ptj_2014-3
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Niedersachsen<br />
Dr. C. Henning – Foto: Kanzlei Dr. Rüping & Partner<br />
automatisch bei einer Teilentsperrung<br />
des Planungsbereichs. Inhaber von<br />
Sonderbedarfszulassungen müssen sich<br />
auf neu ausgeschriebene Kassensitze<br />
bewerben.<br />
• Berufsausübungsgemeinschaften:<br />
Berufsausübungsgemeinschaften werden<br />
nach der Zulassungsverordnung-<br />
Ärzte zur gemeinsamen Ausübung der<br />
vertragspsychotherapeutischen Tätigkeit<br />
gegründet. Hierunter fallen auch<br />
Gemeinschaftspraxen, deren Gründung<br />
bisher unter Psychotherapeuten noch<br />
wenig populär ist. Dies könnte sich in<br />
Zukunft ändern, zumal dem Votum eines<br />
in der Praxis verbleibenden Gemeinschaftspraxispartners<br />
bei der Nachbesetzung<br />
in der Regel ein besonderes<br />
Gewicht zukommt. Welches Gewicht<br />
den Interessen der in der Praxis verbleibenden<br />
Ärzte einer Berufsausübungsgemeinschaft<br />
bei der Bewerberauswahl<br />
beizumessen ist, hängt auch von Dauer<br />
und Intensität der bisherigen Zusammenarbeit<br />
in der Berufsausübungsgemeinschaft<br />
ab.<br />
• Fortführungswille als Auswahlkriterium:<br />
Im Nachbesetzungsverfahren kann<br />
nur ein Bewerber ausgewählt werden,<br />
der auch den Willen hat, die Praxis des<br />
Abgebers fortzuführen. Laut Urteil des<br />
BSG vom 20.03.<br />
2013 (Az.: B 6 KA<br />
19/12 R) zeigt sich<br />
ein solcher Fortführungswille<br />
u. a. an<br />
der Beibehaltung<br />
des Praxisortes, sodass<br />
ein Verlegungsantrag,<br />
der zeitgleich<br />
mit dem Zulassungsantrag<br />
gestellt wird,<br />
den Fortführungswillen<br />
infrage stellen<br />
kann. Bei der Abgabe<br />
hälftiger Versorgungsaufträge<br />
wird<br />
ein zeitgleicher Verlegungsantrag<br />
zurzeit<br />
von den ZA<br />
noch als unproblematisch bewertet.<br />
• (Nach-)Besetzung von Arztstellen<br />
durch PP/KJP: Nach einem Beschluss<br />
zur Bedarfsplanungsrichtlinie des G-BA<br />
vom 19.12.2013 ist die Vorbehaltsquote<br />
für ärztliche Psychotherapeuten weiterhin<br />
gültig. Können die für Ärzte ausgeschriebenen<br />
Kassensitze jedoch nicht<br />
ausgefüllt werden, dürfen sich auch PP<br />
und KJP auf für Ärzte ausgeschriebene<br />
Sitze bewerben, sofern der Versorgungsgrad<br />
des Zulassungsbezirks unter<br />
110% liegt. Das BSG hat mit Urteil vom<br />
02.07.<strong>2014</strong> (Az.: B 6 KA 23/13 R) entschieden,<br />
dass die Angestelltenstelle<br />
einer ausschließlich psychotherapeutisch<br />
tätigen Ärztin mit einer Psychologischen<br />
Psychotherapeutin nachbesetzt<br />
werden darf.<br />
• Vorrang von Ehegatten und Kindern<br />
im Nachbesetzungsverfahren: Auch<br />
wenn eine Praxis an Ehegatten oder<br />
Kinder weitergegeben werden soll,<br />
muss eine offizielle Ausschreibung erfolgen.<br />
Der Familienstatus ist im Folgenden<br />
nur eines der Auswahlkriterien des<br />
ZA.<br />
• Sonderbedarfszulassungen: Bei der<br />
Entscheidung über einen Antrag auf<br />
Sonderbedarfszulassung hat der ZA einen<br />
weiten Beurteilungsspielraum.<br />
Nach einer Entscheidung des LSG Berlin-Brandenburg<br />
(Urteil vom 23.10.<br />
2013, Az.: L 7 KA 86/12) sind allerdings<br />
„ausreichend fundierte Ermittlungen“<br />
zur Versorgungslage anzustellen.<br />
Stellungnahmen bereits zugelassener<br />
Leistungserbringer sind anhand<br />
der Abrechnungsdaten zu überprüfen.<br />
Zeigt sich anhand der Abrechnungsdaten,<br />
dass vorhandene Kapazitäten<br />
nicht ausgeschöpft werden, können<br />
diese dem Antrag auf Sonderbedarfszulassung<br />
nicht entgegengehalten<br />
werden. Das psychotherapeutische<br />
Angebot von Hochschulambulanzen<br />
und Ausbildungsinstituten darf bei der<br />
Ermittlung der Versorgungslage nicht<br />
berücksichtigt werden und kann somit<br />
einer Sonderbedarfszulassung nicht<br />
mehr entgegenstehen.<br />
• Sitzverlegungen innerhalb eines Planungsbereichs:<br />
Die Strenge bei der<br />
Bewilligung von Sitzverlegungen hat zuletzt<br />
zugenommen. Während der Zulassungsausschuss<br />
in der Vergangenheit<br />
einer Sitzverlegung zustimmen musste,<br />
sofern keine Gründe der vertragsärztlichen<br />
Versorgung dem entgegenstanden,<br />
heißt es nun in § 24 Abs. 7 der<br />
Zulassungsverordnung-Ärzte: „Der Zulassungsausschuss<br />
darf den Antrag eines<br />
Vertragsarztes auf Verlegung seines<br />
Vertragsarztsitzes nur genehmigen, wenn<br />
Gründe der vertragsärztlichen Versorgung<br />
dem nicht entgegenstehen.“<br />
Nach der Rechtsprechung des SG Marburg<br />
(Beschluss vom 05.02.<strong>2014</strong>, Az.: S<br />
12 KA 36/14 ER) können die Zulassungsgremien<br />
eine Praxisverlegung<br />
auch in einem wegen Überversorgung<br />
gesperrten Planungsbereich ablehnen,<br />
wenn der Sitz aus einem Teil mit geringerer<br />
Versorgungsdichte in einen Teil<br />
mit wesentlich höherer Versorgungsdichte<br />
verlegt wird, auch wenn der Teil<br />
mit geringerer Versorgungsdichte nach<br />
Sitzverlegung noch ausreichend versorgt<br />
wäre.<br />
Dipl.-Psych. Lea Peplau<br />
Niedersachsen<br />
Psychotherapeutenjournal 3/<strong>2014</strong><br />
331