Wirtschaftswoche Ausgabe vom 13.10.2014 (Vorschau)
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Unternehmen&Märkte<br />
»Auf der Bugwelle«<br />
INTERVIEW | Keith Block Der Präsident der US-Softwareschmiede<br />
Salesforce will SAP überholen und Primus in der Cloud werden.<br />
Mr. Block, Sie sind gerade unter die zehn<br />
größten Softwarehäuser der Welt vorgestoßen.<br />
Wo wollen Sie hin?<br />
Ganz klar, wir konzentrieren uns ganz darauf,<br />
SAP aus Deutschland zu überholen.<br />
Wieso nicht erst einmal ihren langjährigen<br />
Arbeitgeber und SAP-Rivalen Oracle?<br />
Natürlich wollen wir am Ende alle überholen<br />
und zum größten Softwareunternehmen<br />
der Welt aufsteigen.<br />
(Lacht.) SAP ist derzeit Marktführer<br />
bei Anwendungssoftware für<br />
Unternehmen, also unserem Kernmarkt.<br />
Da ist es doch klar, dass<br />
wir uns konkret SAP vornehmen.<br />
Wie wollen Sie das<br />
schaffen, obwohl SAP<br />
fast fünfmal so viel<br />
Umsatz macht?<br />
Unter anderem mit<br />
internationaler Expansion.<br />
Wir investieren<br />
kräftig in Europa.<br />
Deutschland<br />
ist dabei besonders<br />
wichtig. Wir bauen<br />
unsere Niederlassung<br />
in München aus, haben<br />
gerade ein zusätzliches<br />
Büro in Berlin eröffnet<br />
und stellen Mitarbeiter<br />
ein. Im Geschäftsjahr<br />
2015 wollen<br />
wir in Europa rund 500<br />
neue Stellen schaffen. Wir<br />
erhoffen uns hier viel von unserer Partnerschaft<br />
mit der Deutschen Telekom. Wir<br />
werden die Rechenkapazitäten ihrer IT-<br />
Tochter T-Systems nutzen und über sie unsere<br />
Angebote im deutschsprachigen<br />
Raum vertreiben.<br />
Wer sollte denn statt zu SAP zu einem viel<br />
kleineren US-Anbieter gehen?<br />
Wir denken, dass gerade der deutsche<br />
Mittelstand, der ja besonders<br />
flexibel im weltweiten Wettbewerb<br />
sein muss, ein riesiges Potenzial<br />
für unsere moderne Anwendungssoftware<br />
bietet...<br />
...ein Potenzial, das SAP auch –<br />
lange vergeblich – zu heben<br />
versucht.<br />
Ich sage nicht, dass es leicht<br />
wird. Wir wissen, wie wichtig<br />
es ist, eine lokale Präsenz<br />
zu haben, also wie ein<br />
deutsches Unternehmen<br />
zu agieren. SAP ist ein<br />
großartiges Unternehmen,<br />
fußt aber auf traditioneller<br />
Unternehmenssoftware,<br />
die vor Ort installiert<br />
wird. Der Trend<br />
geht eindeutig zum<br />
Cloud-Computing, also<br />
zur Software aus dem Internet,<br />
die sich schneller<br />
und flexibler an den Kunden<br />
bringen lässt. Wir sind<br />
der Pionier. Das ist unser<br />
Wettbewerbsvorteil.<br />
SAP hat US-Cloud-Anbieter wie zuletzt für<br />
8,3 Milliarden Euro den Reisesoftwareanbieter<br />
Concur gekauft. Glauben Sie<br />
SAP-Chef Bill McDermott nicht, dass er<br />
weltweit die meisten Cloud-Kunden hat?<br />
SAP macht noch immer das Gros des Umsatzes<br />
mit traditioneller Software. Ich<br />
denke, dass die meisten Leute wissen,<br />
dass Salesforce das größte Cloud-Softwareunternehmen<br />
der Welt ist. Das zeigen<br />
die Zahlen des US-Marktforschungsunternehmens<br />
Gartner. Wir treiben die<br />
Bugwelle im Markt. Ein Unternehmen,<br />
das sein Geschäft ausweitet oder neu organisiert,<br />
baut nicht mehr eigene Datencenter<br />
aus, sondern setzt auf die Cloud.<br />
Deshalb wächst Salesforce um mehr als<br />
30 Prozent im Jahr.<br />
Sind nicht nach den Enthüllungen von<br />
Edward Snowden über die Spionagepraktiken<br />
der US-Regierung immer mehr<br />
Unternehmen und Verbraucher gegen die<br />
Auslagerung ihrer Daten in die Cloud?<br />
Damit haben wir nichts zu tun. Ich verstehe<br />
die Reaktionen. Aber wir tun alles, um<br />
das Vertrauen der Kunden sicherzustellen.<br />
Es ist unsere Geschäftsgrundlage.<br />
Wo liegen die Daten der deutschen Salesforce-Kunden?<br />
Nach den Grundsätzen des Safe-Harbor-<br />
Abkommens mit der EU, das das Übertragen<br />
personenbezogener Daten in die USA<br />
regelt, liegen diese Daten in den USA. In<br />
diesem Monat eröffnen wir allerdings unser<br />
erstes europäisches Rechenzentrum in<br />
Großbritannien. Deutsche Kunden können<br />
sich dann auch für die dortige Speicherung<br />
entscheiden. Uns ist wichtig, dass unsere<br />
Kunden entscheiden können. Deshalb<br />
bauen wir gerade in Kooperation mit der<br />
Deutschen Telekom ein Rechenzentrum in<br />
Deutschland auf, das voraussichtlich 2015<br />
in Betrieb geht.<br />
matthias.hohensee@wiwo.de | Silicon Valley<br />
FOTO: JAMIE TAKANAKA FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
DER HIMMELSSTÜRMER<br />
Block, 53, ist seit Juni<br />
2013 Präsident des Cloud-<br />
Softwareanbieters Salesforce<br />
in San Francisco.<br />
Zuvor hatte er zwei Jahre<br />
als Unternehmensberater<br />
und seit 1986 für die<br />
US-Datenbankschmiede<br />
Oracle gearbeitet. Salesforce<br />
gilt als Pionier bei<br />
Computerprogrammen aus<br />
dem Internet und Rivale<br />
von SAP und Oracle.<br />
Verkehrte Welt<br />
Top 10 der Softwareunternehmen nach Umsatz und Wachstum 2013<br />
Umsatz (in Mrd. $)<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
5.<br />
6.<br />
7.<br />
8.<br />
9.<br />
10.<br />
Microsoft<br />
Oracle<br />
IBM<br />
SAP<br />
Symantec<br />
EMC<br />
HP<br />
VMware<br />
CA Technologies<br />
Salesforce.com<br />
29,6<br />
29,1<br />
18,5<br />
6,4<br />
5,6<br />
4,9<br />
4,8<br />
4,2<br />
3,8<br />
* gegenüber Vorjahr; Quelle: Gartner, März 2014<br />
Wachstum (in Prozent)*<br />
65,7 1. Salesforce.com<br />
33,3<br />
2. VMware 14,1<br />
3. SAP 9,5<br />
4. Microsoft 6,0<br />
5. EMC 4,9<br />
6. Oracla 3,4<br />
7. IBM 1,4<br />
8. Symantec –0,8<br />
9. CA Technologies –2,6<br />
10. HP –2,7<br />
52 Nr. 42 <strong>13.10.2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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