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125 Jahre Kursbuch<br />
Reichskursbuch der Post an und konnte von<br />
Druckbild und Übersichtlichkeit her weiter<br />
nicht recht überzeugen.<br />
Der große Fortschritt kam 1932 mit fünf<br />
Regionalausgaben, die eine neue Streckennummerierung,<br />
neue Streckenkarten und Fahrplantabellen<br />
mit einem gelungenen zeitlosen<br />
Druckbild bekamen. Und 1934 kam endlich<br />
von der <strong>Deutsche</strong>n Reichsbahn das „Amtliche<br />
Kursbuch für das Reich“ auf den Markt. Wenige<br />
Jahre später änderte sie den Titel in „<strong>Deutsche</strong>s<br />
Kursbuch“. Das „Reichskursbuch“ der<br />
Post erschien vorerst zwar parallel weiter, spielte<br />
aber eine zunehmend geringere Rolle.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg erschienen<br />
die ersten Kursbücher für die vier deutschen<br />
Besatzungszonen im Laufe des Jahres 1946,<br />
ehe es im Sommer 1947 eine Gesamtausgabe<br />
für die drei Westzonen gab. Zum Zeitpunkt<br />
der Gründung der Bundesrepublik Deutschland<br />
am 23. Mai 1949 war das entsprechende<br />
Kursbuch bereits acht Tage zuvor erschienen,<br />
daher lautete der Titel für den<br />
Sommerfahrplan 1949 noch „Reichsbahn<br />
Kursbuch“. Erst im Herbst erschien dann ein<br />
„Amtliches Kursbuch westliches Deutschland“<br />
für den Winterfahrplan 1949/50 (gültig ab<br />
2. Oktober 1949). Zum Sommerfahrplan<br />
1954 ersetzte man den Begriff „westliches<br />
Deutschland“ durch „<strong>Deutsche</strong> <strong>Bundesbahn</strong>“.<br />
Die folgenden Änderungen waren dann<br />
mehr kosmetischer Natur. Ab Sommerfahrplan<br />
1959 erhielt der Einband eine Glanzfolie<br />
und 1967 wechselte seine Farbgebung von<br />
Das Äußere wechselte,<br />
der Grundaufbau des<br />
Kursbuchs blieb gleich<br />
Dunkelbraun in ein freundlicheres Weinrot.<br />
Schließlich verzichtete die DB 1971 im Titel<br />
auf das Attribut „amtlich“. So präsentierte sich<br />
das zweimal jährlich – jeweils im Frühsommer<br />
und Herbst zu den Fahrplanwechseln – herausgegebene<br />
Kursbuch auch in den Folgejahren<br />
bis zum Jubiläum.<br />
Der Aufbau des Kursbuchs<br />
Im Grundaufbau unterscheidet sich die Jubiläumsausgabe<br />
nicht von den seit den 50er-Jahren<br />
angebotenen Vorgängern. Es umfasst sechs Einzelteile.<br />
Teil 1 („Allgemeines“) enthält den Kurs-<br />
IN KÜRZE: KURSBUCH-STRECKENNUMMERN <strong>1975</strong><br />
Im Jahr 1934 hatte die <strong>Deutsche</strong> Reichsbahn<br />
für die deutschen Kursbuchstrecken<br />
nordöstliches Niedersachsen<br />
100 – 199 Schleswig-Holstein mit Hamburg;<br />
eine einheitliche Nummerierung eingeführt.<br />
Das System reichte von 90 bis 429, zur Feinverteilung<br />
200 – 299 übriges Niedersachsen, nördliches<br />
Westfalen<br />
wurden diese Streckennummern 300 – 399 Ruhrgebiet, übriges Westfalen<br />
noch durch die Kleinbuchstaben a bis z ergänzt.<br />
Mit dem geteilten deutschen Streckennetz<br />
400 – 499 Rheinland, Westerwald,<br />
westliche Eifel<br />
nach 1945 sowie der Einstellung des 500 – 599 Hessen<br />
Personenverkehrs auf etlichen Nebenstrecken<br />
lag es spätestens Anfang der 70er-Jahre<br />
600 – 699 Rheinland-Pfalz (ohne Westerwald),<br />
Saarland<br />
nahe, eine neue Systematik der Nummern zu 700 – 799 Baden-Württemberg<br />
finden. Ähnliches hatte die <strong>Deutsche</strong> Reichsbahn<br />
der DDR schon zum Sommerfahrplan<br />
800 – 899 Franken, Oberpfalz, nordöstliches<br />
Niederbayern<br />
1968 vorgenommen.<br />
Im Jahr 1972 führte die DB ihre neue Nummernsystematik<br />
900 – 999 restliches Niederbayern,<br />
Oberbayern, Schwaben<br />
ein. Dabei verzichtete sie auf<br />
zusätzliche Buchstaben und verwendete dreistellige<br />
