LOK Magazin Diesel-Revolution (Vorschau)
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BAUREIHE ETR 470<br />
Neigetechnik in Aktion: Gäubahn nördlich von Horb<br />
Zwischen 1 998 und 2006 gelangten die Züge<br />
auch nach Deutschland: Von Zürich aus über<br />
Schaffhausen und die Gäubahn wurde Stuttgart erreicht.<br />
Qualitätsmängel waren die Begründung, warum<br />
SBB und TrenItalia 2009 aus der gemeinsamen<br />
Tochter CISALPINO ausstiegen; die Gesellschaft<br />
wurde aufgelöst. Fünf der Züge erhielt<br />
TrenItalia, die anderen vier verblieben bei den<br />
SBB. Ihr Einsatz wurde nun auf die Gotthard-Route<br />
beschränkt. Die Wartung aller Triebzüge sollte<br />
TrenItalia übernehmen.<br />
2011: Die Pannen häufen sich<br />
Sehr schnell bestätigten die Italiener aber gängige<br />
Vorurteile: Sie vernachlässigten die Wartung. Die<br />
anspruchsvollen Schweizer übernahmen als Konsequenz<br />
die Unterhaltung ihrer Züge selbst. Um<br />
die Zuverlässigkeit zu steigern, wurden gar ab 201 1<br />
nochmals zwölf Millionen Franken investiert. Die<br />
ehemaligen „CIS“ verkehrten inzwischen als<br />
schlichte EC.<br />
Vergebens. Die Pannen der Pendolini sind legendär<br />
und sogar eine eigene Website wurde ihnen<br />
gewidmet. Interessanterweise entfallen 80 Prozent<br />
der Verspätungen auf die Relation Italien –<br />
Schweiz. Die Verspätungsquote der Pendolini ist in<br />
dieser Fahrtrichtung viermal so hoch wie jene normaler<br />
EC-Züge. Mehrmals mussten Fahrgäste aus<br />
den Zügen evakuiert werden, weil wieder einmal<br />
irgendein Bauteil Feuer gefangen hatte.<br />
In der durch Zuverlässigkeit auf Schienen verwöhnten<br />
Schweiz wuchs mehr und mehr der Unmut:<br />
Über Jahre wurde immer wieder der Ersatz<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 07/2014<br />
Im grünen Band der Namenszug des Designers<br />
der CIS-Züge gefordert. Die SBB sahen sich allerdings<br />
lange außerstande, adäquates Rollmaterial in<br />
diesen Relationen einzusetzen. Andererseits war<br />
und ist man nicht mehr bereit, die zum Ende 201 4<br />
fälligen Großrevisionen durchzuführen; vielmehr<br />
wird diese Baureihe bei den SBB zum Fahrplanwechsel<br />
201 4 ausscheiden.<br />
Pendolini bei anderen Bahnen<br />
Auch die Tschechischen Bahnen haben Züge dieses<br />
Typs als Baureihe 680 im Einsatz. Eine Version,<br />
basierend auf dem ETR 460 von TrenItalia,<br />
wird auch von der slowenischen SZ (Baureihe 31 0),<br />
der portugiesischen CP (Reihe 4000) und der finnischen<br />
VR (dort als Reihe Sm3 in einer Ausführung<br />
für 25kV/50Hz) eingesetzt. Aus diesen<br />
Ländern sind interessanterweise keine Berichte<br />
über eine schlechte Verfügbarkeit dieses Triebzugtyps<br />
bekannt.<br />
Bereits 2004 wurden von CISALPINO beim<br />
französisch-italienischen Unternehmen Alstom<br />
Ferrovia 1 4 neue Hochgeschwindigkeits-Neigezüge<br />
des Typs ETR 61 0 bestellt. Die ersten dieser Züge<br />
gingen erst 2009 in Betrieb. Auch sie wurden nach<br />
der Auflösung der Gesellschaft CISALPINO auf<br />
beide Muttergesellschaften aufgeteilt.<br />
Probleme aber blieben, wenn auch andere: Die<br />
Züge wurden viel zu spät geliefert und erhielten<br />
wegen zu hoher Achslasten zunächst keine Genehmigung,<br />
die Gotthardstrecke mit aktiver Neigetechnik<br />
zu befahren. Inzwischen haben sich die<br />
Züge aber bewährt, so dass die Schweizer Bundesbahnen<br />
acht weitere ETR 61 0 nachbestellt haben.<br />
Jörn Schramm<br />
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