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Wirtschaftswoche Ausgabe vom 13.10.2014 (Vorschau)

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KONJUNKTUR DEUTSCHLAND<br />

Der Aufschwung kommt<br />

erst im nächsten Jahr<br />

Kaum ist die Produktion in der<br />

deutschen Industrie gesunken,<br />

da grassiert auch schon wieder<br />

das hässliche R-Wort: Rezession.<br />

Die deutsche Wirtschaft, so<br />

unken Analysten, könnte im<br />

dritten Quartal erneut geschrumpft<br />

sein. Nach dem Minus<br />

von 0,2 Prozent im zweiten<br />

Quartal wäre es der zweite<br />

Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts<br />

(BIP) in Folge.<br />

Damit wäre die Definition einer<br />

Rezession erfüllt. Auch für das<br />

Jahresschlussquartal deutet<br />

sich kein Ende des Abwärtstrends<br />

an. Wichtige Frühindikatoren<br />

wie der ifo-Geschäftsklimaindex<br />

und die Einkaufsmanagerindizes<br />

befinden sich<br />

auf Talfahrt, die Bestelleingänge<br />

bei den Unternehmen sinken.<br />

Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer,<br />

dass die konjunkturelle<br />

Durststrecke<br />

nächstes Jahr zu Ende geht. Er<br />

kommt <strong>vom</strong> Earlybird, dem<br />

Frühindikator, den die Commerzbank<br />

monatlich exklusiv<br />

für die WirtschaftsWoche berechnet.<br />

Anders als andere<br />

Frühwarnsignale beruht der<br />

Earlybird außer auf Stimmungsumfragen<br />

auch auf der<br />

Messung des monetären und<br />

des außenwirtschaftlichen Umfelds<br />

der deutschen Wirtschaft.<br />

Gegenüber dem ifo-Geschäftsklima<br />

weist er daher einen Vorlauf<br />

von etwa einem Jahr auf.<br />

Im September setzte der Earlybird<br />

mit einem Plus auf 0,49<br />

Punkte seinen Aufwärtstrend<br />

fort, den er Anfang 2014 begonnen<br />

hatte. Ausschlaggebend dafür<br />

war die Abwertung des Euro.<br />

Gegenüber den wichtigsten<br />

Handelspartnerwährungen verlor<br />

die Gemeinschaftswährung<br />

im Vorjahresvergleich real ein<br />

Prozent an Wert. Dagegen hat<br />

sich das weltwirtschaftliche<br />

Umfeld, das ebenfalls in den<br />

Earlybird eingeht, eingetrübt.<br />

Das gilt vor allem für die<br />

Schwellenländer. Die Ökonomen<br />

der Commerzbank rechnen<br />

daher für dieses und das<br />

nächste Jahr nur mit einem<br />

Wirtschaftswachstum von je 1,3<br />

Prozent.<br />

Der Earlybird macht Hoffnung<br />

Bruttoinlandsprodukt und Earlybird-Konjunkturbarometer<br />

1,00<br />

0,75<br />

0,50<br />

0,25<br />

0<br />

–0,25<br />

–0,50<br />

–0,75<br />

–1,00<br />

Earlybird 2<br />

malte.fischer@wiwo.de<br />

Bruttoinlandsprodukt<br />

1<br />

1993 1996 1999 2002 2005 2008 2011 2014<br />

1<br />

zum Vorquartal (in Prozent); 2 gewichtete Summe aus kurzfristigem realem Zins, effektivem<br />

realem Außenwert des Euro und Einkaufsmanagerindizes; Quelle: Commerzbank<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0<br />

