ptj_2014-3
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Mitteilungen der<br />
Grenzen, Brüche, Übergänge – Spannungsfelder psychotherapeutischen Handelns.<br />
Spannende Diskussionen auf der Pressekonferenz und dem 5. Hamburger<br />
Psychotherapeutentag<br />
Von Birte Westermann<br />
Was ist „krank“, was ist „gesund“ oder besser:<br />
Wer ist „krank“ und wer ist „gesund“?<br />
Die offiziellen Definitionen für diese Frage<br />
gibt unter anderem das amerikanische<br />
Klassifikationssystem DSM-V, das für das<br />
ICD-11 richtungsweisend sein wird. Doch<br />
welche positiven und negativen Auswirkungen<br />
wird die Neuauflage des Klassifikationssystems<br />
auf den Krankheitsbegriff haben<br />
und was bedeutet sie für die diagnostische<br />
und psychotherapeutische Arbeit?<br />
Mit diesen Themen beschäftigte sich die<br />
Psychotherapeutenkammer Hamburg im<br />
Rahmen des 5. Hamburger Psychotherapeutentages<br />
sowie einer Pressekonferenz<br />
am Vortag.<br />
Hamburg<br />
Am Freitag, den 20. Juni <strong>2014</strong> wurden die<br />
Themen des 5. Hamburger Psychotherapeutentages<br />
auf der Pressekonferenz in<br />
der Geschäftsstelle der Hamburger Psychotherapeutenkammer<br />
vorgestellt. Unter<br />
der Fragestellung „Wer definiert die Grenzen<br />
zwischen Gesundheit und Krankheit?“<br />
diskutierten die Journalisten*) mit den Vorstandsmitgliedern<br />
über die Neueinführung<br />
der Klassifikationssysteme DSM-V sowie<br />
ICD-11. Was sind die Hauptkritikpunkte an<br />
der Neuausgabe? Was steckt hinter der<br />
Ausweitung der Krankheitskriterien? Gibt<br />
es dafür wissenschaftlich belegbare Gründe?<br />
Die Pressmitteilung der Psychotherapeutenkammer<br />
Hamburg zu diesen Fragen<br />
finden Sie auf unserer Homepage.<br />
Am selben Abend lud die Psychotherapeutenkammer<br />
Hamburg zu einem Sommerempfang<br />
in die Geschäftsstelle ein. Die Vertreter<br />
unterschiedlicher Institutionen aus<br />
dem Hamburger Gesundheitswesen hatten<br />
in ruhiger Atmosphäre die Gelegenheit, sich<br />
zu vernetzen, zu diskutieren und sich den<br />
angeregten Gesprächen zu widmen.<br />
Psychotherapeutenjournal 3/<strong>2014</strong><br />
Dipl.-Psych. Jürgen Hardt, Prof. Dr. Corinna Petersen-Ewert, Dipl.-Psych. Eva Asselmann und<br />
Prof. Dr. Rainer Richter<br />
Am Samstag, den 21. Juni <strong>2014</strong> folgten<br />
dann ca. 150 Besucher der Einladung zum<br />
5. Hamburger Psychotherapeutentag in<br />
den Räumen der Ärztekammer, um die<br />
spannenden Themen im Rahmen von Vorträgen<br />
und Workshops zu vertiefen.<br />
Die Vorträge am Vormittag beschäftigten<br />
sich im Wesentlichen damit, welche positiven<br />
und negativen Auswirkungen das<br />
DSM-V in Bezug auf die Begriffsdefinitionen<br />
„krank“ und „gesund“ und damit auf<br />
Prävention, Diagnostik und Behandlung<br />
psychischer Erkrankungen sowie deren gesellschaftliche<br />
Bedeutung haben kann.<br />
Frau Prof. Dr. Corinna Petersen-Ewert,<br />
Professorin für Gesundheits- und Sozialwissenschaften<br />
an der HAW sowie Vorsitzende<br />
der HAG, referierte zum Thema<br />
„Einfluss des Krankheitsbegriffs auf die Prävention<br />
psychischer Erkrankungen“. Sie<br />
beschrieb, inwieweit präventive Maßnahmen<br />
auf den sich wandelnden Krankheitsbegriff<br />
angepasst werden können. Die<br />
Ausweitung des Krankheitsbegriffs sei dabei<br />
kritisch zu betrachten, da das Risiko<br />
einer (medikamentösen) Überbehandlung,<br />
eine fehlerhafte Verteilung knapper<br />
Ressourcen sowie einer Stigmatisierung<br />
und Psychiatrisierung der Bevölkerung bestünden.<br />
Gleichzeitig berge sie aber auch<br />
Chancen der früheren Behandlung psychischer<br />
Erkrankungen sowie der frühzeitigen<br />
Prävention und Gesundheitsförderung.<br />
Um eine Akzeptanz der vielfältigen „Normalitäten“<br />
in der Gesellschaft herzustellen,<br />
müssten nach Petersen-Ewert gesellschaftsbezogene,<br />
aber auch individuenbezogene<br />
Strategien verfolgt werden. Im<br />
Schlusswort ihres Vortrags hob sie hervor,<br />
dass die Kompetenz der Psychotherapeu-<br />
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