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INNOVATION<br />
Elektronische Chauffeure im Testbetrieb<br />
Wie leistungsfähig die Fahrerassistenzsysteme<br />
von morgen bereits heute sind, zeigen Tests unter<br />
realen Bedingungen. So lässt BMW seit zwei<br />
Jahren einen selbstlenken<strong>de</strong>n Fünfer über die<br />
A9 kurven. Auf <strong>de</strong>r 65 Kilometer langen Strecke<br />
zwischen München und Ingolstadt übernimmt<br />
ein Autobahnassistent die Regie. Dabei legt er<br />
vorbildliches Verhalten an <strong>de</strong>n Tag: Beschleunigen,<br />
Überholen, Abbremsen, Tempolimits einhalten<br />
– alles geschieht mit Umsicht und <strong>de</strong>m<br />
nötigen Sicherheitsabstand zu <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />
Verkehrsteilnehmern. Allerdings lei<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Prototyp<br />
unter einem Nachteil: Zuverlässig funktioniert<br />
er bisher nur auf <strong>de</strong>r zentimetergenau<br />
dreidimensional vermessenen, schnurgera<strong>de</strong>n<br />
Route München–Ingolstadt.<br />
Auch Merce<strong>de</strong>s-Benz ist mit einer eignen Version<br />
eines Autobahnpiloten auf öffentlichen Straßen<br />
unterwegs. In etwa sieben Jahren, so erklärt<br />
Ralf G. Herrtwich, Leiter Konzernforschung und<br />
Vorentwicklung Fahrerassistenz- und Fahrwerksysteme<br />
bei Daimler, bei einer Präsentation <strong>de</strong>s<br />
Systems, sei die Technologie serienreif.<br />
Auch das mühsame Fahren im zäh fließen<strong>de</strong>n Verkehr<br />
ist ein Fall für das automatisierte Fahren. Auf<br />
<strong>de</strong>r Consumer Electronics Show in Las Vegas im Januar<br />
2013 stellte Audi ein System zum pilotierten<br />
Fahren im Stau vor. Im Geschwindigkeitsbereich<br />
zwischen null und 60 km/h beschleunigt und verzögert<br />
<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r automatischen Abstandsregelung<br />
mit Stop & Go-Funktion basieren<strong>de</strong> Assistent<br />
selbsttätig und nimmt – das ist die eigentliche Innovation<br />
– <strong>de</strong>m Fahrer zusätzlich auch die Lenkarbeit<br />
ab. Serienreife? In ein paar Jahren, heißt<br />
es bei Audi zurückhaltend.<br />
Schließlich fühlen sich auch die großen Zulieferer<br />
herausgefor<strong>de</strong>rt, ihr Feld auf diesem Zukunftsmarkt<br />
abzustecken. So testet auch die Firma<br />
Bosch selbstfahren<strong>de</strong> Prototypen auf <strong>de</strong>utschen<br />
Straßen und präsentierte beim 61. Motorpressekolloquium<br />
im Bosch-Testzentrum in Boxberg<br />
einen Ausblick auf ihr Produktportfolio. In <strong>de</strong>n<br />
kommen<strong>de</strong>n Jahren wer<strong>de</strong> das Unternehmen automatisierte<br />
Assistenzsysteme anbieten, die alle<br />
Geschwindigkeitsklassen vom Stop&Go bis hin<br />
zum Fahren auf <strong>de</strong>r Autobahn ab<strong>de</strong>cken, erklärte<br />
Gerhard Steiger, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Geschäftsbereiches<br />
Bosch Chassis Systems Control. Für <strong>de</strong>n neuen<br />
Stauassistenten, <strong>de</strong>r das Fahrzeug bis 50 Stun<strong>de</strong>nkilometer<br />
selbsttätig in <strong>de</strong>r Spur hält, steht<br />
bereits ein Einführungstermin fest: Dieser wird<br />
2014 in Serie gehen und sich in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Generationen<br />
zu einem Staupiloten entwickeln, <strong>de</strong>r<br />
auch <strong>de</strong>n Spurwechsel automatisiert. Weitere Entlastung<br />
im Autobahnverkehr soll darüber hinaus<br />
ein Baustellenassistent leisten. Dieser ist mithilfe<br />
einer Stereo-Vi<strong>de</strong>okamera in <strong>de</strong>r Lage, das Fahrzeug<br />
durch Engpässe, beispielsweise zwischen Betonwand<br />
und Lkw-Bordwand, hindurch zu lotsen.<br />
Aufsehenerregen<strong>de</strong>s kündigt Bosch zum Thema<br />
