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Wirtschaftswoche Ausgabe vom 13.10.2014 (Vorschau)

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Unternehmen&Märkte<br />

»<br />

schwarzen Hüten mit tiefen Krempen<br />

und dunklen Sonnenbrillen. Jeder tippt einen<br />

Code in ein Gerät vor der Tür, die sich<br />

sodann öffnet. Der Raum füllt sich. Marchionne<br />

richtet sich an die Eingetroffenen.<br />

Wir planen Rekorde, Autos viel leichter,<br />

auf ganz neuer Plattform, für Alfa Romeo.<br />

Dazu neue Motoren, mit Ferrari und Maserati.<br />

Besseres auf der Welt habt ihr bestimmt<br />

nicht gesehen. 600 Leute, all’samt<br />

Ingenieure, hab’n wir hier, all’samt von Fiat<br />

und Maserati, von Ferrari sowieso. Schon<br />

bald sind wir fertig, im Juni nächsten Jahres.<br />

Dann wird er da stehen, der neue Alfa,<br />

elegant wie einst Giulietta, sportlich wie<br />

unser 4C-Coupé. Acht neue Modelle in vier<br />

Jahren, mehr Premium geht nicht, wir beweisen<br />

es hier.<br />

Die Mitarbeiter lauschen, Marchionne<br />

fährt fort: Statt 74 000 Alfas heute werden<br />

es 400 000 sein. Dazu 1,9 Millionen Jeeps<br />

aus Melfi, das Werk dort wird gefüllt dadurch.<br />

Und auch Mirafiori wird aufleben,<br />

mit Coupés und SUVs. Und Ferrari, oh<br />

glaubt mir, wird doppelt gut geh’n. Hoch lebe<br />

Fiat, hoch Autofabrica in unserem Land.<br />

»»<br />

DRITTER AKT<br />

Die Entzauberung<br />

Auf der Bühne steht ein Tisch mit den<br />

Männern in Businessanzügen, die ins<br />

Publikum blicken. Sie sind langjährige<br />

Kenner der Automobilbranche: der<br />

Amerikaner John Murphy, der jährlich in<br />

seiner Studie „Car Wars“ den US-Automarkt<br />

analysiert; der Italiener Maurizio<br />

Landini, Chef der linken italienischen<br />

Metallgewerkschaft Fiom; Stefan Bratzel,<br />

Professor für Automobilwirtschaft und<br />

Leiter des Center of Automotive Management<br />

an der Fachhochschule der Wirtschaft<br />

in Bergisch Gladbach bei Köln;<br />

Jochen Siebert von der Unternehmensberatung<br />

JSC Automotive in Shanghai;<br />

Clemens Wasner von der auf Automotive<br />

spezialisierten Unternehmensberatung<br />

EFS in Wien; Design-Professor Tumminelli.<br />

Vor dem Tribunal sitzt Marchionne,<br />

den Rücken zum Publikum.<br />

<br />

Einer der Herren in den Businessanzügen<br />

schaltet einen Projektor an, der eine Liste<br />

von Vorwürfen an die Adresse Marchionnes<br />

an die Wand wirft. Dies ist der Katalog,<br />

beginnt der Herr im Businessanzug an<br />

Marchionne gewandt. Betrachten Sie ihn,<br />

und lesen Sie ihn mit uns.<br />

Als Erster erhebt sich Auto-Professor<br />

Bratzel und beginnt: Fiat hat ein Qualitätsproblem,<br />

2013 bei Rückrufen auf dem zweitschlechtesten<br />

Platz weltweit; bei Antrieben<br />

weit abgeschlagen, obwohl sich die Zukunft<br />

im Autobau hier entscheid’t; nur 1000 Patente<br />

2013, gegenüber 3000 bei Ford und<br />

6000 bei General Motors. Und Alfa Platz 33<br />

im Ranking der Besten, weit abgeschlagen<br />

von Premium à la Mercedes, Audi, BMW.<br />

Sodann wechseln sich die anderen am<br />

Tisch der Reihe mit der Kritik ab. ESF-Berater<br />

Wasner betont: Ohne einzigartige Technologie<br />

keine Chance zum Aufstieg, die Japaner<br />

haben’s versucht, es aber nie richtig<br />

geschafft! Designer Tumminelli wirft ein:<br />

Mit schickem Design allein seid ihr mit Alfa<br />

Romeo zur Exoten-Nummer verdammt.<br />

Gewerkschafter Landini sagt skeptisch: Wir<br />

ILLUSTRATION: EDWIN FOTHERINGHAM<br />

50 Nr. 42 <strong>13.10.2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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