Nummern von 100 bis 999. Vereinfacht<br />
ausgedrückt trugen fortan wichtige<br />
Strecken runde, durch zehn teilbare Nummern,<br />
während die Einerstellen die Funktion<br />
der vormaligen Kleinbuchstaben übernahmen<br />
und weniger wichtige Strecken kennzeichneten.<br />
Die aufsteigenden Tabellennummern<br />
erstreckten sich ungefähr in einer Schlangenlinie<br />
von Norden nach Südosten und zeigten<br />
folgende regionale Hundertergruppen:<br />
Hierbei kam es bisweilen zu Überlappungen,<br />
vor allem bei längeren Strecken. Dann versuchte<br />
die DB, den jeweils längeren Abschnitt<br />
„seiner“ Region zuzuordnen. So gehörte die<br />
Kursbuchstrecke 250 (Hannover – Bebra/<br />
Kassel) der Region Niedersachsen an. In den<br />
Hundertergruppen hielt man überwiegend die<br />
Endzahlen zwischen .90 (teilweise auch .80)<br />
und .99 für den Nah- oder S-Bahn-Verkehr frei<br />
– der Münchner S-Bahn waren so die Nummern<br />
990 bis 998 vorbehalten.<br />
ULRICH ROCKELMANN<br />
buchschlüssel, Hinweise für Fahrgäste, Preistabellen<br />
und Ortsverzeichnisse; hier findet sich auf<br />
einer Umschlagseite auch die Übersicht über „die<br />
schnellsten Züge der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Bundesbahn</strong>“,<br />
<strong>1975</strong> angeführt vom „Rheinpfeil“ mit 118 km/h<br />
Reisegeschwindigkeit zwischen Hannover und<br />
Duisburg (1974 waren es noch 120 km/h).<br />
Teil 2 enthält die Fernverbindungen, wobei die<br />
Seiten mit drei Farben gekennzeichnet werden:<br />
grün für die Verbindungen ins Ausland, gelb für<br />
die großen Fernverbindungen und rot für die<br />
mittleren Fernverbindungen in der Bundesre -<br />
pub lik. Der grüne Teil listet auch die TEE-Züge<br />
und Autoreisezugverbindungen auf. Am Ende<br />
des roten Teils kommen nochmals weiße Seiten<br />
mit den Fahrplänen der Fernbuslinien, die von<br />
der DB, der Bundespost, der <strong>Deutsche</strong>n Touring<br />
(Europabus) oder auch anderen Unternehmen<br />
(zum Beispiel nach Berlin) betrieben wurden.<br />
Die für Eisenbahnfreunde wohl wichtigsten Teile<br />
3 bis 5 (Umschläge grün, rosa und blau) enthalten<br />
dann die kompletten Streckenfahrpläne<br />
des DB-Netzes in der ungefähren Aufteilung von<br />
Nord nach Südost. Der letzte, kurze Teil 6 – ohne<br />
speziellen Umschlag – ist schließlich Schifffahrtslinien<br />
und Bergbahnen gewidmet und<br />
weist zusätzlich die Anschriften aller Vertretungen<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Reisebüros (DER) auf. Als<br />
Beilage gibt es das Kurswagenverzeichnis sowie<br />
die Streckenkarte. Verantwortlich für den Inhalt<br />
war <strong>1975</strong> die in Mainz angesiedelte Zentrale<br />
Transportleitung (Kursbuchstelle der DB).<br />
Ergänzt wurde die Gesamtausgabe noch<br />
durch neun Regionalausgaben, ein Fernkursbuch,<br />
ein Auslandskursbuch (für fast ganz<br />
Europa einschließlich Türkei und zudem die<br />
Maghreb-Staaten), ein Omnibus-Kursbuch<br />
(in Kooperation von DB und Bundespost) sowie<br />
regionale Taschenfahrpläne. Wer zumindest<br />
das Gesamtkursbuch einsehen wollte,<br />
musste es aber nicht zwingend kaufen. Bei<br />
großen Fahrkartenausgaben lagen einige Bände<br />
im Vorraum aus, so dass der Reisende selbst<br />
seine Verbindungen heraussuchen konnte und<br />
nicht am Auskunftsschalter fragen musste.<br />
Manchmal bekam man dort auf seine Bitte<br />
hin sogar Kursbücher von Nachbarbahnen<br />
zum Nachschlagen ausgehändigt.<br />
Der Inhalt im Jubiläumsjahr<br />
Bezüglich des Fahrplanangebots stand das Jubiläumskursbuch<br />
allerdings unter keinem gu-<br />
Slg. Konrad Rothzoll (5)<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 6/2013 21