Pädagogisches Konzept - Gemeinschaftsschule Arzberg
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Möchten die Schüler ein bestimmtes Programm angehen, so stehen ihnen neben den Lehrern und<br />
Erziehern auch Betreuer in sogenannten „Stützpunkten“ zur Verfügung. Die Betreuer nehmen<br />
Aufsichtsfunktionen wahr, sind aber auch Ansprechpartner für die Schüler. Über ihre Aktivitäten<br />
auf den unterschiedlichsten Stellen des Schulgeländes entscheiden die Schüler selbst.<br />
Schließlich ist die Mittagsfreizeit die geeignete Gelegenheit für Jugendliche die nützliche Erfahrung<br />
des Gebrauchtwerdens zu machen. In den so genannten „sozialen Diensten“ übernehmen sie<br />
wichtige Aufgaben innerhalb der Schulgemeinschaft (Sanitätsdienste, Schülercafé, Betreuung von<br />
Gästen usw.).<br />
6.2.7 Profilfach<br />
Ab der siebten Jahrgangsstufe verstehen wir unter „Profilfach“ dasselbe wie die bayerischen Stundentafeln<br />
zu Gymnasium, Realschule und Mittelschule. Für die Jahrgänge fünf und sechs wird in<br />
diesen Stunden jedem Schüler die Möglichkeit geboten, sich körperlich und handwerklich zu betätigen.<br />
Die ganzheitliche Erziehung, die Pestalozzi mit der Bildung von „Kopf, Herz und Hand“ bezeichnet<br />
hat, erfordert neben der wichtigen Kopfarbeit die ebenso bedeutsame Handarbeit. Körperliches<br />
und geistiges Tun werden eine Einheit. „Wissen ermöglicht erfolgreiches Handeln und gleichzeitig<br />
wird durch Handlungen das Wissensnetz verfeinert.“ 76 Die Hand ist das Organ, in dem sich die vielschichtige<br />
Begegnung des Menschen mit der Umwelt durch seine Sinne beispielhaft darstellt. Jeder<br />
Pädagogik ist der Zusammenhang der Entwicklung der Bewegungsmöglichkeit des Menschen –<br />
besonders der Hand – und seiner geistigen Entwicklung vertraut 77 .<br />
In einer Zeit der von uns allen geschätzten Hilfstechniken, die dem Menschen die oft schwere körperliche<br />
Arbeit wohltuend erleichtern, kommt dem handwerklichen Tun für die Entwicklung des<br />
jungen Menschen wichtige pädagogische Bedeutung zu. Beim Schmieden, Schreinern, Schneidern,<br />
Gärtnern usw. lernt der Jugendliche, die Bewegungen des Körpers zu koordinieren. Dadurch erlangt<br />
er Handlungskompetenz, die ihn zunehmend selbstständig macht. Aus diesen Gründen muss<br />
eine menschengerechte Schule die „alten Kulturtechniken“, die Urtätigkeiten des Menschen als<br />
Hilfe zur Selbsthilfe dem Heranwachsenden anbieten. Handgreifliches Lernen und Arbeiten, körperliches<br />
und intellektuelles Tun gestatten eine umfassende Entfaltung und Entwicklung der Anlagen<br />
und Fähigkeiten, welche der Persönlichkeitsbildung ungemein förderlich sind. Aus diesen<br />
Gründen hat in der <strong>Gemeinschaftsschule</strong> in den Jahrgangsstufen 5 und 6 jeder Schüler als „Profilfach“<br />
die Erziehung in den praktischen Tätigkeiten.<br />
76 Horst Siebert S.36<br />
77 Diese Einsicht formte das erfolgreiche finnische Bildungssystem bereits an der Wurzel im 19. Jhd. „Bis heute sind die<br />
Fächer Werken, Handarbeit, Hauswirtschaft und Gesundheitslehre für alle Schülerinnen und Schüler in der seit den<br />
1970er-Jahren bestehenden <strong>Gemeinschaftsschule</strong> obligatorisch.“ Rainer Domisch: Keine Mythen, sondern fundierte<br />
Schulreformen. Die Lernerfolge finnischer Schüler aus der Perspektive des Finnischen Zentralamts für Unterrichtswesen,<br />
in: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, Dez09, Volume 12, Issue 4, S.620.<br />
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