100 Tage Regierung - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 70 / 31. 03. 2009<br />
Serie »<strong>Österreich</strong>er in Hollywood«<br />
80<br />
Sean Connery und Fred Zinnemann bei Aufnahmen zu dem in der beeindruckenden<br />
Bergwelt der Schweiz spielenden Psychothriller »Five Days One Summer«, die<br />
Geschichte einer fatalen Dreiecksbeziehung (1982).<br />
zeitlich verhinderten Dokumentaristen Henwar<br />
Rodakiewicz im Auftrag der mexikanischen<br />
<strong>Regierung</strong> mit Emilio Gómez Muriel<br />
und dem amerikanischen Kameramann Paul<br />
Strand sein Erstlingswerk, „Redes“ (in den<br />
USA: „The Wave“), den Schnitt besorgte<br />
Günther von Fritsch. Der an der mexikanischen<br />
Ostküste aufgenommene Film thematisierte<br />
in einer harten und revolutionären<br />
Bildsprache die Armut und Ausbeutung der<br />
Fischer des kleinen Dorfes Alvarado im Bundesstaat<br />
Vera Cruz. 1937, nach der Mitarbeit<br />
als Produktions-Assistent Irving G. Thalbergs<br />
bei der Verfilmung des Dumas-Romans „Camille“,<br />
bot ihm Metro-Goldwyn-Mayer die<br />
Möglichkeit, als Regisseur im Bereich des<br />
Short Departments tätig zu werden. Mit der<br />
Annahme des Angebots änderte Zinnemann<br />
seine urspünglichen Intentionen. In den Jahren<br />
bis 1941 schuf er 18 Kurzfilme dokumentarischen,<br />
propagandistischen oder erzieherischen<br />
Inhalts im Rahmen der Serien „A Miniature“,<br />
„Pete Smith Specialties“, „John<br />
Nesbitt's Passing Parade“ und „Crime Does<br />
Not Pay“, einem Zyklus zur Unterstützung<br />
des Kampfes gegen das Gangstertum. Der<br />
brillante Einakter „That Mothers Might<br />
Live“ (über die Arbeit von Ignaz Semmelweis)<br />
erhielt 1939 in der Kategorie „Onereel“<br />
einen Oscar, die Statue ging nach damaligen<br />
Gepflogenheiten an das Studio.<br />
Erst zwölf Jahre nach seiner Ankunft in<br />
Hollywood stellte sich der erste substanzielle<br />
Regieauftrag für einen Langspielfilm ein.<br />
Mit dem MGM-B-Feature „Kid Glove<br />
Killer“ („Der Gentleman-Killer“, 1942), ein<br />
von der Kritik hochgelobter Thriller, mit stärkerer<br />
Einsicht in die labortechnische Polizeiarbeit<br />
als in actionträchtige Außendienste, bei<br />
dem Zinnemann die im Rahmen der „Shorts“-<br />
Inszenierungen erlernte Dokumentartechnik<br />
einsetzte, begann sein rascher Aufstieg. 1944<br />
brachte der Wiener den Roman der deutschen<br />
Emigrantin Anna Seghers „Das siebte<br />
»<strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong>« – http://www.oesterreichjournal.at<br />
Gary Cooper, Fred Zinnemann und Grace Kelly bei den Arbeiten zu »High Noon«<br />
Kreuz“ mit erstaunlicher Ausdruckskraft auf<br />
die Leinwand. Otto Preminger hatte zuvor<br />
die Buchrechte gekauft, sein Vorhaben ein<br />
Bühnenstück daraus zu fertigen, jedoch nie<br />
realisiert. MGM sah zunächst den Deutschen<br />
William Dieterle für die Inszenierung vor,<br />
Hauptdarsteller Spencer Tracy pries jedoch<br />
nachdrücklich den Neuling Zinnemann.<br />
Berthold Viertel assistierte bei der Schauspieler-Auswahl.<br />
„The Seventh Cross“ markierte<br />
Zinnemanns erstes großes Assignment<br />
und eine der besten und wichtigsten antinazistischen<br />
Filmproduktionen der damaligen<br />
Zeit, bei der der <strong>Österreich</strong>er Karl Freund an<br />
der Kamera stand. Die 1948 in der deutschen<br />
U.S.-Besatzungszone in Zusammenarbeit<br />
zwischen Praesens-Film Zürich und MGM<br />
auf Zelluloid gebannte semidokumentarische<br />
Odyssee „The Search“ („Die Gezeichneten“),<br />
die sich anhand des Schicksals eines<br />
Flüchtlingskindes erstmals mit den Folgen<br />
des Kriegsgeschehens auseinander setzte,<br />
machte erneut nachhaltig auf ihn aufmerksam.<br />
Dies stempelte ihn zum „Problemfilmer“,<br />
sicherte ihm aber in bezug auf Themenwahl<br />
und Behandlung des jeweiligen<br />
Stoffs eine zunehmende Unabhängigkeit von<br />
den Produktionszwängen Hollywoods. Für<br />
die 30minütige, 1951 von der Orthopaedic<br />
Foundation und Paramount Pictures als<br />
„fundraiser“ für ein Los Angeles Hospital<br />
produzierte Dokumentation „Benjy“, die Geschichte<br />
eines behinderten Jungen, erzielte<br />
Zinnemann (der dafür ohne Honorar arbeitete)<br />
seinen ersten Oscar. Producer Stanley