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Erinnerungen<br />
Schwer arbeiten muss die Tender voraus fahrende 044 671 vom Bw Ottbergen am 30. Dezember<br />
<strong>1975</strong>, um ihren Güterzug nach Northeim im Bahnhof Herzberg in Gang zu setzen<br />
„Differenz Ortszeit zu Berlin-Zeit -14 Minuten“ verkündet ein verblasster Schriftzug unterhalb<br />
der Bahnhofsuhr in Hardegsen<br />
Nachdem der Zug pünktlich um 19:53 Uhr mit qualmenden Bremsen<br />
in Goslar eingelaufen war, steuerten wir erst einmal die Bahnhofsgaststätte<br />
an, um die Erlebnisse des Tages Revue passieren zu lassen.<br />
Und wir waren uns einig, das am nächsten Tag noch einmal oder so<br />
ähnlich erleben zu wollen.<br />
Kühne Entschlüsse dank der Karte<br />
Da die Bezirkswochenkarte bis nach Kassel reichte, fassten wir einen<br />
kühnen Entschluss: eine Nacht im Zug bzw. in zwei Zügen zu verbringen.<br />
Mit dem E 3172 als letztem Zug des Tages fuhren wir nach<br />
Hannover, das wir um 23:06 Uhr erreichten. Pünktlich um 23:56 Uhr<br />
rollte D 599 Kiel – Lindau in den Bahnhof ein, der uns die erste Nachthälfte<br />
beherbergen sollte. An der Zugspitze fanden wir ein leeres Abteil,<br />
schnell waren das Licht gelöscht und die Vorhänge zum Abteil<br />
zugezogen; Sitze in Liegestellung und möglichst nicht fest einschlafen.<br />
Wenigstens einer von uns musste halbwegs wach bleiben, denn um<br />
02:59 Uhr hieß es in Kassel umsteigen in den Gegenzug D 598, der<br />
um 03:05 Uhr in Richtung Norden abfahren sollte. Alles kein Problem,<br />
unser Rückreisezug stand schon am selben Bahnsteig bereit – geschätzte<br />
acht Meter Fußmarsch, und wir fanden auch hier wieder ein Abteil<br />
für uns. Nach anderthalb Stunden flotter Fahrt über die Nord-Süd-<br />
Nächtliche Spritztour nach Kassel –<br />
Ankunft 02:59 Uhr, Abfahrt 03:05 Uhr!<br />
Strecke stiegen wir um 04:35 Uhr in Kreiensen aus, von wo uns ein<br />
als Zug 6105 geführter Schienenbus mit Halten „an jeder Milchkanne“<br />
wieder nach Goslar brachte, wo wir schon wieder dem damals noch<br />
alltäglichen Dampfspektakel entgegen fieberten ... So haben wir das<br />
Jahresende <strong>1975</strong> und den Jahresbeginn 1976 mit aufregenden Touren<br />
kreuz und quer durch „unseren“ Bezirk verbracht. Es sollte nicht<br />
das letzte Abenteuer im <strong>Bundesbahn</strong>-Netz bleiben. Martin Weltner<br />
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