Von der Gewässerpflege zur Gewässerentwicklung - WBW ...
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Verwendung ganz unterschiedlicher Verfahren, darunter bereits jahrzehntelang bekannte und erprobte ingenieurbiologische<br />
Bauweisen, aber auch neue Ansätze, wie etwa Gerinneaufweitungen, die Einbeziehung historischer<br />
Elemente o<strong>der</strong> einfach die Sukzession laufen zu lassen. Hier deutet sich die später dominanter<br />
werdende Strategie des „Lassen statt Machen“ schon an. Mit den Pilotprojekten konnten in kurzer Zeit viele<br />
neue Erkenntnisse gewonnen werden.<br />
Programm „Naturnahe Umgestaltung von Fließgewässern“<br />
Veröffentlichungen in Handbuch Wasserbau, H. 2 (Teil I & II) und Handbuch Wasser 2, H. 20 (Teil III)<br />
Teil I Leitfaden (1992) Teil II Dokumentation ausgeführter Projekte (1992)<br />
Damit präsentierte das Land den ersten umfassenden<br />
Wegweiser für die Planung und Ausführung<br />
von Projekten <strong>zur</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> naturnahen Gewässerentwicklung.<br />
Planungsinhalte und -abläufe<br />
im naturnahen Wasserbau unterscheiden sich wesentlich<br />
von denen <strong>der</strong> herkömmlichen Praxis im<br />
Wasserbau. Der wichtigste Unterschied ist die Zusammenarbeit<br />
von unterschiedlichen Disziplinen.<br />
Gerade die multidisziplinäre Betrachtungsweise in<br />
<strong>der</strong> Planung wird in diesem Leitfaden vermittelt<br />
und den Kommunen und sonstigen Interessierten<br />
als Empfehlungen <strong>zur</strong> Verfügung gestellt.<br />
Der Schwerpunkt wird auf die Beschreibung aller<br />
Phasen des Planungsablaufes gesetzt, von <strong>der</strong><br />
Vorklärung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen und Ziele<br />
<strong>der</strong> Projekte mit allen Beteiligten über die Bestandsaufnahme<br />
im Einzugsgebiet, in <strong>der</strong> Aue und<br />
am Gewässer bis hin <strong>zur</strong> Ausführungsplanung. Eine<br />
Vielzahl von Beispielen aus <strong>der</strong> Praxis, unterstützt<br />
durch Pläne, Abbildungen und Skizzen, helfen dabei,<br />
diese für viele bisher unbekannte Art <strong>der</strong> Planung<br />
in einer verständlichen Art zu vermitteln.<br />
Das Umweltministerium Baden-Württemberg begann<br />
1986 das Pilotvorhaben „Naturnahe Umgestaltung ausgebauter<br />
Fließgewässer“. Dabei wurden unter Fe<strong>der</strong>führung<br />
<strong>der</strong> damaligen Wasserwirtschaftsverwaltung und<br />
unter Mitarbeit <strong>der</strong> Naturschutzverwaltung und auch örtlicher<br />
Naturschutzverbände 37 Gewässerstrecken an<br />
Gewässern II. Ordnung auf einer Länge von rd. 70 Km<br />
umgestaltet. Nach den Umgestaltungen wurden über die<br />
folgenden Jahre breit angelegte Untersuchungen durchgeführt,<br />
die neue Erkenntnisse über die Entwicklung <strong>der</strong><br />
Gewässer lieferten. Die Pilotprojekte sollten weitere Städte<br />
und Gemeinden ebenfalls <strong>zur</strong> naturnahen Umgestaltung<br />
ihrer ausgebauten Gewässer motivieren.<br />
Das Land veröffentlichte in diesem Heft die Erfahrungen<br />
bezüglich <strong>der</strong> Planung und Ausführung von 17<br />
Pilotprojekten. Jedes Projekt wird mittels eines Steckbriefs<br />
kurz beschrieben und in einer topographischen Karte<br />
lokalisiert. Dazu werden Details zu den Bestandsaufnahmen,<br />
Entwicklungszielen, <strong>zur</strong> Planung und Ausführung<br />
vermittelt. Je<strong>der</strong> Gewässerabschnitt ist fotographisch sehr<br />
gut dokumentiert, was die Planung und Umgestaltung<br />
anschaulich nachvollziehen lässt. Sehr wertvoll sind die<br />
vielen projektbezogenen Erfahrungen, die ebenfalls<br />
mitgeteilt werden.<br />
Teil III Dokumentation <strong>der</strong> Entwicklung ausgewählter Pilotvorhaben (1995)<br />
Aus den im Teil II beschriebenen Pilotprojekten wurden sechs Gewässer II. Ordnung für eine ökologische Begleitung<br />
nach <strong>der</strong> Umgestaltung ausgewählt. Dabei fanden Untersuchungen <strong>zur</strong> Morphologie, Hydrologie, Hydraulik und<br />
Gewässerentwicklung, zu den naturgemäßen Bauweisen, Bodenkäfern, Vögeln, zum Makrozoobenthos und <strong>zur</strong><br />
Fischfauna und Vegetation statt. Es werden zuerst die Methoden, die zum Monitoring verwendet wurden, beschrieben.<br />
Anschließend wird die Entwicklung <strong>der</strong> Gewässer Speltach, Kehrgraben, Siegentalbach, Kleines Sulzbächle,<br />
Wiesenbächle, Krähenbach, Enz und Murr mit Text und Bil<strong>der</strong>n dokumentiert.<br />
Eines <strong>der</strong> umfangreichsten und bekanntesten Projekte war in dieser Hinsicht die naturnahe Umgestaltung <strong>der</strong><br />
Enz in Pforzheim. Der Umbau <strong>der</strong> Enz auf 1800 m Länge im Stadtgebiet sollte beispielhaft sein und war ein äußerst<br />
publikumswirksamer Schwerpunkt <strong>der</strong> Landesgartenschau 1992. Die anspruchsvollen Baumaßnahmen<br />
wurden in den Jahren 1990 und 1991 umgesetzt. Hierbei wurden die Ufer <strong>der</strong> Enz mit verschiedenen ingenieurbiologischen<br />
Bauweisen gestaltet und gesichert. Die Enz in Pforzheim war damit ein großes, in dieser Form<br />
noch nie da gewesenes Freilandlabor, das sich in hervorragen<strong>der</strong> Weise für Dauerbeobachtungen und Erfolgskontrollen<br />
eignete. In den folgenden zehn Jahren wurden die Entwicklung <strong>der</strong> Bauweisen in wissenschaftlichen<br />
Untersuchungen erfasst und praxisbezogene Bemessungsgrundlagen im Bereich <strong>der</strong> Hydraulik,<br />
Hydrologie und Morphologie erarbeitet. Bei diesen Untersuchungen wirkte die Wasserwirtschaftsverwaltung mit<br />
Hochschulen und Fachbüros zusammen.<br />
Die Ergebnisse erschienen in den Reihen Handbuch Wasserbau (Hefte 1-5) und Handbuch Wasser 2, die das<br />
Umweltministerium und die Landesanstalt für Umweltschutz unter dem Dach des Gesamtkonzeptes heraus-<br />
Seite 15<br />
<strong>WBW</strong> Fortbildungsgesellschaft