ptj_2014-3
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Mitteilungen der Psychotherapeutenkammer<br />
Hamburg<br />
Besucherinnen und Besucher des<br />
5. Hamburger Psychotherapeutentages<br />
ten benötigt werde, um eine erfolgreiche<br />
Prävention von psychischen Erkrankungen<br />
voranzutreiben.<br />
Dipl.-Psych. Eva Asselmann der Technischen<br />
Universität Dresden knüpfte an das<br />
Thema des sich wandelnden Krankheitsbegriffs<br />
an und ging auf die wesentlichen<br />
Neuerungen und Implikationen des DSM-<br />
V für das ICD-11 ein. Sie beschrieb dabei<br />
die Vorteile der Überarbeitung des DSM<br />
sowie die Ziele, die hiermit einhergehen:<br />
So hob sie zum Beispiel die Verbesserung<br />
der klinischen Nützlichkeit, die Erhöhung<br />
von Reliabilität und Validität, die Integration<br />
neuer Forschungsbefunde sowie die<br />
Erleichterung der Handhabung durch Vereinfachung<br />
vieler Störungsklassen hervor.<br />
Neben den positiven Aspekten der Neuauflage<br />
beleuchtete Asselmann aber auch<br />
die Kritik am DSM-V, z. B. seitens Allen<br />
Frances, der den Vorsitz der Arbeitsgruppe<br />
zur Revision des DSM-IV hatte. Dennoch<br />
sei es aus ihrer Sicht nicht erwiesen, dass<br />
es eine Inflation psychischer Störungen<br />
durch die Revision geben wird.<br />
Dipl.-Psych. Jürgen Hardt, Gründungspräsident<br />
der Landespsychotherapeutenkammer<br />
Hessen, setzte sich gesellschaftspolitisch<br />
mit der Frage „Was ist gesund –<br />
was ist krank?“ auseinander und beschrieb<br />
in seinem Vortrag den kulturellen Einfluss<br />
auf die Konzepte von Gesundheit und<br />
Krankheit. Hardt beschrieb die gesellschaftlichen<br />
Veränderungen, insbesondere die<br />
Veränderungen unseres Gesundheitssystems<br />
sowie die damit einhergehenden Veränderungen<br />
für die Psychotherapie. Der<br />
aktuelle Kulturwandel sei zum Beispiel mit<br />
der Computerisierung verbunden und betreibe<br />
eine Digitalisierung und zugleich<br />
Ökonomisierung aller Lebensbereiche. Davon<br />
sei insbesondere die Gesundheitsversorgung<br />
betroffen. Mit dem neuen Gesundheitsbewusstsein<br />
entstünde, so Hardt, ein<br />
neuer Markt: Die boomende Gesundheitswirtschaft.<br />
Am Ende seines Vortrags beleuchtete<br />
er kritisch die Diskussion, ob pathologische<br />
Trauer in den Katalog des ICD<br />
aufgenommen werden soll.<br />
Der Nachmittag wurde genutzt, um in fünf<br />
Workshops die verschiedenen Aspekte des<br />
psychotherapeutischen Alltags zu vertiefen.<br />
Wie geht man mit suizidalen Patientinnen<br />
und Patienten um? Welche Herausforderung<br />
birgt die Arbeit mit schwer körperlich<br />
erkrankten Menschen und ihren Angehörigen?<br />
Was ist – im Hinblick auf die<br />
Psychopathologisierung von Kindern und<br />
Jugendlichen und ihren Eltern – „normal“,<br />
„auffällig“ oder „krank“? Diese und andere<br />
Fragen wurden in den Workshops diskutiert.<br />
Auch die Möglichkeiten und Grenzen<br />
von körpertherapeutischen Interventionen<br />
sowie die Psychotherapie im Straf- und<br />
Maßregelvollzug wurden im Rahmen der<br />
Workshops betrachtet.<br />
In der Abschlussrunde wurden die Ergebnisse<br />
der Workshops zusammengetragen<br />
und die unterschiedlichen Sichtweisen<br />
und Perspektiven der Besucher diskutiert.<br />
Klausurtagung Ethik-Kommission<br />
Von Birte Westermann<br />
Was genau macht eigentlich eine Ethik-<br />
Kommission? Bereits in der letzten Ausgabe<br />
des PTJ gingen wir im Rahmen eines<br />
Interviews auf die Aufgaben, die Zusammensetzung<br />
und das Procedere der Ethik-<br />
Kommission ein. Um sich mit den anderen<br />
Landeskammern auszutauschen und weitere<br />
Möglichkeiten der länderübergreifenden<br />
Zusammenarbeit zu diskutieren, lud<br />
die Psychotherapeutenkammer Hamburg<br />
am 24. Mai <strong>2014</strong> zu einer Klausurtagung<br />
im Anglo German Club in Hamburg ein.<br />
Prof. Dr. Herta Richter-Appelt sowie Dr.<br />
Michael Wunder, Mitglieder der Ethik-<br />
Kommission der PTK Hamburg, berichteten<br />
zum Einstieg über die ethische Bewertung<br />
von psychotherapeutischer Forschung<br />
als Aufgabe von Psychotherapeutenkammern<br />
und erläutert in diesem Zusammenhang<br />
die Arbeit sowie das Vorgehen der<br />
Ethik-Kommission der PTK Hamburg. Prof.<br />
Dr. Martin Stellpflug, Justiziar der BPtK,<br />
referierte im Anschluss über die wesentlichen<br />
Aufgaben von Ethik-Kommissionen<br />
und stellte insbesondere den rechtlichen<br />
Rahmen dar.<br />
Die Teilnehmer*) der Klausurtagung diskutierten<br />
im Anschluss, ob ein Bedarf für<br />
eine länderübergreifende Zusammenarbeit<br />
besteht. Während der Diskussion<br />
wurde deutlich, dass sich die Landeskammern<br />
hinsichtlich von Forschungsfragen<br />
im psychotherapeutischen Bereich<br />
nicht ihrer Verantwortung entziehen dürfen.<br />
Somit sprachen sich einige Kammern<br />
dafür aus, eine eigene Ethik-Kommission<br />
einzurichten. Da die Anzahl der<br />
Anträge besonders bei den kleineren<br />
Kammern jedoch eher gering sind, bestand<br />
aber auch seitens einiger Kammern<br />
der Wunsch zur Einrichtung einer<br />
länderübergreifenden Ethik-Kommission.<br />
Die Fragestellung, ob solch eine länderübergreifende<br />
Kommission in der Praxis<br />
umsetzbar ist, wurde im Länderrat bereits<br />
eingebracht und auf die nächste<br />
Sitzung vertagt.<br />
322 Psychotherapeutenjournal 3/<strong>2014</strong>