erhaltungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

für Holz, die <strong>in</strong> den Marschensiedlungen, vor allem <strong>in</strong> den aus<br />

Stallmist aufgehöhten Wurten, gegeben waren, Aussagen zu Details <strong>der</strong><br />

Konstruktion ermöglichten, die bis dah<strong>in</strong> bei archäologischen Ausgrabungen<br />

nicht beobachtet werden konnten . Dies erlaubte auch e<strong>in</strong>e Rekonstruktion <strong>der</strong><br />

Häuser, auf archäologische Beobachtungen gegründete Überlegungen zur Konstruktion<br />

<strong>der</strong> das Dach tragenden Elemente, des Daches selbst <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wände .

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