Horizonte - Kantonsschule Enge
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Jahresbericht 2010/2011<br />
110<br />
Amerikanern finanziert werden und die radikalsten<br />
Gegner fast ausschliesslich von europäischen<br />
Organisationen. Das Interesse der Amerikaner<br />
schien noch nachvollziehbar zu sein,<br />
da sie ja die Technologie entwickelt hatten. Bei<br />
der aggressiven europäischen Einmischung war<br />
mir jedoch nicht klar, auf welchen Überlegungen<br />
diese beruht. Mir wurde dann schliesslich<br />
bewusst, dass die negative Haltung zur grünen<br />
Gentechnik in Europa der Grund dafür ist. Politische<br />
Parteien und öffentliche Organisationen<br />
können leicht Bonuspunkte in der Öffentlichkeit<br />
sammeln, indem sie Betroffenheit gegenüber<br />
der grünen Gentechnik markieren und dann<br />
auch zeigen, dass sie etwas dagegen tun wollen.<br />
Da man in der Schweiz bereits den Anbau verboten<br />
hat und Grossverteiler sich entschieden<br />
haben, keine gentechnisch veränderten Nahrungsmittel<br />
zum Verkauf anzubieten, muss man<br />
sich zwangsläufig auf Entwicklungsländer konzentrieren,<br />
wenn man die Technologie bekämpfen<br />
will. Das wäre vielleicht alles kein Problem,<br />
wenn wir selber eine konkrete Erfahrung mit<br />
der Technologie hätten. Doch leider haben wir<br />
die nicht, weil die Technologie tabuisiert wurde.<br />
Man kann sogar sagen, dass wir zunehmend die<br />
Kompetenz verlieren, wenn es um die Beurteilung<br />
von tatsächlichen Risiken der Technik geht,<br />
denn es ist mittlerweile unmöglich geworden,<br />
auch nur Feldversuche in der Schweiz durchzuführen,<br />
um mehr über die Risiken in Erfahrung<br />
zu bringen. Mir war es daher ein Anliegen, dass<br />
gerade Schüler/innen an <strong>Kantonsschule</strong>n mehr<br />
konkrete Erfahrung mit der Technologie machen<br />
und in einem Rollenspiel mehr als nur die<br />
offiziellen und vereinfachten Thesen zur Gentechnik<br />
in Entwicklungsländern (die meistens<br />
auf reduktionistische Fragen wie «Löst die Gentechnik<br />
das Hungerproblem?» hinauslaufen)<br />
vertreten sollten. Das Thema ist komplex und<br />
ambivalent, und je mehr die Schüler/innen mit<br />
unterschiedlichen Perspektiven vertraut werden,<br />
desto besser können sie sich ein selbständiges<br />
moralisches Urteil bilden.<br />
Mir ist aufgefallen, dass Sie uns mit relativ<br />
wenig theoretischen Grundlagen die<br />
komplexen Fragen diskutieren liessen.<br />
Wieso wählten Sie diese Vorgehensweise?<br />
(Als Feedback: Viele Schüler fühlten sich vom<br />
Tempo und der Komplexität (v.a. in Ethik)<br />
etwas überfordert.)<br />
Es ist mehr bewusst, dass da viel Stoff auf einmal<br />
eingeführt wurde. Wir planten ursprünglich zwei<br />
Tage für Versuche im Labor plus zwei Tage für den<br />
Unterricht in Ethik und Sozioökonomie ein, doch<br />
Kantonschulen sind sehr eingeschränkt, wenn<br />
es um die Verfügbarkeit der Schüler/innen für<br />
Nationalfondsprojekte geht. Sie werden ja nicht<br />
wirklich dafür kompensiert, dass sie an solchen<br />
Forschungsprojekten teilnehmen. Ich stimme<br />
aber zu, dass auch vier Tage nicht reichen für die<br />
Vermittlung eines umfassenden Bildes. Ich hoffe<br />
aber, dass zumindest die Erfahrung im Labor und<br />
das Rollenspiel im Schulzimmer das Interesse der<br />
Schüler/innen geweckt haben. Wenn dem so ist,<br />
so haben wir zumindest schon einiges erreicht,<br />
denn die Motivation, mehr in Erfahrung zu bringen,<br />
bleibt schliesslich jedem Schüler selbst überlassen.<br />
Warum wählten Sie für Ihr Projekt<br />
Mittelschüler/innen?<br />
Mittelschüler/innen haben bereits ein relativ<br />
gutes Grundlagenwissen im Bereich Biologie,<br />
Chemie und Physik. Sie können daher die Substanzen<br />
und Techniken, die im Labor verwendet<br />
werden, besser einordnen und verstehen als