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zum ADHS-Report der GEK

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Kin<strong>der</strong> geführt haben. Allerdings weist von Lüpke selbst darauf hin, dass es<br />

sich hierbei um prospektive, nicht-randomisierte Studien handelt und Einflussfaktoren<br />

in <strong>der</strong> Schwangerschaft nicht unmittelbar in Bezug zu späteren Auffälligkeiten<br />

gesetzt werden können.<br />

Laut Mattner (2006) ist an den neurobiologischen Konzeptionen auffällig, dass<br />

„innerhalb <strong>der</strong> diagnostischen Blickreduzierung dieser Konzeptionen die oftmals<br />

als problematisch erkannten psychosozialen Lebenshintergründe von<br />

betroffenen Kin<strong>der</strong>n als mögliche primäre Verursachungen <strong>der</strong> Verhaltensprobleme<br />

weitestgehend bewusst ausgeblendet bleiben.“ (Mattner, 2006).<br />

Die Bundesärztekammer vertritt in ihrer Stellungnahme den Standpunkt, dass<br />

ungünstige psychosoziale Bedingungen als exogener Risikofaktor gelten und<br />

insbeson<strong>der</strong>e bei Fällen schwerer Deprivation* in <strong>der</strong> frühen Kindheit bedeutsam<br />

sind. Allerdings sieht sie diese Faktoren primär verantwortlich für den<br />

Schweregrad <strong>der</strong> Symptomatik und das Auftreten von assoziierten Verhaltensauffälligkeiten<br />

und weniger für das Auftreten einer AD(H)S-Symptomatik an<br />

sich (Bundesärztekammer 2005, S. 22).<br />

Vertreterinnen des biopsychosozialen Modell betonen hingegen, dass Faktoren<br />

wie das Erziehungsverhalten <strong>der</strong> Eltern sowie die schulische Umgebung –<br />

auch wenn sie nicht die Ursache von AD(H)S darstellen – in ihrem Zusammentreffen<br />

mit durch AD(H)S ausgelösten Schwierigkeiten einen nicht unbeträchtlichen<br />

Einfluss auf den Verlauf <strong>der</strong> Problematik und die weitere Entwicklung des<br />

Kindes nehmen können. Aus diesem Grund messen sie diesen Faktoren auch<br />

in <strong>der</strong> Therapie <strong>der</strong> AD(H)S eine große Bedeutung bei.<br />

2.1.6.4 Sonstige Einflussfaktoren<br />

Neben diesen Hauptrichtungen <strong>der</strong> Ursachenforschung sind weitere Themenfel<strong>der</strong><br />

in <strong>der</strong> Diskussion, insbeson<strong>der</strong>e Untersuchungen zu Einflüssen während<br />

Schwangerschaft und Geburt.<br />

Inwieweit Einflüsse während Schwangerschaft und Geburt zur Ausprägung <strong>der</strong><br />

AD(H)S-Symptome beitragen, ist nicht abschließend geklärt. Es gilt als gesichert,<br />

dass Rauchen und Alkoholkonsum während <strong>der</strong> Schwangerschaft das<br />

AD(H)S-Risiko erhöhen (Bundesärztekammer, 2005). Laut <strong>der</strong> Studie einer<br />

Mannheimer Forschungsgruppe, die 362 Kin<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Geburt bis zu ihrer<br />

späten Kindheit begleitet hat, entwickelten Kin<strong>der</strong> von rauchenden Müttern<br />

4 mal häufiger Leitsymptome von AD(H)S als Kin<strong>der</strong> von Nichtraucherinnen<br />

(Son<strong>der</strong>heft <strong>ADHS</strong>, 2004). Auch in weiteren Studien zeigte sich ein eindeutiger<br />

Zusammenhang zwischen Rauchen und dem Vorliegen von AD(H)S-<br />

Symptomen. Allerdings ist noch zu klären, ob das Rauchen tatsächlich einen<br />

exogenen Einflussfaktor darstellt. Daneben besteht auch die Vermutung, dass<br />

die betroffenen Frauen rauchen, weil sie selbst (unwissentlich) von AD(H)S<br />

betroffen sind und die stimulanzienartige Wirkung von Nikotin zur Dämpfung<br />

eigener Symptome nutzen (Krause & Krause 2007). Dies würde den Zusam-<br />

26 <strong>GEK</strong>-Edition

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