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XVII. Tiefsee-Protisten der Challenger Expedition. 417<br />

Reihen einzelliger Lebensformen darstellen, ganz unabhängig von<br />

den echten, vielzelligen Thieren und Pflanzen. Wenn man früher<br />

die Bacterien und Mycetozoen mit Pilzen, dieSiphoneen mit Mosen,<br />

die Thalamarien mit Mollusken, die Radiolarien mit Echinodermen,<br />

die Ciliaten mit Würmern verglich, und wenn man nahe Verwandtschafts-Beziehungen<br />

zwischen diesen gänzlich verschiedenen<br />

Classen aufzufinden sich bemühte, so sind jetzt dagegen solche<br />

falsche Vergleiche nicht mehr möglich.<br />

Die überraschenden Entdeckungen der letzten Decennien, vor<br />

allen die grossartigen Ergebnisse der Challenger-Expedition,<br />

haben uns ausserdem in mehreren selbstständigen Protisten-Classen<br />

einen Reichthum an merkwürdigen neuen Lebensformen offenbart,<br />

von dem man früher keine Ahnung hatte. Die Abgründe des<br />

Oceans, insbesondere die ausgedehnten Tiefsee-Becken zwischen<br />

6000 und 9000 Meter, galten noch vor dreissig Jahren für leblose<br />

Einöden, von keinem lebendigen Wesen bewohnt. Die vierjährigen<br />

Tiefsee-Forschungen der englischen Challenger-Expedition, geleitet<br />

von Sir Wyville Thomson und Dr. John Murray (1873—1876),<br />

haben das Gegentheil gelehrt. Jene Abgründe sind bevölkert von<br />

vielen Tausend Arten wunderbarer Protisten, welche durch die<br />

unglaubliche Zierlichkeit und Mannichfaltigkeit ihrer einzelligen<br />

Körperbildung alles bisher Bekannte übertreffen; sie offen uns eine<br />

neue Welt der Forschung und Erkenntniss, und erweitern unsere<br />

biologischen Anschauungen in früher ungeahnter Weise. Das<br />

grosse Werk über die Challenger-Reise, von der englischen Regierung<br />

mit beispielloser Freigebigkeit ausgestattet und veröffentlicht,<br />

enthält fünfzig grosse Folio-Bände, mit dreitausend Tafeln.<br />

Mehrere Hunderte derselben stellen nur einzellige neue Lebensformen<br />

des Protistenreichs dar.<br />

Als Beispiel für die überraschende, dadurch gewonnene Erweiterung<br />

unseres morphologischen Gesichtskreises führe ich hier<br />

die Radiolarien an, die zierlichste und formenreichste von allen<br />

Protisten - Classen. Taf. XV und XVI zeigen ein paar Dutzend<br />

verschiedene Formen derselben. Die ersten beiden Arten dieser<br />

kieselschaligen See-Rhizopoden wurde 1834 von Meyen beschrieben.<br />

Später (1847) entdeckte Ehrenberg gegen dreihundert<br />

Haeckel, Natürl. Schöpfungs-Gesch. II. 9. Aufl. 27<br />

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