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Psychotherapeutische Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund Simon Lorenz (Jahrgang 1985), Klinischtherapeutischer Sozialarbeiter (M. A.) ist derzeit in Ausbildung zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten. Prof. Dr. Johannes Jungbauer (Jahrgang 1964), Professor für Psychologie an der Kath. Hochschule NRW in Aachen, ist Leiter des Instituts für Gesundheitsforschung und Soziale Psychiatrie (igsp). Prof. Dr. Johannes Jungbauer Katholische Hochschule NRW (KatHO) Abteilung Aachen igsp Aachen Robert-Schuman-Str. 25 52066 Aachen j.jungbauer@katho-nrw.de Sabine Wild (Jahrgang 1981), Klinischtherapeutische Sozialarbeiterin (M. A.), ist derzeit in Ausbildung zur Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin. Korrespondenzadresse: Simon Lorenz/Sabine Wild Katholische Hochschule NRW (KatHO) Abteilung Aachen Robert-Schuman-Str. 25 52066 Aachen simonlorenz1@gmx.de 264 Psychotherapeutenjournal 3/2014
Cognitive Processing Therapy zur Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung Julia König und Rita Rosner Zusammenfassung: Zur Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) liegen positive Therapieergebnisse für unterschiedliche Verfahren vor. Cognitive Processing Therapy (CPT; Resick, Monson & Chard, 2007) gehört zu den international am besten evaluierten Verfahren, ist aber in Deutschland trotzdem wenig bekannt. Die CPT beruht auf einem sozial-kognitiven Störungsmodell der PTBS und ist eine vorrangig kognitive Psychotherapie. Neben einer Vorstellung der CPT werden Evaluationsstudien bei Erwachsenen vorgestellt. Aus Deutschland liegen bisher drei Studien vor, deren Ergebnisse nahelegen, dass sich das Manual auch hierzulande gut einsetzen lässt. Abschließend wird eine Adaptation für Jugendliche beschrieben: Die Entwicklungsangepasste kognitive Verhaltenstherapie (E-KVT) kombiniert CPT mit einer Commitmentphase sowie einem Emotionsregulationstraining und berücksichtigt die entwicklungsbedingten Bedürfnisse von Jugendlichen. Der Artikel macht die breiten Anwendungsmöglichkeiten der CPT deutlich und soll Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten 1 zur Anwendung dieses Verfahrens motivieren. Zu den international am breitesten und besten evaluierten Methoden innerhalb der KVT gehört die Cognitive Processing Therapy (CPT; Resick & Schnicke, 1993; im Deutschen manchmal als Kognitive Verarbeitungstherapie bezeichnet). Sie gilt zusammen mit der Prolongierten Exposition nach Foa (PE; Rauch & Foa, 2006) als die Methode der ersten Wahl. Beide Methoden sind dem Bereich der KVT zugeordnet, setzen aber unterschiedliche Schwerpunkte. Während die CPT den Schwerpunkt auf die Veränderung problematischer Kognitionen setzt, betont PE den Expositions- und Habituationsaspekt in der Behandlung. Watts et al. (2013) berechneten innerhalb der evaluierten KVT- Studien die Effektstärken für Interventionen, die eher einen kognitiven Fokus setzen, im Vergleich zu Interventionen mit einem stärkeren Expositionsaspekt und fanden Effektstärken von 1.63 (95% KI 1.19-2.07) für eher kognitive Verfahren im Vergleich zu 1.08 (95% KI 0.85-1.31) für eher expositionsbetonte Verfahren. Seit der Einführung der Diagnose Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) hat sich die Zahl der Veröffentlichungen zur Behandlung dieser Störung und anderer Traumafolgestörungen vervielfacht. Ergebnisse randomisierter klinischer Studien, Pilotstudien und Fallberichte sowie die Beschreibung nicht evaluierter Methoden stehen für Praktiker oft unverbunden nebeneinander und erschweren die Einordnung und Bewertung dieser Methoden. Leitlinien, die auf Metaanalysen basieren (z. B. Australian Centre for Posttraumatic Mental Health [ACPMH], 2007; National Institute for Health and Care Excellence, 2005 [NICE]), sind oft nur in Englisch verfügbar und finden daher in Deutschland nur eine eingeschränkte Leserschaft, während die deutschen, von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) herausgegebenen Leitlinien (Flatten et al., 2011) eher konsensbasiert sind und nicht auf einer eigens durchgeführten Metaanalyse beruhen. Insgesamt liegen aus dem Bereich der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) 54 methodisch hochrangige randomisierte klinische Studien vor (Watts et al., Psychotherapeutenjournal 3/2014 2013), während zu Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR; Shapiro, 2007) nur 11 und zu psychodynamischer und Hypnotherapie jeweils nur eine Studie eingeschlossen werden konnten. Obwohl es also auch Behandlungskonzepte aus anderen Schulen, wie der psychodynamischen (Sachsse, Vogel & Leichsenring, 2006; Müller & Sachsse, 2010) oder gestalttherapeutischen (Butollo, König, Karl, Henkel & Rosner, 2014), gibt, wurden diese bislang nur selten in methodisch hochrangigen Designs erforscht. Damit gilt die KVT insgesamt als das mit weitem Abstand am besten evaluierte Verfahren. Zudem liegen die Effektstärken im großen bis sehr großen Bereich. CPT wurde ursprünglich für die Psychotherapie von Vergewaltigungsopfern entwickelt und wurde seither bei unterschiedlichen Patientengruppen mit PTBS (Soldaten, Flüchtlinge, Gefängnisinsassen etc.) und auch bei Komplextraumatisierten erfolgreich eingesetzt. Trotz der guten Wirksamkeit und der Robustheit der Methode ist die CPT in Deutschland wenig bekannt. Ziel dieses Artikels ist es zum einen, die CPT vorzustellen, und zum anderen, insbesondere die Studienergebnisse zusammenzufassen, die für Patienten nach sexuellem Missbrauch vorliegen. Zum CPT Modell Die CPT (Resick, Monson & Chard, 2007; 2014) beruht auf einem sozial-kognitiven Modell, welches sich von den rein kognitiven Theorien darin unterscheidet, dass nicht nur auf die durch ein Trauma ausge- 1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit werden im Folgenden nicht durchgehend beide Geschlechtsformen genannt, selbstverständlich sind jedoch Frauen und Männer gleichermaßen gemeint. 265
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