Wirtschaftswoche Ausgabe vom 13.10.2014 (Vorschau)
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TOBIT<br />
Umsatz: 16 Millionen Euro (2011)<br />
Gewinn: 4 Millionen Euro (2013)<br />
Beschäftigte: 250<br />
Erfolgsrezept: Eine permanente<br />
Frischzellenkur; vieles wird ausprobiert,<br />
vieles aber auch verworfen<br />
Jeweils neueste verfügbare Daten<br />
So kritisiert der Vorstandschef, „wer in<br />
Deutschland eine Idee hat, wird als Allererstes<br />
gefragt: Ist das erlaubt?“. Bei Tobit<br />
frage niemand, was erlaubt sei, und auch<br />
nicht, ob etwas wirtschaftlich sei. Ideen<br />
würden einfach ausprobiert. „Es darf keine<br />
Regeln beim Denken geben“, sagt Grote.<br />
Seine Ideen setzt der IT-Unternehmer im<br />
Entwicklungslabor in Ahaus um. Dort arbeitet<br />
Entwickler Benjamin Gahle. „Tobias<br />
bringt die Idee, wir setzen das um“, sagt der<br />
47-Jährige, der gerade an einem Projekt arbeitet,<br />
bei dem E-Bikes mithilfe des<br />
Smartphones gesteuert werden. Groten<br />
und seine Leute sind zwar „per Du“. Dennoch<br />
„ist der Laden alles andere als demokratisch“,<br />
betont Groten. Einer müsse am<br />
Ende entscheiden.<br />
Dass sich manche Idee als Sackgasse erwies,<br />
stört den Unternehmer nicht. Wenn<br />
etwas nicht funktioniert wie gedacht, dann<br />
stoppt das Enfant terrible die Entwicklung.<br />
Auch Tobit hatte mal eine Nachrichten-<br />
App, noch vor WhatsApp. Dass daraus kein<br />
kommerzieller Erfolg wurde, enttäuscht<br />
Groten nicht: „Man muss sein eigener<br />
Feind und in der Lage sein, auch eigene Sachen<br />
kaputt zu machen.“ Man müsse disruptiv<br />
denken, also in technologischen<br />
Sprüngen.<br />
Grotens unternehmerischer Drang beschränkt<br />
sich nicht auf IT. So hat er den Kinofilm<br />
„Stromberg“ mitfinanziert, ein<br />
Dschungel-Restaurant und einen Nachtclub<br />
eröffnet. Einmal im Jahr veranstaltet<br />
er in Ahaus die Winter-Kirmes Stattalm, die<br />
in sechs Wochen bis zu 200 000 Besucher<br />
anlockt. Seine Partys auf der Computermesse<br />
Cebit in Hannover sind wegen lauter<br />
Musik, Freibier und leicht bekleideten<br />
Tänzerinnen berühmt bis berüchtigt.<br />
Grotens einzige Konstante in seinem Leben<br />
ist die Heimatverbundenheit. In der<br />
30 000-Einwohner-Stadt Ahaus ist er geboren,<br />
hat hier sein Unternehmen und seine<br />
Familie gegründet. Dort will er auch bleiben.<br />
„Ich war noch nie länger als zwei<br />
Wochen aus Ahaus weg“, gesteht er.<br />
In der digitalen Welt gibt sich Groten unangepasst.<br />
So nutzt er Facebook nicht für<br />
die Kontaktpflege oder zum Netzwerken.<br />
Er findet es aber praktisch, sich über dieses<br />
soziale Netzwerk bei vielen Web-Seiten anmelden<br />
zu können, ohne jeweils ein eigenes<br />
Benutzerkonto anlegen zu müssen.<br />
Groten besitzt auch ein Smartphone, ruft<br />
damit aber niemanden an, weil er es als<br />
aufdringlich empfände. Lieber hinterlässt<br />
er eine Textnachricht. Im Sommer hat er es<br />
abgelehnt, sich bei der Ice Bucket Challenge<br />
Wasser mit Eis über den Kopf zu schütten.<br />
Stattdessen spendierte er den Bürgern<br />
von Ahaus 14 000 Kugeln Eis.<br />
Seine Hauptziele habe er schon erreicht,<br />
sagt Groten: „Einen Sohn gezeugt, einen<br />
Baum gepflanzt, ein Haus gebaut.“ Der Rest<br />
sei Bonus, Spaß und Leidenschaft. Tobit zu<br />
verkaufen, komme nicht infrage, Angebote<br />
habe er abgelehnt: „Ich bin keiner für Exits,<br />
eher der nachhaltige, handfeste Typ.“<br />
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fabian kurmann | unternehmen@wiwo.de<br />
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