ptj_2014-3
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Mitteilungen der<br />
Psychotherapeutenkammer<br />
Bremen<br />
Kooperation zwischen Gesundheitsamt und PKHB nimmt Fahrt auf<br />
Gemeinsame Fortbildungsveranstaltung im Rosenpavillon gut besucht<br />
Nachdem es Anfang des Jahres zu einem<br />
ersten Austausch zwischen der Amtsleitung<br />
des Gesundheitsamtes der Stadt Bremen<br />
und der PKHB über Möglichkeiten<br />
der Zusammenarbeit gekommen war, hat<br />
die konkrete Kooperation nun Gestalt angenommen.<br />
Das Gesundheitsamt führt<br />
wie berichtet (siehe PTJ 01/14) seit dem<br />
Jahr 2011 im Rahmen der Schuleingangsuntersuchungen<br />
regelmäßig auch ein<br />
Screening zu psychischen Auffälligkeiten<br />
bei Kindern vor ihrer Einschulung durch.<br />
Anliegen des Amtes ist es, psychisch auffälligen<br />
Kindern und ihren Eltern zeitnah<br />
eine weitergehende Diagnostik und bei<br />
Bedarf einen Zugang zur psychotherapeutischen<br />
Behandlung zu ermöglichen. Die<br />
PKHB hatte in der Folge eine Liste von Psychotherapeuten<br />
erstellt, die sich als Kinder-<br />
und Jugendlichenpsychotherapeut<br />
bzw. Psychologischer Psychotherapeut bereit<br />
erklärt haben, bei Anfrage alsbald einen<br />
ersten Termin zur weiteren Abklärung<br />
bereitzustellen. In diesem Zuge äußerten<br />
Kolleginnen und Kollegen den Wunsch<br />
nach einer Fortbildung, um genauer über<br />
die beim Gesundheitsamt stattfindenden<br />
Untersuchungen und die damit verbundenen<br />
Erwartungen informiert zu werden.<br />
Am 3. Juli fand jetzt eine erste Fortbildungsveranstaltung<br />
statt, die gemeinsam<br />
von der Sozialpädiatrischen Abteilung des<br />
Gesundheitsamtes und der PKHB veranstaltet<br />
wurde. An dieser gut besuchten Veranstaltung<br />
im Rosenpavillon des Gesundheitsamtes<br />
nahmen nicht nur Kinder- und<br />
Jugendlichenpsychotherapeuten, sondern<br />
auch Kinder- und Jugendpsychiaterinnen<br />
und -psychiater teil.<br />
Zunächst stellte die Leiterin Dr. Gabriele<br />
Sadowski die verschiedenen Tätigkeitsfelder<br />
der Abteilung vor. Im Anschluss referierte<br />
Martina Sappa, die Leiterin des Referats<br />
Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes,<br />
zum sozialpädiatrischen Entwicklungsscreening<br />
für die Schuleingangsuntersuchung<br />
(SOPESS). Im Rahmen dieser<br />
Untersuchung werden die Visuomotorik,<br />
die selektive Aufmerksamkeit, das Zahlenund<br />
Mengenvorwissen, das visuelle Wahrnehmen<br />
und Schlussfolgern, die Sprachentwicklung<br />
und die Körperkoordination<br />
getestet. Parallel zu dieser Testung der<br />
Kinder erhalten die Eltern einen Erhebungsbogen,<br />
in dem nach psychischen<br />
Auffälligkeiten während der zurückliegenden<br />
sechs Monate gefragt wird. Benutzt<br />
wird hierfür das Screeninginstrument<br />
„Strenghths and Difficulties Questionaire“<br />
(SDQ). Die Art der Befragung und die Ergebnisse<br />
im zurückliegenden Jahr 2013<br />
wurden von der Kinder- und Jugendärztin<br />
Claudia Gerken in engagierter Weise vorgetragen.<br />
Dieser Fragebogen wird weltweit<br />
eingesetzt und ist für die Altersgruppe von<br />
4 bis 17 Jahren normiert und gut evaluiert.<br />
Insgesamt vier Problemfelder werden darüber<br />
erfasst: Emotionale Probleme, allgemeine<br />
Verhaltensprobleme, Hyperaktivität<br />
und auffälliges Verhalten im Umgang mit<br />
Gleichaltrigen. Des Weiteren wird als Ressource<br />
auch das prosoziale Verhalten ermittelt.<br />
Seit Beginn des Screenings im Jahr<br />
2011 gibt es eine stabile Beteiligung, die<br />
bei 90% ausgefüllter Fragebögen liegt.<br />
84% der Kinder hatten in 2013 keinen auffälligen<br />
Befund. 10,4% waren in einem<br />
Bereich, 4,3% in zwei, 1,0% in drei und<br />
0,3% in allen vier Bereichen auffällig. Die<br />
Befundhäufigkeiten sind in den Problemskalen<br />
Verhalten und Peerprobleme über<br />
die untersuchten Jahre am stärksten ausgeprägt.<br />
In den Bereichen Verhalten, Hyperaktivität<br />
und Peerprobleme sind Jungen<br />
mehr belastet als Mädchen. Darüber hinaus<br />
gibt es eine direkte Korrelation zwischen<br />
sozial benachteiligten Stadtteilen<br />
und der Ausprägung der psychischen Auffälligkeit.<br />
Im zurückliegenden Jahr wurden 109 Verweisungen<br />
zur weiterführenden Diagnostik<br />
erteilt, 113 Kinder befanden sich schon<br />
in psychotherapeutischer oder kinderpsychiatrischer<br />
Behandlung, 548 Kinder wiesen<br />
zwar eine psychische Auffälligkeit auf,<br />
aber ohne dass eine Verweisung erforderlich<br />
schien.<br />
Zum Abschluss formulierten die Vertreterinnen<br />
des Gesundheitsamtes ihre Wünsche<br />
an eine Kooperation mit den Psychotherapeuten:<br />
Bremen<br />
Psychotherapeutenjournal 3/<strong>2014</strong><br />
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