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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 70 / 31. 03. 2009 Kultur 60 Foto: Österreich Journal/Michael Mössmer Die Sammlung für Plansprachen ist zugleich die weltweit größte Fachbibliothek für Interlinguistik und dokumentiert an die 500 verschiedene Plansprachen. degard von Bingen oder das Klingonische aus der Fernsehserie Star Trek, über Hörstationen werden diese Sprachen auch akustisch vermittelt. Eine eigene Medienstation ist dem Deutschen und dem Englischen als künstliche Sprachen gewidmet und bezieht sich auf eine wenig bekannte Tatsache: So sind z.B. eine Reihe von Wörtern unserer Sprache – wie Gas oder Kino – künstlichen Ursprungs, da sie kein Produkt natürlicher Entwicklung, sondern Schöpfungen von bestimmten Personen sind. Die Jux-Sprache Starckdeutsch ist ebenso vertreten wie das ernstgemeinte Projekt Neuslawisch, dessen Ziel es war, das Sprachenchaos der Donaumonarchie zu reduzieren. Daß Vermittlung von Grammatik auch leicht und ohne intensives Lernen vonstatten gehen kann, beweist ein Spielautomat, bei dem man sich anhand des nun schon legendären Pacman-Spiels die Grundlagen der Esperanto-Grammatik aneignen kann. Ein Video-Kurs der BBC vermittelt einen Eindruck, wie gesprochenes Esperanto klingt. Die Sammlung ist im Besitz von mehreren wichtigen Nach- und Vorlässen, wie etwa dem von Eugen Wüster, dem Begründer internationaler Terminologie-Arbeit, oder dem des katalanisch-portugiesischen Schriftstellers Manuel de Seabra. Die Sammlung für Plansprachen ist zugleich die weltweit größte Fachbibliothek für Interlinguistik und dokumentiert an die 500 verschiedene Plansprachen – darunter Volapük, Ido, Interlingua und Esperanto – in 35.000 Bänden, 3000 musealen Objekten, 2000 Autographen und Handschriften, Foto: Österreichische Nationalbibliothek 23.000 Fotos und Fotonegativen, 1100 Plakaten und 40.000 Flugschriften. »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Das Papyrusmuseum In der Papyrussammlung werden ca. 180.000 Objekte aufbewahrt. Es handelt sich dabei um Papyri, Pergamente, Papiere, Tonscherben, Leder, Holz- und Wachstafeln, Gold-, Silber- und Bronzeblättchen, Textilien, Steine, Tierknochen, Mumienmaskenteile. Auf diesen Schriftträgern ist mit Tinte geschrieben bzw. mit dem Stilus („Griffel“) geritzt. Die Schriftzeugnisse sind in hieroglyphischer, hieratischer, demotischer, koptischer, griechischer, lateinischer, aramäischer, hebräischer, syrischer, arabischer Schrift und Pehlewi (Mittelpersisch) geschrieben und stammen aus dem Zeitraum vom 15. Jh. v. Chr. bis zum 15. Jh. n. Chr. Die Papyrussammlung geht auf die Privatsammlung Erzherzog Rainers (1827 - 1913) zurück, fast das gesamte Material stammt aus Ägypten. 1899 kam die Sammlung als Schenkung an den Kaiser, der sie der Hofbibliothek zuwies. Aus den Beständen der werden im Papyrusmuseum etwa 200 Objekte als Dauerausstellung gezeigt. Sie vermitteln nach ausgewählten Themen – u. a. Antike Schule, Antike Literatur, Wirtschaft, Religion, Magie und Medizin, Totenkult, Textilien – einen lebendigen Eindruck in das Alltagsleben der Ägypter im genannten Zeitraum. Besonderer Höhepunkt ist das Fragment einer Partitur aus einem Chorlied der Tragödie Orestes des Euripides, das auch in einer modernen Interpretation zu hören ist. Das Papyrusmuseum veranstaltet in historischen Vitrinen aus der Gründungszeit der Papyrussammlung wechselnde Ausstellungen zu Spezialthemen, die einerseits aus der aktuellen Arbeit entstehen, andererseits aber auch für sammlungsfremde Inhalte offen sind. In einem Nebenraum des Museums ist eine Kinderecke eingerichtet, wo Kinder im Rahmen von Workshops auf echtem, neuem Papyrus aus Ägypten mit Schilfrohr und Tusche schreiben und Amulette basteln können. Neben dieser „ägyptischen Schreibstunde“ werden kindgerechte Führungen für alle Altersklassen angeboten. Im Papyrusmuseum können Kinder im Rahmen von Workshops auf echtem Papyrus mit Schilfrohr und Tusche schreiben und Amulette basteln.
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 70 / 31. 03. 2009 Kultur 61 Der Bestand des Globenmuseums umfaßt mehr als 600 Objekte, 200 Exponate sind im Museum zu sehen. Das Hauptgewicht der Sammlung liegt bei den vor 1850 angefertigten Globen und globenverwandten Instrumenten. Das Globenmuseum Das Globenmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek im Palais Mollard ist weltweit die einzige Institution, in der Erdund Himmelsgloben sowie Globen des Erdmondes und verschiedener Planeten sowie den Globen verwandte Instrumente (Armillarsphären) und Instrumente, in denen Globen einen Bestandteil bilden (Planetarien, Tellurien, Lunarien) erworben, erforscht und der Öffentlichkeit präsentiert werden. Der Bestand des Museums umfaßt mehr als 600 Objekte, 200 Exponate sind im Museum zu sehen. Das Hauptgewicht der Sammlung liegt bei den vor 1850 angefertigten Globen und globenverwandten Instrumenten. Weitere 350 Objekte befinden sich in der Studiensammlung des Museums, in der an Forschung über Globen interessierten Personen (nach Terminvereinbarung) ein Benutzerraum zur Verfügung steht. Seit Dezember 2005 ist das früher am Josefsplatz ansässige Globenmuseum im aufwändig renovierten Palais Mollard in der Herrengasse untergebracht. Die räumliche Erweiterung erlaubte eine tief greifende inhaltliche Neukonzeption und eine zeitgemäße Gestaltung. Fotos: Österreich Journal/Michael Mössmer »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at In der permanenten Ausstellung werden den BesucherInnen Globen als spezifische kartografische Ausdrucksformen, aber auch als ästhetische und wertvolle Objekte von hoher künstlerischer und handwerklicher Qualität vorgestellt. Einzelne Aspekte der Globenkunde werden an Themenschwerpunkten vermittelt: die Geschichte der Globen, ihre Herstellung, die Bandbreite der auf Globen dargestellten Themen aber auch kulturgeschichtlich relevante Fragestellungen, wie die Verwendung von Globen und ihre Rezeption. Das Museum zeigt aber nicht nur dreidimensionale Objekte: Digitale Präsentationen Die räumliche Erweiterung erlaubte eine tief greifende inhaltliche Neukonzeption und eine zeitgemäße Gestaltung des Globenmuseums.
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Ausg. Nr. 70 • 31. März 2009 Unp
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Seite 13 und 14: Foto: ÖVP / Jakob Glaser ÖSTERREI
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