Einparken an: 2015 soll ein Parkassistent in Serie<br />
gehen, mit <strong>de</strong>ssen Hilfe auch extrem enge Lücken<br />
zu meistern sind. In diesem Fall steigt <strong>de</strong>r Fahrer<br />
vorher aus und steuert das Fahrzeug mithilfe seines<br />
Mobiltelefons in die Parkposition. Noch mehr<br />
Komfort verspricht <strong>de</strong>r Zulieferer bei <strong>de</strong>r Nutzung<br />
von Parkhäusern: In diesem Fall wird sich das Auto<br />
<strong>de</strong>r Zukunft über eine 360-Grad-Umfeldsensorik<br />
seinen Platz in Parkhäusern selbst suchen können.<br />
Die Grenzen <strong>de</strong>r Legalität<br />
Doch so faszinierend diese Visionen auch anmuten:<br />
Neben <strong>de</strong>n technischen Hin<strong>de</strong>rnissen müssen<br />
vor ihrer Verwirklichung auch rechtliche Hür<strong>de</strong>n<br />
überwun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Denn noch ist das Fahren<br />
ohne Hän<strong>de</strong> am Lenkrad schlicht illegal. Das international<br />
gültige Wiener Übereinkommen über<br />
<strong>de</strong>n Straßenverkehr, in vielen Län<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Welt<br />
die Grundlage für die Straßenverkehrsgesetze,<br />
schreibt vor: Fahrzeuge müssen, wenn sie in Bewegung<br />
sind, einen Führer haben. Dieser muss<br />
sein Fahrzeug dauernd beherrschen und darüber<br />
hinaus alle an<strong>de</strong>ren Tätigkeiten <strong>als</strong> das Führen<br />
Beim japanischen Hersteller Nissan ist man überzeugt:<br />
Autonom fahren<strong>de</strong> Autos sind im Jahr 2020 möglich<br />
seines Fahrzeugs vermei<strong>de</strong>n. Gäbe es dieses Gesetz<br />
nicht, hätte das Zeitalter <strong>de</strong>s selbstlenken<strong>de</strong>n<br />
Automobils schon längst begonnen. Und zwar<br />
mit <strong>de</strong>r neuen Merce<strong>de</strong>s E- und S-Klasse. Mit diesen<br />
Mo<strong>de</strong>llen hat Merce<strong>de</strong>s-Benz im Rahmen seiner<br />
„Intelligent Drive Strategie“ erstm<strong>als</strong> ein Fahrerassistenzsystem<br />
zur Serienreife gebracht, dass<br />
das teilautonome Staufolgefahren beherrscht.<br />
Gelungen ist dieses durch die Erweiterung <strong>de</strong>s<br />
Abstandsregeltempomats Distronic Plus um einen<br />
Lenk-Assistenten mit Stop&Go Pilot. Dieser<br />
unterstützt die Querführung <strong>de</strong>s Fahrzeugs und<br />
hilft <strong>de</strong>m Fahrer, auf gera<strong>de</strong>r Straße und sogar in<br />
leichten Kurven in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>r Spur zu bleiben.<br />
Bei Geschwindigkeiten bis 60 km/h entschei<strong>de</strong>t<br />
<strong>de</strong>r Stop&Go Pilot dabei intelligent, ob er sich am<br />
Vorausfahrzeug o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Fahrbahnmarkierungen<br />
orientiert. Auf diese Weise ist das teilautonome<br />
Staufolgefahren selbst dann möglich, wenn<br />
keine o<strong>de</strong>r unein<strong>de</strong>utige Fahrbahnmarkierungen<br />
sichtbar sind.<br />
Rein theoretisch könnte <strong>de</strong>r Fahrer damit bei<br />
langsamer Fahrt die Lenkung komplett aus <strong>de</strong>r<br />
Hand geben. Doch auch in dieser Hinsicht verhält<br />
sich <strong>de</strong>r elektronische Assistent vorausschauend<br />
und ganz im Sinne <strong>de</strong>r Straßenverkehrsordnung.<br />
Sobald die Sensoren erkennen, dass <strong>de</strong>r Fahrer<br />
unterwegs die Hän<strong>de</strong> vom Lenkrad nimmt, wird er<br />
zunächst optisch im Kombiinstrument gewarnt.<br />
Übernimmt <strong>de</strong>r Fahrer das Steuer danach noch<br />
immer nicht, wird <strong>de</strong>r Lenk-Assistent mit einer<br />
akustischen Warnmeldung <strong>de</strong>aktiviert. Denn das<br />
mit<strong>de</strong>nken<strong>de</strong> Auto for<strong>de</strong>rt (zumin<strong>de</strong>st vorerst):<br />
Hän<strong>de</strong> ans Lenkrad!