Wirtschaftswoche Ausgabe vom 13.10.2014 (Vorschau)
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Geld&Börse<br />
Werbebudgets (2014: eine halbe Billion<br />
Dollar weltweit in allen Kanälen) immer<br />
mehr ins Netz transferiert. Noch geht die<br />
Hälfte des Gesamtetats in TV-Werbung;<br />
doch das Internet holt auf, schon 2017 soll<br />
mehr Geld in digitale als in traditionelle<br />
Medien fließen. Es müsste Unvorhersehbares<br />
passieren, sollte Google sich nicht einen<br />
Großteil des Kuchens sichern.<br />
Baidu Netz komplett<br />
Baidu ist in China mit 71 Prozent Marktanteil<br />
die unangefochtene Nummer eins bei<br />
der Internet-Suche; ähnlich wie Google<br />
baut sich Baidu zudem ein komplettes<br />
Ökosystem aus Produkten und Dienstleistungen<br />
um die Web-Suche herum auf:<br />
Routenplaner, Musik, Videos, Spiele und<br />
nützliche, kleine Programme (Apps) sowie<br />
Speicherdienste im Web (Cloud) runden<br />
das Angebot ab. Ende 2013 stammten 20<br />
Prozent der Umsätze schon aus den neuen<br />
Diensten, ihr Umsatzanteil wächst schnell.<br />
Insgesamt wird Baidu 2014 rund 4,3 Milliarden<br />
Euro Umsatz machen, 2013 waren es<br />
3,9 Milliarden, 2006 erst 84 Millionen Euro.<br />
Baidus größter Trumpf im Kampf um rund<br />
500 Millionen chinesische Internet-Nutzer<br />
ist seine starke Position im mobile Web (Internet-Nutzung<br />
auf Handys und Tablets):<br />
Auf fast jedem chinesischen Smartphone<br />
ist die Baidu-App installiert, so stellen die<br />
Chinesen sicher, dass sie erste Anlaufstelle<br />
für Web-Nutzer bleiben.<br />
BAT Unter Dampf<br />
Dem politischen Druck auf Raucher zum<br />
Trotz (Steuererhöhungen und Werbeverbote)<br />
erzielten die Briten 2012 und 2013 je<br />
rund fünf Milliarden Euro Nettogewinn.<br />
Den schleichenden Absatzschwund in den<br />
Industrieländern gleicht BAT durch Preiserhöhungen<br />
fast aus. In den Schwellenländern<br />
steigt die Zahl der Raucher noch; der<br />
Glimmstängel einer westlichen Marke ist<br />
dort Statussymbol. Die Schwellenländer<br />
sind inzwischen der wichtigste Absatzmarkt<br />
für BAT. In turbulenten Börsenzeiten<br />
bieten solide bilanzierende, gut geführte<br />
Konzerne mit globalem Geschäft (BAT: 162<br />
Länder) und vielen bekannten Marken einen<br />
Stabilitätsanker innerhalb des Aktienteils<br />
im Depots. Anleger sollten auf solche<br />
Schluck aus der Pulle<br />
ANHEUSER-BUSCH INBEV<br />
90<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
AB InBev<br />
65<br />
in Euro<br />
60<br />
12 2013 2014<br />
braut mehr als 399<br />
Millionen Hektoliter<br />
Bier im Jahr für seine<br />
über 200 Weltmarken,<br />
wie hier Budweiser<br />
in Tschechien.<br />
Der starke Cash-flow<br />
fließt in Dividenden.<br />
Aktien nicht verzichten, zumal BAT eine attraktive<br />
Dividendenrendite von aktuell 4,3<br />
Prozent pro Jahr vor Steuern abwirft.<br />
Google Digitaler Gewinner<br />
Der Suchmaschinen-Gigant gehört zu den<br />
Gewinnern des digitalen Wandels und damit<br />
in jedes Depot. Auf die passenden<br />
Kaufgelegenheit (Rücksetzer) zu warten<br />
ist bei solchen Papieren schwierig, viele<br />
Anleger bekommen so nie einen Fuß in die<br />
Tür. Lieber bei kleinen Rückschlägen sukzessive<br />
aufbauen. Noch ist kein Ende der<br />
Erfolgsgeschichte absehbar. Global werden<br />
Fonds und Cash<br />
Wie ein Vermögen von 15000 Euro angelegt<br />
werden sollte (in Prozent)<br />
Cash<br />
20<br />
40<br />
Anleihen-ETF<br />
15000<br />
Euro<br />
40<br />
Aktien-ETF<br />
Roche Krisensicher<br />
Die Schweizer sind stark bei Krebsmedikamenten.<br />
In den kommenden Jahrzehnten<br />
wird Krebs weltweit zunehmen, weil er bevorzugt<br />
ältere Menschen trifft und die<br />
Weltbevölkerung altert. Ein Investment in<br />
Roche ist nicht zynisch; Forschung durch<br />
kapitalstarke Medikamentenentwickler ist<br />
bitter nötig. Die Zahl der Patienten in<br />
Schwellenländern, die sich Medikamente<br />
leisten können, nimmt zu. Die Aktie ist mit<br />
einem KGV von 17 für 2015 nicht günstig.<br />
Doch solide Unternehmen ohne Schulden<br />
mit krisensicherem Geschäft rechtfertigen<br />
einen Preisaufschlag gegenüber dem<br />
Durchschnitt der Börse. Die Dividendenrendite<br />
von derzeit 2,9 Prozent dürfte Roche<br />
in den kommenden Jahren eher steigern<br />
als kürzen, was der Aktie zusätzlich<br />
Charme als Langfristinvestment verleiht.<br />
Total Gut geölt<br />
Ölaktien leiden unter dem zuletzt schwachen<br />
Ölpreis und eingetrübten Konjunkturaussichten<br />
weltweit, hohe Fixkosten<br />
machen ihnen das Leben zusätzlich<br />
schwer. Das ließ die Aktien 2012 und 2013<br />
dem Rest der Börse hinterherlaufen. Total<br />
hat sich rigide Sparprogramme auferlegt;<br />
schwach rentable Assets im Wert von zehn<br />
Milliarden Dollar sollen bis 2017 verkauft<br />
werden, ein Sparprogramm soll den Cash-<br />
Flow um 1,7 Milliarden Dollar pro Jahr steigern.<br />
Total kann in Afrika und Südamerika<br />
auf Quellen in sicheren Förderregionen zurückgreifen<br />
– angesichts politischer Unruhen<br />
im Nahen Osten und der Drohung<br />
Russlands, seine Gasexporte zu drosseln,<br />
ist das ein nicht zu unterschätzendes Argument<br />
für die Aktie. Der Schiefergasboom in<br />
den USA und der Einsatz erneuerbarer<br />
Energien haben die Ölnachfrage etwas gedrückt,<br />
langfristig aber sollte die steigende<br />
Nachfrage aus Asien dies überkompensieren.<br />
Anleger bezahlen für die Aktie rund<br />
den zehnfachen Nettogewinn eines Jahres,<br />
das ist nicht teuer. Die Dividendenrendite<br />
von fünf Prozent (vor Steuern) versüßt ihnen<br />
die Wartezeit auf Kursgewinne. n<br />
stefan.hajek@wiwo.de<br />
FOTO: BLOOMBERG<br />
106 Nr. 42 <strong>13.10.2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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