Von der Gewässerpflege zur Gewässerentwicklung - WBW ...
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5 Gewässerpädagogik<br />
Zwischen den 1970er Jahren und <strong>der</strong> Jahrtausendwende waren deutliche<br />
Verbesserungen bei <strong>der</strong> biologischen Qualität <strong>der</strong> Fließgewässer in<br />
Baden-Württemberg erreicht worden. Die morphologischen Kartierungen<br />
<strong>der</strong> 1990er Jahren zeigten jedoch, dass noch viel zu tun war. 1994<br />
veröffentlichte das Land die erste Übersichtskartierung des morphologischen<br />
Zustandes <strong>der</strong> Fließgewässer in Baden-Württemberg. Die Ergebnisse<br />
wurden am zweiten Betreuertag <strong>der</strong> Gewässernachbarschaften vom<br />
damaligen Umweltminister Harald B. Schäfer vorgestellt. Es zeigte sich,<br />
dass fast die Hälfte <strong>der</strong> Gewässer als naturfern eingestuft werden musste<br />
und lediglich 20% einen naturnahen Zustand besaßen. Die Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Strukturgüte rückte stark in den Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> Wasserwirtschaftspolitik<br />
und löste große Anstrengungen <strong>zur</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung von naturnahen,<br />
strukturreichen Gewässern in <strong>der</strong> Landschaft aus.<br />
Man hatte gleichzeitig erkannt, dass für die weitere und umfassende<br />
Verbesserung des Zustandes <strong>der</strong> Gewässer die Unterstützung <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
wichtig sein würde. Nur mit <strong>der</strong> Akzeptanz und Unterstützung <strong>der</strong><br />
Bürger würden die notwendigen Maßnahmen für die Gewässerentwicklung<br />
Erfolg haben. Die Maßnahmen müssten von <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
verstanden und ihre Notwendigkeit über Kopf, Herz und Bauch erkannt werden, 39 wofür eine enge Beziehung<br />
zwischen Mensch und Gewässer Voraussetzung war. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite spürte man, dass sich die<br />
Menschen zunehmend wie<strong>der</strong> den sauberer werdenden Gewässern näherten, um sie zu erleben und zu begreifen.<br />
Wer sich davor mit den Gewässern beschäftigte, tat dies zuallererst mit dem Kopf alleine. Die Gewässer<br />
hatte man als Teil <strong>der</strong> Natur wahrgenommen, jedoch primär als Lebensraum für Flora und Fauna – Natur-<br />
Lebensräume, die vor den Menschen geschützt werden sollten.<br />
Mehrere Gründe hatten dazu geführt, dass diese Beziehung in eine Krise geraten war. Die Verschmutzung und<br />
<strong>der</strong> Ausbau vieler Gewässer in gerade Gerinne seit <strong>der</strong> Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts waren zum Großteil Ursache<br />
für die Entfremdung <strong>der</strong> Menschen zu den<br />
Gewässern. Vielerorts war es soweit gekommen,<br />
dass die Gewässer verdolt und somit<br />
„aus den Augen, aus dem Sinn“ geraten<br />
waren. Das Fehlen von natürlichen Vorbil<strong>der</strong>n<br />
verhin<strong>der</strong>te insbeson<strong>der</strong>e in den urbanen<br />
Gebieten, dass sich irgendeine Art von<br />
Beziehung aufbauen o<strong>der</strong> dass sich gar<br />
eine Sehnsucht nach <strong>der</strong> Natur von Gewässern<br />
entwickeln konnte. Heringer 40 geht<br />
noch weiter, wenn er sagt, die auf Videos<br />
entstandenen virtuellen Welten würden<br />
oftmals die realen Landschaften nachrangig<br />
machen o<strong>der</strong> gar ersetzen.<br />
Um die positiven Ansätze aufzugreifen und<br />
auch Akzeptanz für das eigene Tun zu erreichen,<br />
initiierten das Umweltministerium und<br />
die Landesanstalt für Umweltschutz das<br />
Gewässer können ein Erlebnisraum nicht nur für Kin<strong>der</strong> sein, hier an<br />
<strong>der</strong> Zwiefalter Ach. Aufn.: W. Konold.<br />
Forum Mensch & Gewässer, das am 15. September 1999 in Waiblingen stattfand. Es handelte sich um ein ungewöhnliches<br />
Treffen von „Wasserleuten“ aus den unterschiedlichsten Sparten und mit den unterschiedlichsten<br />
Erfahrungen. Es sollten Ideen, Visionen kreiert und Aktionen angedacht werden, um die verschiedenen<br />
gesellschaftlichen Gruppen zum Lernen und Handeln zu bewegen.<br />
39 Dorka et al., 2005<br />
40 Heringer, 2001<br />
<strong>Von</strong> <strong>der</strong> Gewässerpflege <strong>zur</strong> Gewässerentwicklung Seite 36