Von der Gewässerpflege zur Gewässerentwicklung - WBW ...
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2. Naturgemäße Bauweisen<br />
Die wesentlichen Vorteile von ingenieurbiologischen Bauweisen, auch Lebendbauten genannt, liegen in ihren<br />
ökologischen Funktionen und <strong>der</strong> landschaftsästhetischen<br />
Wirkung. 60<br />
Nicht zu unterschätzen ist, dass die meisten<br />
dieser Bauweisen im Vergleich zu<br />
harten Sicherungen deutlich kostengünstiger<br />
sind, da für ihren Bau in <strong>der</strong><br />
Regel ein geringer o<strong>der</strong> gar kein Maschineneinsatz<br />
notwendig ist. In Zeiten<br />
zunehmend leerer Kassen wiegt so ein<br />
Vorteil schwer; er war mit ein Grund,<br />
warum diese Bauweisen ab den 1990er<br />
Jahren vom Land geför<strong>der</strong>t wurden.<br />
Naturgemäße Bauweisen, insbeson<strong>der</strong>e<br />
ingenieurbiologische Methoden, haben<br />
aber auch Nachteile gegenüber den<br />
Bauten mit toten Materialien. Ihre Planung<br />
und ihr Einbau setzen ein breites<br />
Wissen voraus, das vegetationskundliche<br />
Zusammenhänge mit technischem Verstand<br />
vereinigt. Viele ingenieurbiologischen<br />
Bauweisen besitzen beispielsweise<br />
in <strong>der</strong> Anfangsphase eine eher geringe<br />
Schutzwirkung und müssen mit toten<br />
Baustoffen kombiniert werden. Außerdem sind Pflanzen lebende Organismen, die für ihre Entwicklung in Abhängigkeit<br />
von Standort und Behandlung Zeit benötigen. Der Wachstumserfolg und die zukünftige Schutzwirkung<br />
hängen von zahlreichen Faktoren ab, unter an<strong>der</strong>em von <strong>der</strong> hydraulischen Beanspruchung, von <strong>der</strong><br />
verwendeten Pflanzenart und ihrer Herkunft o<strong>der</strong> vom Zeitpunkt des Einbaus.<br />
3. Auswahl naturgemäßer Bauweisen<br />
Verschiedene Möglichkeiten, Raubäume einzusetzen. Aus Handbuch<br />
Wasserbau, H. 5 (LfU, 1993)<br />
Die Auswahl <strong>der</strong> Bauweisen muss auf die Gewässereigenschaften abgestimmt werden, vor allem auf die physikalische<br />
Beanspruchung (Stärke und Dauer des Strömungsangriffs, Abrieb bei Geschiebetransport), die Überflutungshäufigkeit<br />
und die Frosteinwirkung.<br />
Der Rohstoff bei den naturgemäßen Bauweisen sind Pflanzen. Diese besitzen je nach Art und Alter unterschiedliche<br />
technische Eigenschaften, wie etwa die Fähigkeiten, den Boden zu durchwurzeln, den Bodenwasserhaushalt<br />
zu regeln und Elastizität und Biegefestigkeit zu zeigen. Da sie Lebewesen sind, haben sie auch<br />
biologische Eigenschaften, die sie für den einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Standort, für bestimmte Lichtverhältnisse und<br />
spezifische Wasserschwankungen geeignet machen. Die Kombination <strong>der</strong> technischen mit den biologischen<br />
Eigenschaften bestimmt, für welche Bauweise und wo sie eingesetzt werden können. Es gibt eine Vielzahl von<br />
Bauweisen, die jeweils unterschiedliche Ziele verfolgen (Böschungs- o<strong>der</strong> Ufersicherung, Lenkung des Stromstrichs,<br />
För<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Sedimentation, Herstellung eines Fischunterstands) und verschiedene Belastungsgrenzen<br />
besitzen. So eignen sich Weidenfaschinen und Senkfaschinen sowohl <strong>zur</strong> Sicherung des Böschungsfußes als<br />
auch <strong>zur</strong> Sicherung von durchgehenden flachen Uferböschungen. Bei steilen Böschungen gewährleisten jedoch<br />
eine Uferkrainerwand o<strong>der</strong> eine Uferpfahlwand einen höheren Schutzgrad; sie besitzen jedoch ökologische<br />
Nachteile. Eine <strong>der</strong> ältesten Bauweisen sind die so genannten Raubäume, die als sehr günstige<br />
Sofortmaßnahme nach Hochwasser eingesetzt werden, um frisch angerissene o<strong>der</strong> angebrochene Ufer vor<br />
weiterer Erosion zu sichern.<br />
Weitere wichtige Bedingungen, die bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Bauweise in Betracht gezogen werden müssen, sind<br />
<strong>der</strong> zeitliche Aufwand und die Sach- und Personalkosten, die für den Einbau und die spätere Pflege benötigt<br />
werden. Da <strong>der</strong> Einsatz von Maschinen bei naturgemäßen Bauweisen recht begrenzt ist, nimmt <strong>der</strong> Arbeitsaufwand<br />
gegenüber dem Materialaufwand deutlich zu.<br />
60 Lange, Lecher, 1986<br />
Seite 57<br />
<strong>WBW</strong> Fortbildungsgesellschaft