Wirtschaftswoche Ausgabe vom 13.10.2014 (Vorschau)
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Technik&Wissen<br />
»<br />
sich Fotoapparate nur durch Qualität<br />
und kreative Aufnahmemöglichkeiten von<br />
den Smartphones absetzen können, so<br />
der Fotoprofi. „Das braucht auch deutlich<br />
größere Bildsensoren, als die<br />
auf schlanke Baugröße getrimmten<br />
Handys sie bieten<br />
können.“<br />
NX<br />
Samsung<br />
mini<br />
Inzwischen sehen<br />
das auch prominente<br />
Vertreter der traditionellen<br />
Fotowelt so.<br />
„Erst hat die Branche<br />
Smartphones als Konkurrenz<br />
ignoriert und<br />
dann zu lange als Gegner<br />
betrachtet“, sagt etwa Canons<br />
Europachef, der Niederländer<br />
Rokus van Iperen. „Ein Irrtum, liefert<br />
uns die Handyfotografie doch gerade<br />
die Kunden, die morgen unsere Kameras<br />
und Serviceangebote nutzen sollen.“<br />
Nur, wie erreichen die Hersteller die<br />
neuen potenziellen Käufer? Sicher nicht<br />
mit den Konzepten traditionellen Fotomarketings:<br />
„Leuten, die via Handy bisher<br />
vor allem Gebrauchsfotos fürs schnelle Teilen<br />
in sozialen Netzen geschossen haben,<br />
die begeisterst du nicht mit Regalen und<br />
Messeständen voller Riesenobjektive“, sagt<br />
Fotoblogger Spoerer.<br />
Der nur zwei Zentimeter<br />
dicken Kamera gelingt der<br />
Spagat zwischen schlichter<br />
Gestaltung und bemerkenswert<br />
guter Bildqualität. Wer will,<br />
kann – über einen Adapter –<br />
selbst Samsungs Profi-<br />
Objektive anschließen.<br />
499 Euro<br />
RADIKALER UMBAU<br />
Auch für Canon-Europachef van Iperen ist<br />
klar: „Die neue Generation der kreativen<br />
Fotografen begeistert sich nicht mehr für<br />
Technik um ihrer selbst willen. Sie ist ihnen<br />
nur Mittel zum Zweck, Emotionen aufs Bild<br />
zu bannen.“<br />
Entsprechend radikal bauten die Japaner<br />
gerade erst auf der Photokina in<br />
Köln, der Leitmesse der Branche,<br />
ihren Auftritt um: Statt<br />
der üblichen Neuheitenflut<br />
zeigten sie dieses Jahr als<br />
Ankerprodukte nur eine<br />
neue Spiegelreflexkamera<br />
– und mit der Power-<br />
shot G7 X einen Neuling<br />
aus der aufstrebenden<br />
Ein-Zoll-Klasse. Was die etwa<br />
in fast völliger Dunkelheit<br />
noch ohne Blitz an Details auf<br />
den Fotosensor bannt, konnten die<br />
Messebesucher anhand von Dioramenszenen<br />
in nahezu unbeleuchteten Testräumen<br />
am Rand des Standes gleich selbst<br />
ausprobieren.<br />
Gerade bei solchen Szenen,<br />
etwa Aufnahmen in der späten<br />
Dämmerung, am Grillfeuer<br />
oder auch bei Feiern<br />
in Räumen, geraten selbst<br />
die besten Smartphones<br />
an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit.<br />
Bilder ohne<br />
Blitz werden verrauscht<br />
oder verwackelt. Durch die<br />
Mikrolinsen fällt schlicht<br />
nicht genug Licht auf deren winzige<br />
Fotosensoren, um ein klares,<br />
farbstarkes Bild zu erzeugen. Und wer den<br />
Aufheller dazuschaltet, sieht nach der Aufnahme<br />
allzu oft in kalkweiß-überblitzte<br />
Gesichter.<br />
