Wirtschaftswoche Ausgabe vom 13.10.2014 (Vorschau)
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Viele Anleger glauben, der<br />
Anleihenmarkt komme nach<br />
seiner 30-jährigen Rally in eine<br />
Phase mit starkem Gegenwind.<br />
Teilen Sie diese Sichtweise?<br />
Dreijährige deutsche Bundesanleihen<br />
notieren mit einer negativen<br />
Rendite. Wenn das nicht Gegenwind<br />
ist, weiß ich nicht, was<br />
Gegenwind wäre. Die Zinsen sind weltweit<br />
niedrig. Das heißt nicht, dass die Renditen<br />
nicht trotzdem fallen und die Anleihenkurse<br />
steigen können, wenn sich die Menschen<br />
von irgendetwas stark beunruhigen lassen,<br />
sei dies die Wachstumsabschwächung in<br />
China oder die Ausbreitung des Ebola-Virus.<br />
Anleihen sind ein Schutz vor Katastrophen.<br />
Zunächst erwarte ich, dass die Wirtschaft<br />
geringfügig wachsen wird und Anleihen ihren<br />
Kupon verdienen werden. Die Fed hat<br />
erklärt, der angemessene Zins, um die US-<br />
Wirtschaft im Gleichgewicht zu halten, liege<br />
bei 3,75 bis 4,0 Prozent. Ich sage, es sind zwei<br />
Prozent. Wenn die Fed ihr Vorhaben durchzieht<br />
und die Leitzinsen in den nächsten<br />
Jahren auf vier Prozent anhebt, wäre auf allen<br />
Märkten und bei allen Vermögenswerten<br />
der Bär los, die Kurse würden fallen.<br />
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Die Fed will ihr Anleihenkaufprogramm<br />
in diesem Monat<br />
beenden. Könnte sie angesichts<br />
der geopolitischen<br />
Krisen oder eines massiven<br />
Abverkaufs an der Aktienbörse<br />
eine vierte Runde starten?<br />
Dann würden alle denken, sie<br />
wäre vor politischem Druck<br />
eingeknickt. Die Fed will aber, speziell angesichts<br />
der 2016 bevorstehenden Präsidentschaftswahlen<br />
in den USA, ihre Unabhängigkeit<br />
erhalten. Solange keine Katastrophe<br />
eintritt, wird es keine vierte Runde<br />
geben.<br />
Wo sehen Sie derzeit am Rentenmarkt die<br />
besten Chancen?<br />
Die besten Chancen haben sich in den letzten<br />
Wochen im Ausland entwickelt. Beachtliche<br />
Möglichkeiten eröffnen sich in Mexiko,<br />
wo das Schuldenniveau, bei Zinsen im<br />
Bereich von sechs Prozent, nur halb so hoch<br />
ist wie in den USA. Mexiko ist handelsmäßig<br />
an die USA angeschlossen, somit ist es ein<br />
sehr sicheres Schwellenland. Dies ist eine<br />
der Chancen, die ich im Unconstrained<br />
Fund zu nutzen versuchen werde. Ich gehe<br />
davon aus, dass der Fonds nach meinem<br />
Einstieg schon am Montag einen beachtlichen<br />
Anteil von 10 bis 25 Prozent an kurzfristigen<br />
hochverzinslichen Papieren, die<br />
zwischen drei und vier Prozent Rendite<br />
bringen, im Portfolio haben wird. Ich, ebenso<br />
wie Janus, mag ein- bis dreijährige Hochzinspapiere<br />
von Emittenten wie Ally Financial<br />
und HCA Holdings. Eine andere Möglichkeit<br />
sind Währungen. Der Euro und der<br />
Yen fallen; das eröffnet Möglichkeiten, von<br />
der relativen Stärke des Dollar zu profitieren.<br />
Moderate Positionen gegen Euro oder<br />
Yen könnten attraktiv sein.<br />
Wo lauern Gefahren am Rentenmarkt?<br />
Länger laufende Unternehmensanleihen<br />
könnten problematisch sein. Verizon Communications<br />
und Apple waren in den letzten<br />
zwölf Monaten die größten Emittenten.<br />
Anleihen mit Investmentgrade im 5-, 10-<br />
oder 30-jährigen Bereich sind anfällig, nicht<br />
wegen einer möglichen Pleite, aber aus Liquiditätsgründen.<br />
Wenn Anleger ihr Geld<br />
rasch zurückholen wollen, weil sie sich Sorgen<br />
machen über die Entwicklungen in der<br />
Welt oder das verlangsamte Wachstum in<br />
den USA, könnte es in diesem kleinen Theater<br />
einen Sturm auf den Ausgang geben. n<br />
lauren r. rublin | geld@wiwo.de<br />
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