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Strecken und Fahrten<br />
Das übliche Rollmaterial des DB-Nahverkehrs fährt im November <strong>1975</strong> in Essen-Katernberg Süd vor: Die 141 und ihre Silberling-Wagen sind auf<br />
der Kursbuchstrecke 300 unterwegs, einer der wichtigsten Magistralen des Reviers<br />
zwischen Dortmund und Hamm fuhren zwölf<br />
Züge täglich, dazu weitere acht montags bis<br />
samstags, sieben montags bis freitags, einer täglich<br />
außer samstags und zwei an Sonn- und<br />
Feiertagen. Zum Einsatz kamen 430er, unterstützt<br />
von 141ern mit Silberlingen.<br />
Neben diesen beiden Magistralen, die das<br />
Ruhrgebiet in West-Ost-Richtung durchzogen,<br />
gab es mehrere Nord-Süd-Verbindungen, die<br />
nicht nur beide Strecken miteinander verbanden,<br />
sondern teilweise auch deutlich über sie hinausreichten.<br />
Eine von ihnen war die KBS 320<br />
Münster – Haltern – Recklinghausen – Wanne-Eickel<br />
– Gelsenkirchen – Essen, ebenfalls<br />
eine elektrifizierte Strecke und mit einigem Verkehr<br />
belegt. Der Nahverkehr hatte hier allerdings<br />
eine andere Ausprägung als auf der<br />
KBS 300; es gab nur zwei durchgehende tägliche<br />
Nahverkehrszüge von Münster nach Essen,<br />
zusätzlich drei von Montag bis Samstag und je<br />
einen Montag bis Freitag bzw. täglich außer<br />
Samstag. Des Rätsels Lösung: Etliche Eilzüge<br />
– allein 17 tägliche Verbindungen – fingen einen<br />
Teil des Verkehrsbedarfs auf. Zusätzlich<br />
fuhren Nahverkehrszüge auf Teilstrecken.<br />
Nahverkehr <strong>1975</strong>: KBS 309 und 330<br />
Aus dem Zentrum des Ruhrgebietes hinaus<br />
führte die „Lüner Strecke“ von Dortmund nach<br />
Lünen (KBS 309). Heute hat sie im Nahverkehr<br />
nur eine untergeordnete Bedeutung, <strong>1975</strong> sah<br />
das noch ganz anders aus. Der erste Haltepunkt<br />
Ob Ellok oder Akkutriebwagen, die Elektrotraktion<br />
war die Nummer eins im Nahverkehr des Reviers<br />
nördlich des Dortmunder Hauptbahnhofs hieß<br />
Dortmund-Hoesch und hier war der Name Programm;<br />
direkt nebenan erhoben sich die An -<br />
lagen der Westfalenhütte der Hoesch AG, auf<br />
deren Gelände der Haltepunkt lag. Die Werktätigen<br />
des riesigen Stahlwerks machten einen<br />
Großteil des Berufsverkehrs auf dieser Strecke<br />
aus; entsprechend dicht war der Fahrplan angelegt.<br />
16 tägliche Nahverkehrszüge, dazu noch<br />
acht von Montag bis Freitag sowie zehn von<br />
Montag bis Samstag sorgten unter der Woche<br />
phasenweise für einen angenäherten Halbstunden-<br />
bis Stundentakt. Lok-Wagen-Garnituren<br />
(141 + Silberlinge) kamen dabei ebenso zum<br />
Einsatz wie Triebwagen (430). Vergangene Zeiten,<br />
nicht nur wegen des Abgangs der Fahrzeuge.<br />
Nach der Stilllegung der Westfalenhütte Anfang<br />
der 90er-Jahre fiel die Strecke zunächst in<br />
Agonie, der Personenverkehr am Haltepunkt<br />
wurde zum 31. Mai 1992 eingestellt.<br />
Auf weniger stark frequentierten Strecken<br />
hingegen waren Mitte der 70er-Jahre auch<br />
141er mit Dreiachser-Umbauwagen und Mitteleinstiegs-Steuerwagen<br />
anzutreffen, etwa auf<br />
der etwas abseitigen Nord-Süd-Querverbindung<br />
von Recklinghausen über Herne, Bochum<br />
Nord, Bochum-Langendreer und Witten nach<br />
Hagen (KBS 330). Nur auf die durchgehende<br />
Relation Recklinghausen – Hagen bezogen, gab<br />
es im Sommer <strong>1975</strong> drei tägliche Nahverkehrszüge,<br />
dazu fünf montags bis freitags, drei montags<br />
bis samstags sowie einen täglich außer<br />
Samstag. Ergänzt durch Nahverkehrszüge und<br />
Eilzüge (auch auf Teilabschnitten), ergab sich<br />
hier in einer recht komplexen Fahrplangestaltung<br />
wiederum eine recht umfangreiche Bedienung,<br />
wenngleich sie beileibe nicht an jene der<br />
KBS 300 oder 309 herankam.<br />
Akku-Blitz und Diesellok<br />
Aber nicht nur auf den elektrifizierten Strecken<br />
im Kohlenpott war <strong>1975</strong> der Elektrobetrieb die<br />
Regel, in ähnlicher Form galt das auch für die<br />
(noch) nicht mit Fahrdraht überspannten Strecken.<br />
Hier verkehrten ebenso Elektrotriebwagen,<br />
wobei der Fahrstrom nicht aus der Oberleitung,<br />
sondern aus Akkumulatoren kam.<br />
Diese Traktionsart hatte im Ruhrgebiet eine<br />
lange Tradition; bereits die Preußischen Staatsbahnen<br />
hatten zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
mit Erfolg die frühen Vertreter der Wittfeld-<br />
Akkutriebwagen heimisch gemacht. Bei der DB<br />
waren diese in den 50er-Jahren durch die modernen<br />
ETA 150 (ab 1968: 515) abgelöst worden,<br />
die noch Mitte der 70er-Jahre unverändert<br />
nahezu alle anfallenden Nahverkehrsleistungen<br />
erbrachten. Bestes Beispiel hierfür ist die Emschertalbahn,<br />
KBS 308, von Herne über Castrop-Rauxel<br />
Süd, Dortmund-Bövinghausen<br />
und -Huckarde Nord zum Dortmunder<br />
Hauptbahnhof. Hier waren die 515 zeitweise<br />
recht häufig unterwegs: Für die Fahrtrichtung<br />
Wanne-Eickel – Dortmund sind im Kursbuch<br />
insgesamt 20 Züge angegeben; davon befahren<br />
zwölf die gesamte Strecke – fünf täglich, fünf<br />
montags bis samstags und die übrigen zwei<br />
montags bis freitags. Dazu kommen ein Zug<br />
Wanne-Eickel – Herne sowie sieben Züge Herne<br />
– Dortmund (einer täglich, einer montags<br />
bis freitags, fünf montags bis samstags).<br />
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