Und weil die bei herkömmlichen Kompaktkameras<br />
der Einstiegs- und<br />
Sony<br />
RX 100 Mark III<br />
Kaum größer als eine Packung<br />
Zigaretten, doch bei<br />
der Bildqualität fast auf dem<br />
Niveau guter Systemkameras.<br />
So fasziniert Sonys Edel-Kompakte,<br />
in der sogar ein elektronischer<br />
Sucher<br />
steckt.<br />
Mittelklasse eingesetzten<br />
Sensoren ebenfalls nicht<br />
viel größer sind als ein<br />
halber kleiner Fingernagel,<br />
ist auch da<br />
kaum mehr Bildqualität<br />
zu holen – und<br />
der Qualitätsunterschied<br />
zu Handys<br />
kaum mehr erkennbar.<br />
849 Euro „Die Industrie war zu<br />
lange nicht wirklich innovativ“,<br />
sagt Haruo Ogawa, Chef der<br />
Kamerasparte bei Olympus. Seine Antwort<br />
ist, „große Qualität klein zu machen.<br />
Kompaktere Bauformen, weniger Gewicht,<br />
das kommt bei den Kunden an.“<br />
Ogawa wagte mit seinen Pen- und OM-<br />
D-Systemkameras und deren noch ober-<br />
halb des neuen Ein-Zoll-Formats angesiedelten<br />
Fotochips vor gut vier Jahren erste<br />
Schritte ins Segment handlicher Qualitätskameras.<br />
Inzwischen haben Fotofans mit Hang<br />
zur Kreativität die Wahl zwischen zahlreichen<br />
kompakten Kamerakonzepten.<br />
Wie etwa Samsungs extrem flache NX<br />
mini. Sie paart einen großen Bildsensor<br />
mit (zumindest für Fotopuristen) gewöhnungsbedürftigen<br />
Gehäusefarben wie<br />
Mintgrün, Zartrosa oder Schokobraun sowie<br />
einem nach vorne klappbaren Display.<br />
Selfie-Fotografie auf höchstem Niveau sozusagen.<br />
„Mehr Qualität, pfiffige Optik,<br />
das“, glaubt Samsung-Manager Lim,<br />
„spricht speziell Frauen an, die sich nicht<br />
für lange Ausstattungslisten begeistern,<br />
sondern gute Bilder machen wollen und<br />
Wert auf Lifestyle legen.“<br />
Zugleich adaptiert die Kamerabranche<br />
einen Bildertrend aus der<br />
Smartphone-Welt: eine Art<br />
Nikon 1<br />
AW1<br />
Die Nikon-1er-Serie verbindet<br />
handliches Format mit<br />
einem breiten Objektivangebot.<br />
Dazu sind die Systemkameras<br />
mit bis zu 60 Bildern pro<br />
Sekunde extrem schnell und<br />
im Fall der AW1 sogar wasserdicht.<br />
759 Euro<br />
soziale<br />
Gebrauchsfotografie.<br />
Schnappschüsse<br />
aus dem Handy,<br />
die der Nutzer umgehend<br />
via Mobil-<br />
funk in sozialen Online-Welten veröffentlicht<br />
– von Facebook bis Pinterest.<br />
Daher ermöglichen die Kamerahersteller<br />
inzwischen auch ihren Einzöllern den<br />
Zugang ins Netz. Module für den schnurlosen<br />
Computerfunk WLAN sind Standard.<br />
Mithilfe des Kurzstreckenfunks NFC – etwa<br />
in Canons G7 X, der Fujifilm X30 oder Sonys<br />
RX 100 – lassen sich die Kameras sogar<br />
durch bloßes Berühren mit Handys koppeln.<br />
Die dienen dann als Funkbrücke zu<br />
sozialen Netzwerken, als Megadisplay für<br />
die schnelle Bildkontrolle, als Fernauslöser<br />
für die Kamera – oder auch zum direkten<br />
FOTOS: PR<br />
88 Nr. 42 <strong>13.10.2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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