3611S70005 - DORIS - Bundesamt für Strahlenschutz
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28 [EMF SPEKTRUM: LITERATUR ZU WAHRNEHMUNG UND KOMMUNIKATION] <br />
Cousin und Siegrist (2011) untersuchten die Wirkung von Informations-‐Materialien, die Vor-sorge<br />
einschlossen. Die Rezeption dieser Information verstärkte das Wissen, aber auch die <br />
Risiko-‐Wahrnehmung bezüglich Handys. Allerdings nahm die Risiko-‐Wahrnehmung bezüglich <br />
Basisstationen tendenziell eher ab. Vorsorge-‐Empfehlungen hatten hierbei keine Auswirkun-gen.<br />
<br />
Dialog und Beteiligung <br />
Die entscheidende Frage ist, ob sich durch Partizipation Konflikte lösen lassen oder ob Betei-ligung<br />
eine Strategie ist, um die Gegenseite (hier die Industrie) in Begründungs-‐Nöte zu brin-gen.<br />
Eine Datenbank-‐Abfrage im Web of Knowledge 7 ergab 32 brauchbare empirische Arbei-ten<br />
zur Bewertung des Erfolges von partizipativen Ansätzen. Davon hat allerdings nur eine <br />
Arbeit (Wiedemann et. al 2005) Bezug zum Mobilfunk. Diese Studie untersucht verschiedene <br />
Verfahren der Information und Beteiligung im Vergleich: (1) Transparenz und Nachvollzieh-barkeit<br />
der Standortfindung <strong>für</strong> die Mobilfunk-‐Sendestation, (2) Berücksichtigung von Anlie-gen<br />
der Anwohner bei der Standortfindung <strong>für</strong> die Mobilfunk-‐Sendestation, (3) Brauchbar-keit<br />
zur Vermeidung von bereits bestehenden Konflikten bei der Standortfindung der Mobil-funk-‐Sendestation,<br />
(4) Eignung zur Reduzierung von Konflikten, (5) Vertrauen in Sicherheit <br />
der Mobilfunk-‐Sendeanlage, (6) Risiko-‐Wahrnehmung des Mobilfunks und (7) Akzeptanz des <br />
Standorts der Sendestation im Wohngebiet. Die Befunde weisen darauf hin, dass Beteili-gungs-‐Modelle<br />
einen Einfluss haben; zum einen auf die Beurteilung der Transparenz der <br />
Standortfindung sowie auf die Einschätzung, ob die Anliegen der Anwohner berücksichtigt <br />
werden. Sie werden auch als Chance <strong>für</strong> die Lösung von bereits bestehenden Konflikten bei <br />
der Standortfindung der Mobilfunk-‐Sendestation angesehen. Dabei ist die Bewertung des <br />
Mehrheitsmodells der Konsens-‐Suche am Runden Tisch am positivsten. Dagegen wird die <br />
Akzeptanz von Mobilfunk-‐Standorten nicht von Beteiligungs-‐Modellen beeinflusst. Auch das <br />
Vertrauen in die Sicherheit von Mobilfunk-‐Sendeanlagen wird dadurch nicht vergrößert. <br />
Verhaltensänderung <br />
Wiedemann, Häder& Schütz (2010) haben telefonische Befragungen zur Wahrnehmung von <br />
Mobilfunk-‐Risiken durchgeführt und geprüft, wie sich die Risiko-‐Wahrnehmung auf das Vor-sorge-‐Verhalten<br />
auswirkt. Es wurde untersucht, wer besorgt ist, wie groß diese Besorgnis ist, <br />
welche Verhaltens-‐Empfehlungen zum <strong>Strahlenschutz</strong> der Bevölkerung als geeignet angese-hen<br />
und ernst genommen werden, und schließlich, ob sich Gruppierungen in Bezug auf die <br />
Befolgung von Vorsorge-‐Empfehlungen unterscheiden lassen. Es erweist sich, dass Vorsorge-‐<br />
Empfehlungen zum Handy-‐Telefonieren allgemeine Zustimmung finden. Eine Analyse der <br />
Struktur der Risiko-‐Wahrnehmung lässt zwei Komponenten erkennen: konkrete Gesund-heits-‐Bedenken<br />
und diffuses Risiko-‐Unbehagen. Einfluss auf die Bereitschaft, den Vorsorge-‐<br />
Empfehlungen zu folgen, übt vor allem die konkrete Gesundheits-‐Besorgnis aus. Noch stär-ker<br />
wird diese Bereitschaft allerdings von der wahrgenommenen Eignung der Maßnahmen <br />
zur Vorsorge beeinflusst. <br />
7 Stand vom 20.11. 2011 <br />
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