100 Tage Regierung - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 70 / 31. 03. 2009<br />
<strong>Österreich</strong>ischer Film<br />
Mit der vorliegenden Sondermarke nimmt die neue Serie »<strong>Österreich</strong>er in Hollywood«<br />
ihren Anfang. Diese Markenreihe erfüllt gewissermaßen zwei Interessen<br />
zugleich: Einerseits zollt sie prominenten Landsleuten Tribut und unterstreicht<br />
damit die Bedeutung berühmter <strong>Österreich</strong>er, andererseits kommt sie jenem<br />
Anspruch, der aus der zeitgemäßen Philatelie nicht mehr wegzudenken ist, auf<br />
attraktive Weise nach: der Internationalität. Den Beginn dieser glamourösen Serie<br />
macht niemand Geringerer als Fred Zinnemann, oscargekrönter Regisseur von<br />
Filmen, die, ohne Übertreibung, Kinogeschichte geschrieben haben.<br />
„Behold a Pale Horse“ („Deine Zeit ist um“,<br />
1964) in den Pyrenäen und Südfrankreich.<br />
Fred Zinnemann, 1961 Mitbegründer des<br />
American Film Institute und 1961-1964 Vizepräsident<br />
der Directors Guild of America,<br />
ließ sich 1963 in London nieder, lebte aber<br />
saisonal in Los Angeles. Neben dem vielfach<br />
gewürdigten amerikanischen Schaffen stehen<br />
zwei bedeutende britische Produktionen,<br />
die in den Shepperton-Studios im Rahmen<br />
der eigenen Highland-Production Company<br />
entstandene, ebenfalls üppig ausgezeichnete<br />
Filmbiografie „A Man for All Seasons“ („Ein<br />
Mann zu jeder Jahreszeit“, 1966) die ihm je<br />
zwei Oscars und BAFTA Film Awards der<br />
British Academy (Bester Film/Regie) einbrachten<br />
sowie der Kultthriller „The Day of<br />
the Jackal“/ „Chacal“ („Der Schakal“, GB/F,<br />
1973).<br />
Das von der Kritik als enttäuschend bewertete<br />
(teilweise in <strong>Österreich</strong> gedrehte)<br />
Beziehungsdrama „Five Days One Summer“<br />
(„Am Rande des Abgrunds“) von 1982 veranlaßte<br />
den darob schwer Verletzten zur Aufgabe<br />
der Regietätigkeit. Zinnemann inszenierte<br />
insgesamt 21 Filme, ohne sich auf ein<br />
Genre zu spezialisieren. Zu weiteren prestigeträchtigen<br />
Arbeiten zählen „The Men“<br />
(„Die Männer“, 1950), in dem Marlon Brando<br />
debütierte, ein engagiertes Werk über das<br />
Schicksal schwerversehrter Männer im<br />
Zweiten Weltkrieg und ihre Rückkehr in das<br />
Alltagsleben, das Rodgers/Hammerstein II-<br />
Musical „Oklahoma!“ (1955), der erste im<br />
Todd AO-Verfahren gedrehte Film und Zinnemanns<br />
erster Farbfilm, mit dem er allerdings<br />
bei der internationalen Kritik nicht<br />
reüssieren konnte sowie das mit drei Oscars<br />
prämierte und neunfach Oscar-nominierte,<br />
auf eigenen Erinnerungen Lillian Hellmans<br />
basierende Drama „Julia“ (1977). Die 1992<br />
erschienene Autobiografie „My Life in the<br />
Movies“ gibt erschöpfend Auskunft über das<br />
Leben und Wirken dieses großen Regiemeisters<br />
aus Hollywoods Glanzzeit. Die<br />
Liste seiner Auszeichnungen umfaßt u.a.<br />
noch sechs Oscar- und fünf Golden Globe-<br />
Nominierungen, zwei Awards der Directors<br />
Guild of America (1954 und 1967), den<br />
D.W. Griffith Award (1971) und den U.S.<br />
82<br />
Congressional Lifetime Achievement Award<br />
(1987). Die Stadt Los Angeles ehrte ihn mit<br />
einem Stern auf dem „Walk of Fame“ am<br />
Hollywood Boulevard (6627-6631).<br />
Fred Zinnemann, der beide Eltern im<br />
Holocaust verlor, seit 1936 U.S.-Bürger, war<br />
60 Jahre mit der Engländerin Renee Bartlett<br />
verheiratet. Nach Wien führte ihn kein Weg<br />
zurück. Der nach Billy Wilder wichtigste<br />
<strong>Österreich</strong>er in Hollywood, nach amerikanischem<br />
Sprachgebrauch „a filmmaking giant“<br />
und einer der Gestalter der klassischen Ära<br />
des Hollywoodfilms, starb am 14. März 1997<br />
in London. Sein Sohn Tim, geboren 1940 in<br />
Los Angeles, war von 1966 bis 1975 im Regiebereich<br />
und von 1972 bis 1996 als Produzent<br />
gleichfalls in der amerikanischen Filmindustrie<br />
tätig.<br />
Die <strong>Österreich</strong>ische Post (siehe links<br />
oben) gibt am 29. April 2009 eine Sonder-<br />
Briefmarke zu Ehren des berühmten Regisseurs<br />
heraus – im Rahmen einer damit beginnenden<br />
Serie über „<strong>Österreich</strong>er in Hollywood“,<br />
wofür Rudolf Ulrichs Buch mit dem<br />
gleichlautenden Titel Pate stand. •<br />
Mit dem Buch „<strong>Österreich</strong>er in Hollywood“<br />
legte der Zeithistoriker Rudolf<br />
Ulrich die lang erwartete Neufassung seines<br />
1993 erstmals veröffentlichten Standardwerkes<br />
vor. Nach über 12jährigen Recherchen<br />
konnten 2004 die Ergebnisse in Form einer<br />
revidierten, wesentlich erweiterten Buchausgabe<br />
vorgelegt werden. „Diese Hommage ist<br />
nicht nur ein Tribut an die Stars, sondern<br />
auch an die in der Heimat vielfach Unbekannten<br />
oder Vergessenen und den darüberhinaus<br />
immensen Kulturleistungen österreichischer<br />
Filmkünstler im Zentrum der Weltkinematographie<br />
gewidmet: „Alles, was an<br />
etwas erinnert, ist Denkmal“, schließt der<br />
Autor.<br />
Rudolf Ulrich und der Verlag Filmarchiv<br />
Austria bieten Ihnen, sehr geehrte Leserinnen<br />
und Leser, die Möglichkeit,<br />
in den kommenden<br />
Monaten im<br />
„<strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong>“<br />
einige Persönlichkeiten<br />
aus dem Buch<br />
„<strong>Österreich</strong>er in Hollywood“<br />
kennenzulernen.<br />
Rudolf Ulrich<br />
„<strong>Österreich</strong>er in Hollywood“; 622 Seiten,<br />
zahlreiche Abb., 2. überarbeitete und erweiterte<br />
Auflage, 2004; ISBN 3-901932-29-1;<br />
http://www.filmarchiv.at<br />
»<strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong>« – http://www.oesterreichjournal.at