3611S70005 - DORIS - Bundesamt für Strahlenschutz
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46 [EMF SPEKTRUM: LITERATUR ZU WAHRNEHMUNG UND KOMMUNIKATION] <br />
Im Bereich der ionisierenden Strahlung ist kaum untersucht, wie Laien Unsicherheit wahr-nehmen,<br />
Vorsorge und Präventionskonzepte bewerten (z.B. das ALARA 10 -‐Prinzip) und ob sie <br />
Grenzwerten vertrauen. Studien aus anderen Themenbereichen (z.B. Chemie) weisen jedoch <br />
darauf hin, dass Laien, werden sie mit der Darstellung von Unsicherheiten mittels Konfidenz-‐ <br />
Intervallen konfrontiert, dazu neigen, sich am Worst-‐Case-‐Szenario (dem schlimmsten Fall) <br />
zu orientieren (Johnson und Slovic 1998). <br />
Flynn, Slovic, & Mertz (1993) beschreiben das Kommunikations-‐Fiasko der Nuklear-‐Industrie <br />
(d.h. das American Nuclear Energy Council), der es auch mittels einer massiven Kommunika-tions-‐Kampagne<br />
nicht gelang, die Öffentlichkeit positiv auf das geplante Endlager in Yucca <br />
Mountain einzustimmen. <br />
Dialog und Beteiligung <br />
Empirische Studien zu diesem Thema sind relativ selten. In einem Fall, dem Hanford Com-munity<br />
Health Project, ging es um die Aktivierung von Anwohnern einer Gemeinde, um diese <br />
„risikokompetent“ zu machen (Thomas et al. 2009). Drew et al. (2003) haben die Informa-tions-‐Bedürfnisse<br />
von Stakeholdern bezüglich des Transports von radioaktivem Abfall unter-sucht<br />
und Marci et al. (2011) die Einbeziehung von Anwohnern, deren Kommunen Nuklear-anlagen<br />
beherbergen, in den Klimaschutz-‐Dialog. Die Beispiele demonstrieren, dass empiri-sche<br />
Studien zu Dialogen im Nuklear-‐Bereich eher randständig sind. <br />
Verhaltensänderung <br />
Zu diesem Bereich liegen Studien vor, die testen, wie Anwohner und Hauseigentümer zum <br />
Testen ihrer Wohnungen und Häuser auf Radon-‐Belastung gebracht werden können (Sand-man<br />
et al. 1994, Sandman et al. 1998, Weinstein et al. 1991). Hierzu wurden sowohl Hilfsmit-tel<br />
zur Verdeutlichung des Risikos wie Risiko-‐Skalen und Risiko-‐Vergleiche als auch Informa-tions-‐Kampagnen<br />
getestet. Dabei zeigte sich u.a., dass die Aufbereitung der Information -‐ <br />
technische versus narrativ -‐ keinen Unterschied bewirkt (Golding et al. 1992). Auch <br />
insgesamt sind die Ergebnisse jedoch eher enttäuschend (siehe z.B. Johnson & Luken1987). <br />
Neu sind Social Marketing Kampagnen, die auf die Reduktion der diagnostischen Strahlenbe-lastung<br />
bei Kindern (Computer-‐Tomographie, MRI etc.) abzielen (Image Gently 2008, 2010). <br />
Eine deutschprachige Broschüre“Schonende Bildgebung“, die sich an Eltern richtet, steht <br />
auch zur Verfügung. Allerdings liegen noch keine empirischen Studien zum Erfolg der „Image <br />
Gently“-‐Kampagne vor. Die auf der Webseite der Alliance for Radiation Safety in Pediatric <br />
Imaging veröffentlichten Daten sprechen jedoch <strong>für</strong> einen Erfolg 11 . <br />
10 ALARA= As low as reasonable achievable <br />
11 Siehe: http://www.pedrad.org/associations/5364/ig/ <br />
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