–1,0<br />

–2,0<br />

–3,0<br />

–4,0<br />

Produktion<br />

bricht ein<br />

Die aktuelle Konjunkturschwäche<br />

trifft den Kern der deutschen<br />

Wirtschaft. Im verarbeitenden<br />

Gewerbe brach die<br />

Produktion im August um 4,8<br />

Prozent ein. Im Durchschnitt<br />

der Monate Juli/August lag sie<br />

um 0,5 Prozent unter dem<br />

Schnitt des zweiten Quartals.<br />

Auch im Baugewerbe ging der<br />

Output zurück (minus 2,0 Prozent).<br />

Dagegen steigerte die<br />

Energiewirtschaft ihre Erzeugung<br />

leicht um 0,3 Prozent. Das<br />

Minus im gesamten produzierenden<br />

Gewerbe betrug somit<br />

4,0 Prozent. Zwar drückte die<br />

späte Lage der Sommerferien<br />

die wirtschaftliche Aktivität im<br />

Bundesgebiet im August nach<br />

unten. Auch die Auftragseingänge<br />

der Industrie sanken, das<br />

Minus belief sich auf 5,7 Prozent.<br />

Doch mittlerweile zeigt<br />

auch der Trend von Aufträgen<br />

und Produktion nach unten.<br />

Keine guten Aussichten also.<br />

Volkswirtschaftliche<br />

Gesamtrechnung<br />

Real. Bruttoinlandsprodukt<br />

Privater Konsum<br />

Staatskonsum<br />

Ausrüstungsinvestitionen<br />

Bauinvestitionen<br />

Sonstige Anlagen<br />

Ausfuhren<br />

Einfuhren<br />

Arbeitsmarkt,<br />

Produktion und Preise<br />

Industrieproduktion 1<br />

Auftragseingänge 1<br />

Einzelhandelsumsatz 1<br />

Exporte 2<br />

ifo-Geschäftsklimaindex<br />

Einkaufsmanagerindex<br />

GfK-Konsumklimaindex<br />

Verbraucherpreise 3<br />

Erzeugerpreise 3<br />

Importpreise 3<br />

Arbeitslosenzahl 4<br />

Offene Stellen 4<br />

Beschäftigte 4, 5<br />

2012 2013<br />

Durchschnitt<br />

0,4<br />

0,8<br />

1,0<br />

–4,0<br />

–1,4<br />

3,4<br />

3,2<br />

1,4<br />

2012 2013<br />

Durchschnitt<br />

–0,9<br />

–4,2<br />

0,1<br />

3,3<br />

105,0<br />

46,7<br />

5,9<br />

2,0<br />

1,6<br />

2,1<br />

2896<br />

478<br />

29355<br />

0,1<br />

0,9<br />

0,4<br />

–2,4<br />

–0,2<br />

3,0<br />

0,9<br />

1,5<br />

–0,2<br />

2,5<br />

0,2<br />

–0,2<br />

106,9<br />

50,6<br />

6,5<br />

1,5<br />

–0,1<br />

–2,5<br />

2950<br />

458<br />

29722<br />

II/13 III/13 IV/13 I/14 II/14<br />

Veränderung zum Vorquartal in Prozent<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,0<br />

2,3<br />

3,0<br />

0,0<br />

1,4<br />

1,3<br />

Juni<br />

2014<br />

0,4<br />

–2,5<br />

1,1<br />

1,0<br />

109,7<br />

52,0<br />

8,6<br />

1,0<br />

–0,8<br />

–1,2<br />

2913<br />

482<br />

30233<br />

1 Volumen, produzierendes Gewerbe, Veränderung zum Vormonat in Prozent; 2 nominal, Veränderung zum Vormonat in<br />

Prozent; 3 Veränderung zum Vorjahr in Prozent; 4 in Tausend, saisonbereinigt; 5 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte;<br />

alle Angaben bis auf Vorjahresvergleiche saisonbereinigt; Quelle: Thomson Reuters<br />

0,3<br />

0,7<br />

0,6<br />

–0,5<br />

1,8<br />

0,2<br />

0,7<br />

1,7<br />

Juli<br />

2014<br />

1,6<br />

4,9<br />

–1,1<br />

4,8<br />

108,0<br />

52,4<br />

8,9<br />

0,8<br />

–0,8<br />

–1,7<br />

2902<br />

484<br />

30263<br />

0,5<br />

–0,8<br />

–0,1<br />

2,1<br />

0,7<br />

0,2<br />

1,7<br />

0,7<br />

Aug.<br />

2014<br />

–4,0<br />

–5,7<br />

2,6<br />

–5,8<br />

106,3<br />

51,4<br />

8,9<br />

0,8<br />

–0,8<br />

–1,9<br />

2905<br />

494<br />

–<br />

0,7<br />

0,8<br />

0,4<br />

2,1<br />

4,1<br />

1,2<br />

0,0<br />

0,5<br />

Sept.<br />

2014<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

104,7<br />

49,9<br />

8,6<br />

0,8<br />

–<br />

–<br />

2918<br />

500<br />

–<br />

–0,2<br />

0,1<br />

0,1<br />

–0,4<br />

–4,2<br />

0,1<br />

0,9<br />

1,6<br />

Okt.<br />

2014<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

8,3<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

Letztes Quartal<br />

zum Vorjahr<br />

in Prozent<br />

0,8<br />

1,0<br />

1,0<br />

2,1<br />

0,7<br />

1,6<br />

2,5<br />

4,1<br />

Letzter Monat<br />

zum Vorjahr<br />

in Prozent<br />

–5,9<br />

–4,2<br />

0,1<br />

–1,0<br />

–3,1<br />

–2,3<br />

16,9<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–1,6<br />

9,7<br />

1,8<br />

WirtschaftsWoche <strong>13.10.2014</strong> Nr. 42 41<br />

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